Hello, world!

Hallo,schön dass du hier bist, ich wünsche dir viel Spass beim Stöbern.

 

Reinhard Mey

Wie vor Jahr und Tag
Wie vor Jahr und Tag liebe ich dich, doch
vielleicht weiser nur und bewusster noch
und noch immerfort ist ein Tag ohne dich
ein verlor'ner Tag,
verlor'ne Zeit für mich.
Wie vor Jahr und Tag ist noch immerfort
das Glück und dein Name dasselbe Wort.
Allein was sich geändert haben mag,
ich lieb dich noch mehr als vor Jahr und Tag.

1. Mit wieviel Hoffnungen hat alles angefangen,
wieviel Erwartung auf dem Weg, der vor uns lag.
Wir sind seitdem manch Stück darauf gegangen,
und doch ist er für mich neu wie vor Jahr und Tag.
Ich zähl die Jahre, die seitdem verstrichen,
schon lange nicht mehr auf den Fingern einer Hand.
Und doch ist nichts von deinem Bild verblichen,
vermiss ich nichts, was ich liebenswert daran fand.

Refrain: Wie vor Jahr und Tag ...

2. Ich habe tausendmal versucht, dich zu erlernen.
So wie man aus einem Buch lernen kann, ich Tor.
Und sah mit jeder Lektion sich mein Ziel entfernen.
Und heute weiß ich weniger noch als zuvor.
Ich habe tausendmal versucht, vorauszusehen,
wie du wohl handeln würdest, aber jedesmal,
wenn ich schon glaubte, alles an dir zu verstehen,
erschien es mir, als säh ich dich zum ersten Mal.

Refrain: Wie vor Jahr und Tag ...

3. Lachen und Weinen sind in jener Zeit verklungen,
die in Siebenmeilen-Stiefeln an uns vorüber eilt.
Und von den besten all meiner Erinnerungen,
hab ich die schönsten, meine Freundin, wohl mit dir geteilt
Nein, keine Stunde gäb's, die ich bereute,
und mir bleibt nur als Trost dafür, dass keine wiederkehrt:
Viel mehr als gestern liebe ich dich heute,
doch weniger noch, als ich dich morgen lieben werd.

Refrain: Wie vor Jahr und Tag ...


 



 

 

                                                                    

                                

 

                             

 

Kleiner Kamerad


Für dich sind alle Dinge ganz vollkommen
Und groß und gut, von Falschheit wohl bewahrt,
Kein Mißerfolg hat dir den Mut genommen,
Für dich gibt es noch Wunder, jederzeit und jeder Art.
Wie gern seh‘ ich dich deine Wunder glauben,
Wie unbeirrbar hältst du fest daran,
Kein Zweifel kann dir die Zuversicht rauben,
Und beinah‘ fang‘ ich selbst nochmal, mit dir zu glauben an.
Wie bunte Lampions über herbstlichen Wegen
Schaukelst du durch meinen Sinn.
Vergnügt und sorglos, und deinetwegen
Ist es, wenn ich selbst noch einmal
Vergnügt und sorglos bin.

Das kleinste Nichts versetzt dich in Entzücken,
Dafür läßt Weltbewegendes dich kalt.
Kein Streit vermag dich wirklich zu bedrücken,
Über den größten Kummer trocknen deine Tränen bald.
Du vergißt nichts und kannst so gut vergessen,
Was dich betrübt, ist einfach ungescheh‘n.
Ich lern‘ mit deiner Elle neu zu messen,
Und vieles um mich her, lern‘ ich durch dich erst zu versteh‘n.
Wie Drachen, die hoch übers Stoppelfeld steigen,
Tanzt du über meinen Sinn,
Schwerelos, frei, und mit dem Reigen
Fliegt auch alle meine Traurigkeit dahin.

Ich mag sie gern, deine unzähl‘gen Fragen,
Die Neugier und die Unbekümmertheit.
Wie gern hör‘ ich dich: „Komm‘, und hilf mir“ sagen,
Manchmal wünscht‘ ich, ich könnte sie festhalten, diese Zeit.
Die Welt wird mir wohl ein klein wenig leerer
Mit jedem Weg, den du alleine gehst,
Mein Sinn wird mir wohl ein klein wenig schwerer
Mit allem, was du selber kannst und ohne mich verstehst.
Mein kleiner Kamerad, so ist das eben,
Da gibt‘s auch keine Extrawurst für uns:
Es trennt die besten Freunde, dieses Leben,
Und irgendwann macht es Erwachsene aus kleinen Jungs. 
 

 

 

                                                                     

                                  

 

 

                          

Kati und Sandy


Kati und Sandy aus der zehnten Klasse
Im Schulzentrum in der Thälmanstraße.
Kati haßt deutsch und Sandy Mathematik,
Und beide stehn auf Rave und Techno, – jede Art von Musik.
Die gleichen Haare, die gleiche Art sich zu kleiden,
Die gleichen Löcher in den Jeans, immer zusammen die beiden.
Zuhaus immer Zoff, zuhaus immer Krach,
Und ihre Zuflucht ist vom Supermarkt das Parkhausdach.

Zwischen Fahrstuhl, Müllcontainern und Einkaufswagen,
Manchmal kann man das Leben nur noch hier oben ertragen.
Katis Mutter stresst den ganzen Tag für jede Kleinigkeit,
Sandys Vater hängt im Sofa, schon am Mittag breit.
Und dann kommen seine fiesen, ekligen Sprüche,
Und Mutter hört die lustg‘en Musikanten in der Küche.
Manchmal ist alles so sinnlos, hat alles keinen Zweck,
Manchmal sehnen sich die beiden weit, weit weg.

Weit weit weg aus diesem Film, raus aus der Kulisse,
Dem Parkhaus, dem Gestank von Autos und Pisse.
Und dann läßt Sandy schon mal zwei, drei von den Fläschchen
mitgehn,
Die im Supermarkt körbeweis vor der Kasse stehn,
Die, die den lustigen Spaß im Glas verheißen.
Das reicht dann, um für ein paar Stunden auszureißen,
Aus der Trostlosigkeit, aus dem Schrott, aus dem Schwund,
In eine Welt, wie im Werbefernsehn, so schön und so bunt.

Kati und Sandy, Kati und Sandy

Kati kriegt ‘ne fünf in Deutsch, ein Heidentheater
Und Sandy voll den Streß mit ihrem Vater.
Der grabscht sie an, der schlägt um sich im Zorn,
Und Sandy klaut ihm seine Flasche mit dem Apfelkorn.
Und die Volksmusik spielt, und die Türen knallen,
Und Sandys Schritte im Treppenhaus hallen
Im kahlen Betonschacht noch lange nach,
Und Kati wartet schon auf sie auf dem Parkhausdach.
Vor dem Graffiti beim Fahrstuhlhaus zusammengesunken,
Der Fröhlichmacher ist ausgetrunken.
Die Flasche rollt und scheppert im Treppenhaus,
Nein, es führt sie kein Weg aus diesem Elend hier ‘raus.
Da ist keiner, der versucht sich einzuschalten,
Da ist keiner, der versucht, sie aufzuhalten,
Da ist auch kein Freund, der sagt: „Komm mit, scheiß egal,
Was bess‘res als keinen Ausweg findest du allemal!“

„Wir machen alles zusammen!“, haben sie sich geschworen.
Aneinandergekauert, den Walkman auf den Ohren.
Und die Nähe und die Wärme der and‘ren tut gut
Auf dem zugigen Dach, und die Musik macht Mut.
Und sie halten sich wie Liebende bei den Händen,
Nur noch einen Schritt und alles wird sich wenden!
Und zusammen vom sechsten Parkhausdeck
Fliegen die beiden, weit, weit weg …

Kati und Sandy

 

 

 

                                                                      

 

 

Nein, ich laß dich nicht allein


Nein, ich laß dich nicht allein.
Ich sitze einfach hier,
Ich bleibe hier bei dir,
So lange, wie es dir gefällt.
Ich habe alle Zeit der Welt.
Ich muß nirgendwo pünktlich sein.
Ich laß dich nicht allein.

Wir machen uns genau wie früher eine schweinegute Zeit,
Lennie und George, du weißt Bescheid:
Mäuse und Menschen! Und ich werde
Uns was vom Pizzamann bestell‘n, und deinen 90er Bordeaux
Sind wir uns schuldig, sowieso!
„Und wir leben vom Fett der Erde“.
Ich hol‘ die alten Platten ‘raus, die schönen, schwarzen aus Vinyl,
Die voller Kratzer und Gefühl.

Was ist, Chet Baker oder Haydn?
Und wenn du willst, dann les‘ ich dir aus deinen Lieblingsbüchern. 

   Was? „Stimmen“ oder „Der Kontrabaß“,
„Puh“ oder „Der Wind in den Weiden“?

Nein, ich laß dich nicht allein.
Ich sitze einfach hier,
Ich bleibe hier bei dir,
So lange, wie es dir gefällt.
Ich habe alle Zeit der Welt.
ich muß nirgendwo pünktlich sein.
Ich laß dich nicht allein.

Ich kram‘ die Fotoalben vor. Hier, sieh mal, das war vor zwölf Jahr‘n,
Da sind wir nach Saint-Jean gefahr‘n
Und auch in Lourdes vorbeigekommen.
Und von der Quelle mit dem Rummel, der dir jeden Glauben raubt,
Hast du für Hans, der daran glaubt,
Einen Kanister mitgenommen.
Und als kurz vor Vic-Fézensac das Auto Kühlwasser verlor,
Holtest du den Kanister vor,


Um ihn andächtig aufzuschrauben.
Dann fülltest du den Kühler auf, ich traute meinen Augen nicht,
Doch seitdem ist der Kühler dicht!
Da soll man nicht an Wunder glauben?!

Nein, ich laß dich nicht allein.
Ich sitze einfach hier,
Ich bleibe hier bei dir,
So lange, wie es dir gefällt.
Ich habe alle Zeit der Welt.
ich muß nirgendwo pünktlich sein.
Ich laß dich nicht allein.

Ich hab‘ ihn noch, den alten Bus. Cassetten, voll das Handschuhfach!
Komm, wenn du willst, ich bin hellwach,
Wir fahr‘n die Nacht durch in den Morgen.

Bis auf die Insel, bis ans Meer, wir haben Zeit genug
Bis fünf. Vorm ersten Autozug
Werd‘ ich uns zwei‘n Kaffee besorgen.
Den großen Parkplatz überm Kliff ha‘m wir den ganzen Tag allein,
Um diese Zeit ist da kein Schwein,
Kommt dir kein Fremder mehr entgegen.
Draußen vorm Fenster geht die See, der Sturm rüttelt an unserm Karr‘n.
Hier drinnen haben wir es warm
Und auf das Dach trommelt der Regen.
Nein, ich laß dich nicht allein.
Ich sitze einfach hier,
Ich bleibe hier bei dir,
So lange, wie es dir gefällt.
Ich habe alle Zeit der Welt.
ich muß nirgendwo pünktlich sein.
Ich laß dich nicht allein.
Mag sein, daß dich mein Reden nervt, und ich erzähle dich hier voll.
Sag einfach, wenn ich still sein soll,
Und ich bin Weltmeister im Schweigen.
Ich schwör‘ dir, wenn du etwas brauchst, wenn es dir wirklich zu schwer fällt,
Hol‘ ich das beste Zeug der Welt.
Du mußt es mir nur einfach zeigen.
Und wenn du frei und ohne Angst, ganz nah am Wegesende bist,
Dein Herz ganz leicht geworden ist,
Dann geh, ohne dich umzusehen,
Eh meine Last dich niederdrückt, eh meine Schwere dich noch hält.
Wenn du es willst, wenn‘s dir gefällt,
Laß ich dich los, laß ich dich gehen. 
 
 

 

 

                                                                      

                                            

 

                   

Lilienthals Traum


Er weiß, daß seine Reise hier zuendegehen wird,
Auf diesem Feldbett, in diesem Waggon, er hat sich nie geirrt.
Der Arzt und Gustav flüstern und sie flüstern über ihn,
Nach Stölln gekommen, um ihn heimzuholen nach Berlin.
Die Räder hämmern auf die Gleise, Bilder ziehen schnell vorbei:
Die Mutter am Klavier, von ferne Schumanns „Träumerei“,
Das Elternhaus in Anklam, Schule, Mißerfolg und Zwang,
Versteckt in Sommerwiesen mit Gustav tagelang
Dem Flug der Störche nachzusehn auf schwerelosen Bahnen,
Ihr Aufsteigen, ihr Schweben zu begreifen und zu ahnen:

Du kannst fliegen, ja, Du kannst!
Laß den Wind von vorne wehn,
Breite die Flügel, Du wirst sehn:
Du kannst fliegen, ja, Du kannst!

Die ersten Flugversuche von den Dörflern ausgelacht.
Um den Spöttern zu entgehn, unternimmt er sie nur bei Nacht.
Eine neue Konstruktion, ein neues Flugexperiment,
Die Ziffern 4771, sein erstes Patent!
Agnes vor dem Haus im Garten in dem langen, schwarzen Kleid,
Agnes voller Lebensfreude, Agnes voller Herzlichkeit.
Dann Sonntags mit den Kindern ‘raus zum Windmühlenberg gehn,
Die Welt im Fluge aus der Vogelperspektive sehn
Auf riesigen, baumwollbespannten Weidenrutenschwingen.
Sommer 1891 und jetzt wird er es erzwingen!

Du kannst fliegen, ja, Du kannst!
Laß den Wind von vorne wehn,
Breite die Flügel, Du wirst sehn:
Du kannst fliegen, ja, Du kannst!

Wie die Holme knarren, wie der Wind in den Spanndrähten singt,
Wie der Flügel überm Horizont sanft und adlergleich schwingt,
Wie das Auf und Ab der Lüfte seine Flugmaschine wiegt!
Seine Beine sind ganz taub, wie lange er wohl schon so liegt?
Der Doktor kommt aus Rhinow, und er sagt, ein heft’ger Schlag
Traf den dritten Halswirbel, was immer das bedeuten mag.
Was mag Agnes fühl’n und was die Kinder, wenn sie es erfahr’n?
Agnes war immer besorgt, nie ohne Angst in all den Jahr’n.
Man kann die Sehnsucht nicht erklär’n, man muß sie selbst erleben:
Drei Schritte in den Abgrund und das Glücksgefühl zu schweben!

Du kannst fliegen, ja, Du kannst!
Laß den Wind von vorne wehn,
Breite die Flügel, Du wirst sehn:
Du kannst fliegen, ja, Du kannst!

Ein guter Wind aus Ost an diesem Sonntag im August.
Schon der erste Flug geht weit ins Tal hinunter, eine Lust!
Der zweite wird noch weiter gehn. Da reißt’s ihn steil empor,
Fast steht er still, wirft Beine und den Oberkörper vor,
Der Wind schlägt um, er bringt den Apparat nicht mehr zur Ruh’,
Und senkrecht stürzt er aus dem Himmel auf die Erde zu.
Den Sturz kann er nicht mehr parier’n, unlenkbar ist sein Verlauf,
Mit einem Krachen schlägt er mit dem rechten Flügel auf.
War’s Leichtsinn? War’s ein Unglück? War’s sein eigner Fehler eben?
Nie und nimmer wird er sich und seinen Traum geschlagen geben!

Du kannst fliegen, ja, Du kannst!
Laß den Wind von vorne wehn,
Breite die Flügel, Du wirst sehn:
Du kannst fliegen, ja, Du kannst!

Der Schlaf kommt wie ein guter Freund. Gut, daß er jetzt heimkehrt.
Ein erster Schritt zum Menschenflug, Gott weiß, er war es wert!
Den nächsten werden andre tun, der Mensch wird irgendwann
Die ganze Welt umfliegen können, wenn er will, und dann
Wird er sich aus der Enge der Gefangenschaft befrei’n,
Mit allen Grenzen werden alle Kriege überwunden sein!
Er hört die Kinderstimmen und er spürt, Agnes ist da
In dem dunklen Waggon. Jetzt ist er seinem Traum ganz nah:
Er sieht die Störche fliegen, sieht sich selbst in ihrem Reigen
Frei und schwerelos, durch eigne Kunst, ins Sonnenlicht aufsteigen!

Du kannst fliegen, ja, Du kannst!
Laß den Wind von vorne wehn,
Breite die Flügel, Du wirst sehn:
Du kannst fliegen, ja, Du kannst! 
 
 

 

                                                                      

 

                                                           

  Laß Liebe auf uns regnen


Wir lieb‘n uns fünfundzwanzig Jahr‘,
Das ist nicht leicht zu glauben.
Wir sind ein altes Liebespaar
Zwei alte Turteltauben.
Der Wind zerzaust uns das Gefieder
Und wir halten einander warm.
Die Abenddämmerung sinkt nieder.
Nimm mich in Deinen Arm.

Laß Liebe auf uns regnen,
Laß es gießen und uns segnen.
Laß uns immer neu begegnen -
Laß es immer, laß es immer so sein.

Wir hab‘n uns auf den Weg gemacht
Das große Abenteuer:
Jeder Tag eine Hochzeitsnacht,
Jede ein Freudenfeuer!
Wir hatten keine Angst vor morgen,
Wir hatten keine Garantie
Und war‘n doch arglos, ohne Sorgen:
Die Liebe endet nie!

Laß Liebe auf uns regnen...

Hast du nicht manchen Tag gedacht,
Du müßtest mich verlassen?
Lag ich nicht wach in mancher Nacht
Und wünscht, ich könnt dich hassen!
Doch alle Wunden, alle Schrammen
Aus mancher Fehde, mancher Schlacht
Haben uns nur fester zusammen
Zueinander gebracht!

Laß Liebe auf uns regnen...
Wir werden miteinander alt -
Haben wir uns versprochen
Ich glaube nun, wir sind es bald,
Das Wort ist ungebrochen.
Willst du mit mir nun älter werden
Wenn die Morgen rauh,
Wenn die Tage kälter werden?
Ja, eisgrau!

Laß Liebe auf uns regnen...
 

 

                                                                             

 

                                                       

 

  

 

   

Leb wohl, adieu, gute Nacht


Hab‘ den Garderobenschlüssel steckenlassen.
Im Fortgehn seh‘ ich noch einmal
Durch die verwaisten Bühnengassen
In den großen, dunklen, leeren Saal.
Vor ein paar Stunden bin ich hier gestorben
Vor diesem lauernden, kauernden Tier.
Ich hab‘s geliebt, ich hab‘ es umworben
Und es war gut und freundlich zu mir.
Jetzt brennt noch eine düstre Arbeitslampe
Nach all der Scheinwerferpracht.
Ich geh‘ noch einmal nach vorn an die Rampe,
Leb wohl, adieu, gute Nacht.

Merkwürd‘ge Stille und verlass‘ne Stühle,
Die Luft ist feucht, warm und verbraucht.
Menschen haben dem Saal ihre Gefühle
Und ihre Wärme eingehaucht.
Ich hab‘ mich angezündet und gehäutet
In Kaskaden gleißenden Lichts.
Mit euch hat mir der Saal die Welt bedeutet,
Ohne euch bedeutet er nichts.
Jetzt sind dies wieder ganz profane Bretter,
Gleich wird hier der Kehraus gemacht.
Scherben, Papier und ein paar Blumenblätter,
Leb wohl, adieu, gute Nacht.
Ich habe mich heute mit voller Kehle
An euch betrunken und berauscht.
Ich habe heute ein Stück meiner Seele
Für eure Liebe eingetauscht.
Ihr seid zurückgekehrt in euer Leben,
Ich kehre zurück in meins,
Aus diesem Saal, wo wir noch eben
So verschieden waren und doch eins.
Doch einen Schritt auf so verschied‘nen Wegen
Haben wir zusammen gemacht
Und kamen einander von ferne entgegen.
Leb wohl, adieu, gute Nacht.

Worte und Lieder sind nun lang verklungen,
Lange verklungen der Applaus.
Sie sind schon ferne Erinnerungen,
Ich bin ein Fremder in dem stillen Haus.
Ich will den Zauber nur noch einmal spüren,
Und finde ihn schon nicht mehr.
Der Plan für morgen hängt schon an den Türen,
Ich gehöre schon nicht mehr hierher.
„Beginn 20 Uhr“ kann ich grad noch lesen.
Ich schließ‘ die Bühnentür ganz sacht.
Heute bin ich hier glücklich gewesen.
Leb wohl, adieu, gute Nacht. 
 

 

 

                                                 

                

 

                                   

Längst geschlossen sind die Läden


Längst geschlossen sind die Läden
Es ist spät nach Mitternacht,
Dabei hätt‘ ich Dir um jeden
Preis gern ein Geschenk gemacht.
Ich könnt‘, um Dich zu erfreuen,
Wasserhähne reparier‘n
Oder könnte einen neuen
Zwiebelschneider konstruier‘n.

Ich könnte im Bügeleisen
Den Wackelkontakt aufspür‘n
Oder seh‘n, woher die leisen
Knackser unterm Kühlschrank rühr‘n.
Ich könnte auch ganz verwegen,
Noch bevor es Morgen ist,
Ein paar Ziegel aufs Dach legen,
Wo es etwas undicht ist.

Meine Handwerksfähigkeiten
Kennst Du ja nur zu genau,
Und all diese Werkarbeiten
Machen einen Mordsradau.
Eine Möglichkeit gibt es doch,
Wie ich Dir was schenken kann:
Notenblätter hab‘ ich ja noch,
Und ich fang‘ zu schreiben an.

Und sing‘ Dir mein Lied ganz leise
Noch heut‘ nacht, bevor es tagt.
Es sagt Dir auf seine Weise,
Was ein Liebeslied so sagt. 


  

 

 

                                                                                                                                        

Mein Apfelbäumchen


Ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll,
So viel Gedanken, und mein Herz ist übervoll,
So viel Gefühle drängen sich zur selben Zeit:
Freude und Demut und Dankbarkeit.
Im Arm der Mutter, die dich schweigend hält,
Blinzelst du vorsichtig ins Licht der Welt,
In deinen ersten Morgen, und ich denk‘:
Dies ist mein Kind, welch ein Geschenk!

Wenn alle Hoffnungen verdorr‘n,
Mit dir beginn‘ ich ganz von vorn,
Und Unerreichbares erreichen, ja ich kann‘s!
Du bist das Apfelbäumchen, das ich pflanz‘!

Sieh dich um, nun bist du ein Teil der Welt,
Die sich selbst immerfort in Frage stellt,
Wo Menschen ihren Lebensraum zerstör‘n,
Beharrlich jede Warnung überhör‘n.
Ein Ort der Widersprüche, arm und reich,
Voll bitt‘rer Not und Überfluß zugleich,
Ein Ort der Kriege, ein Ort voller Leid,
Wo Menschen nichts mehr fehlt, als Menschlichkeit!

Du bist ein Licht in ungewisser Zeit,
Ein Ausweg aus der Ausweglosigkeit,
Wie ein Signal, den Weg weiterzugeh‘n,
Herausforderung weiter zu besteh‘n.
Wo vieles voller Zweifel, manches zum Verzweifeln ist,
Da macht ein Kind, daß du alle Zweifel vergißt.
Es sind in einer Welt, die ziel- und ratlos treibt,
Die Kinder doch die einz‘ge Hoffnung, die uns bleibt! 
 

                                                                  

                                                      

  Mein Berlin


Ich weiß, daß auf der Straße hier kein einz‘ger Baum mehr stand,
Ruinen in den Himmel ragten, schwarz und leergebrannt.
Und über Bombenkrater ging ein Wind von Staub und Ruß.
Ich stolperte in Schuhen, viel zu groß für meinen Fuß,
Neben meiner Mutter her, die Feldmütze über den Ohr‘n,
Es war Winter ‘46, ich war vier und hab gefror‘n,
Über Trümmerfelder und durch Wälder von verglühtem Stahl.
Und wenn ich heut die Augen schließe, seh‘ ich alles noch einmal.

Das war mein Berlin.
Den leeren Bollerwagen übers Kopfsteinpflaster zieh‘n,
Das war mein Berlin.

Da war‘n Schlagbäume, da waren Straßensperren über Nacht,
Dann das Dröhnen in der Luft, und da war die ersehnte Fracht
Der Dakotas und der Skymasters, und sie wendeten das Blatt.
Und wir ahnten, die Völker der Welt schauten auf diese Stadt.
Da war‘n auch meine Schultage in dem roten Backsteinbau,
Lange Strümpfe, kurze Hosen, und ich wurd‘ und wurd‘ nicht schlau.
Dann der Junitag, als der Potsdamer Platz in Flammen stand,
Ich sah Menschen gegen Panzer kämpfen mit der bloßen Hand.

Das war mein Berlin.
Menschen, die im Kugelhagel ihrer Menschenbrüder flieh‘n.
Das war mein Berlin.

Da war meine „Sturm- und Drangzeit“, und ich sah ein Stück der Welt,
Und kam heim und fand, die Hälfte meiner Welt war zugestellt,
Da war‘n Fenster hastig zugemauert und bei manchem Haus
Wehten zwischen Steinen noch die Vorhänge zum Westen raus.
Wie oft hab ich mir die Sehnsucht, wie oft meinen Verstand,
Wie oft hab ich mir den Kopf an dieser Mauer eingerannt.
Wie oft bin ich dran verzweifelt, wie oft stand ich sprachlos da,
Wie oft hab‘ ich sie geseh‘n, bis ich sie schließlich nicht mehr sah!
Das war mein Berlin.
Wachtürme, Kreuze, verwelkte Kränze, die die Stadt durchzieh‘n.
Das war mein Berlin.

Da war‘n die sprachlosen Jahre, dann kam die Gleichgültigkeit,
Alte Narben, neue Wunden, dann kam die Zerrissenheit.
70er Demos und die 80er Barrikaden, Kreuzberg brennt!
An den Hauswänden Graffiti: Steine sind kein Argument.
Hab‘ ich nicht die Müdigkeit und die Enttäuschung selbst gespürt?
Habe ich nicht in Gedanken auch mein Bündel schon geschnürt?
All die Reden, das Taktieren haben mir den Nerv geraubt,
Und ich hab doch wie ein Besess‘ner an die Zukunft hier geglaubt.

Das war mein Berlin.
Widerstand und Widersprüche, Wirklichkeit und Utopien.
Das war mein Berlin.

Ich weiß, daß auf der Straße hier kein einz‘ger Baum mehr stand,
Ruinen in den Himmel ragten, schwarz und leergebrannt.
Jetzt steh‘ ich hier nach so viel Jahr‘n und glaub‘ es einfach nicht.
Die Bäume, die hier steh‘n, sind fast genauso alt wie ich.
Mein ganzes Leben hab‘ ich in der halben Stadt gelebt?
Was sag‘ ich jetzt, wo ihr mir auch die andre Hälfte gebt?
Jetzt steh‘ ich hier, und meine Augen sehen sich nicht satt
An diesen Bildern: Freiheit, endlich Freiheit über meiner Stadt!

Das ist mein Berlin!
Gibt‘s ein schön‘res Wort für Hoffnung, aufrecht gehen,
nie mehr knien!?

Das ist mein Berlin! 
 

 

Mein roter Bär


Er stand auf dem Geburtstagstisch, schon ein paar Jahre her,
In einem Rot, so rot wie Weihnachtssterne:
Ein kurzgeschor‘ner, na, so etwa Handy-großer Bär.
Ich mag die Farbe und mag Bären gerne.
Hätte mir wer erzählt, daß es so rote Bären gibt,
Dachte ich, der will mir einen aufbinden.
Es gibt sie wohl! Und ich wußte, nur die Frau, die mich liebt,
Konnte so einen Bären für mich finden.
Ich habe diesen kleinen, roten Kerl von Anfang an
Zum Partner erklärt und ins Herz geschlossen,
Als Co-Pilot, als Psychiater, als Klabautermann,
Als Body-Guard und Kopfkissengenossen.

Ich hab‘ ihn mit mir kreuz und quer durchs ganze Land geschleppt,
Zur Arbeit, zu Terminen und zu Festen,
In Nobelrestaurants, in Schweine-Bars, wo man dich neppt,
In lausige Hotels und in die besten.
Wieviele Zimmermädchen dachten, der ist nicht ganz dicht,
Wenn sie den Bär‘n in meinem Bett antrafen,
Und kicherten und glucksten: „Kommt mal her, das glaubt ihr nicht!
Der alte Knabe hat ‘nen Bär‘n zum Schlafen!“
Wie oft bin ich unter dem Blick der Knopfaugen erwacht
Und konnte mich des Eindrucks nicht erwehren,
Daß es vielleicht ‘ne Spur zu heftig herging letzte Nacht.
„Das kommt davon, jetzt siehst Du rote Bären!“

Da, wo ein Bär die Stellung hält, da mach beruhigt Rast,
Da bleiben Pech und Unheil vor den Toren.
Es kann Dir nichts passier‘n, solang‘ Du einen Bären hast,
Bist Du nicht ganz erwachsen, ganz verloren!
Mit der Gewißheit im Gepäck faßte ich den Entschluß,
Den langgehegten Traum aus Kindertagen,
– Von Key-West bis Alaska in einem Greyhound Bus! –
Die Reise nach Amerika zu wagen.
Und wie Christoph Kolumbus einst mit etwas weichen Knien,
Haben wir zwei die neue Welt gefunden,
Ein Bär aus Giengen an der Brenz und ein Mann aus Berlin
Und standen und staunten mit off‘nem Munde!

Und alles war so groß, so neu, so aufregend und schnell,
So viel zu sehen, so viel um die Ohren.
Und gleich am ersten Tag in Boca Raton im Hotel
Habe ich meinen roten Bär‘n verloren.
Mit einem Schlag war meine ganze Reiselust vorbei,
Erfolglos alles Fahnden, alles Suchen.
Der Bär war fort, da half kein Sheriff und kein FBI,
Da half kein Bitten, Hoffen und kein Fluchen.
Ich habe mich gegrämt, ich hab‘ mir Vorwürfe gemacht.
Doch dann begriff ich manches und ich ahnte:
Ich hab‘ ihn nicht verlor‘n, er hat sich selber aufgemacht
Auf eine Reise, die er lang‘ schon plante.

Nicht er wurde geschenkt, oh nein: Er hat mich ausgesucht,
Als Freund und als Transportmittel, als Paten.
Er brauchte mich als einen, der für ihn die Reise bucht,
Wie sonst kommt ein roter Bär in die Staaten?
Da lebt er jetzt in Florida, da nennt er sich Red Mey,
Ich weiß, daß die Dinge gut für ihn laufen.
Ich bin wieder zu Haus, die Zeit des Bären ist vorbei,
Da hilft auch nicht, einen neuen zu kaufen.
Man tauscht nicht einfach einen Bär‘n für einen andren ein,
Das ist ein Abschied von den Kindertagen!
Mein roter Bär ist ausgewandert und ich bin allein.
Von nun an muß ich mich allein durchschlagen. 
 

 

                                                                                                                                

Meine Freundin, meine Frau


Es mag manchmal an meiner Seite
Nicht leicht für dich gewesen sein.
Und einsam oft und ich bestreite
Die Schuld mit keinem Wort, allein,
Bei allem Fehlen und Versäumen,
In allem Zwist und jedem Streit,
Bist du die Frau in meinen Träumen
Und meine Heldin in der Wirklichkeit.

Zwischen Tagtraum und Alltagszenen,
Zwischen Triumph und Einerlei,
Kann ich an deiner Schulter lehnen
Und ich kann wehrlos sein dabei.
Du kannst Zweifel beiseite räumen,
Und hast den Ausweg schon bereit.
Du bist die Frau in meinen Träumen
Und meine Heldin in der Wirklichkeit.

Wie oft bin ich an Sommertagen
Durch Paris mit dir gefahrn,
Im Traum in einem off‘nen Wagen,
Den warmen Wind in deinen Haar‘n.
Wie oft in Wirklichkeit durchquerten
Wir den Alltagsozean im Grau.
Meine Gefährtin,
Meine Geliebte, meine Freundin, meine Frau.

Ich weiß, die Leuchtfeuer im Leben
Sind unendlich kostbar und rar.
Du bist mir Kurs und Standort, eben
Unbestechlich, klug und wahr.
Und wenn die Seen hoch aufschäumen
Nach all dem Weg, nach all der Zeit:
Bist du die Frau in meinen Träumen
Und meine Heldin in der Wirklichkeit. 
 
 

                                                                  

                                                             

Menschenjunges


Menschenjunges, dies ist Dein Planet,
Hier ist Dein Bestimmungsort, kleines Paket.
Freundliches Bündel, willkommen herein,
Möge das Leben hier gut zu Dir sein!

Da liegst Du nun also endlich fertig in der Wiege.
Du bist noch ganz frisch und neu, und ich schleiche verstohl‘n
Zu Dir, und mit großer Selbstbeherrschung nur besiege
Ich die Neugierde, Dich da mal rauszuhol‘n,
Um Dich überhaupt erstmal genauer anzusehen.
So begnüg‘ ich mich damit, an Deinem ersten Tag
Etwas verlegen vor Deiner Wiege rumzustehen
Und mir vorzustellen, was Dein Leben bringen mag.
Mögest Du all‘ das erfahren und all‘ das erleben,
Was erlebenswert und was im Leben wichtig ist.
Mög‘ es noch Wiesen und Bäume und Maikäfer geben,
Wenn Du im Maikäfersammelalter bist.
Mögen auch allezeit Nägel, Murmeln, Strippe, Litze,
Kleister, Brausepulver, Buntstifte und Feuerstein,
Schraubenzieher, Isolierband, Knete und Lakritze
Reichlich in deinen Hosentaschen vorrätig sein!

Und eines Tags kommt der Tag, da sitze ich beklommen
Ratlos vor den Schularbeiten, die man Dir aufgab.
Werde Deine Rechenaufgaben nicht rausbekommen;
Für den Aufsatz, den ich Dir geschrieben hab‘,
Wirst, Du, wenn Du sehr viel Glück hast, keinen Arrest kriegen,
Aber als Entschädigung dafür werd‘ ich mit Dir
Drachen bauen, Bilder mal‘n und Doppeldecker fliegen
Und zeig‘ Dir den Umgang mit Lötlampe und Klavier.

Ein paar Jahre später dann nach manch‘ blutigen Nasen,
Nach unzähligen Pflastern über aufgeschlag‘nen Knien,
Nach zerbroch‘nen Fensterscheiben, zertöpperten Vasen,
Fehlgeschlagenen Erziehungstheorien.
Nach erkannter Unwirksamkeit strenger Zeigefinger
Machen wir beide nämlich gemeinsam jeden Stuß,
Jeden groben Unfug, und dann dreh‘n wir all‘ die Dinger,
Die ich Dir bis dahin jedoch streng verbieten muß.

Möge Dir, von dem, was Du dir vornimmst, viel gelingen!
Sei zufrieden, wenn‘s gelingt, und ohne Übermut,
Versuch‘ Deine Welt ein kleines Stück voranzubringen,
Sei, so gut es geht, zu Deinen Menschenbrüdern gut!
Tja, dann wünsch‘ ich Dir, daß ich ein guter Vater werde,
Daß Du Freunde findest, die Dich lieben, und daß Du
Spaß hast an dem großen Abenteuer auf der Erde!
„Hals- und Beinbruch“, da kommt was auf Dich zu. 
 

 

                                                                                                                               

Abends an deinem Bett


Und wieder steh‘ ich schweigend hier
An deinem Bett und streichle dir
Noch einmal leis‘ über das Haar.
In tiefem Schlaf liegst du vor mir,
So friedlich wie ein kleines Tier,
Das einen Tag lang emsig war.
Und deine Hilflosigkeit rührt
Mich, daß es mir die Kehle schnürt,
Und wieder kommt‘s mir in den Sinn,
Daß ich nun Sorge trag‘ für dich,
Ich alter Bruder Liederlich,
Wie wichtig ich auf einmal bin!

Abends an deinem Bett zerrinnt
Das Wichtige zur Nichtigkeit,
Ratlos und voller Dankbarkeit
Steh‘ ich vor dir, und ich empfind‘
So etwas wie Demut, mein Kind.

Ich gehör‘ mir nicht mehr allein,
Nein, ganz frei werd‘ ich nie mehr sein,
Ganz sorglos und ganz unbeschwert.
Jede Entscheidung, jeden Schritt,
Jeden Gedanken lenkst du mit,
Solange, wie ich denken werd‘.
Aber meine Sorglosigkeit
Bin ich zu tauschen gern bereit,
Und meine Ruhe geb‘ ich her
Für das Knäuel, das sich an mich hängt,
Den Freudenschrei der mich empfängt,
Wenn ich am Abend wiederkehr‘.
Nun gute Nacht, dein Tag war lang.
Wenn es mir nicht so ganz gelang
Für dich zu sein, wie ich gern wär‘,
Dann hab‘ Geduld mit mir, weißt du,
Ich lerne noch soviel dazu,
Morgen weiß ich vielleicht schon mehr,
Und wenn ich ungeduldig war,
Schroff und ungerecht sogar.
Dann muß du mir bitte verzeih‘n,
Ich sollt‘ es wissen, eigentlich,
Der größ‘re von uns zwei‘n bin ich,
Könnt‘ ich doch auch der Weis‘re sein! 

 


  
                                                                                                                 

Aber zu Haus kann ich nur in Berlin sein


Ich mag das Allgäu und die bunten Kühe,
Die auf den sanften, grünen Hügeln muh‘n.
Ich mag den Rhein trotz seiner trüben Brühe,
Und ich mag alle, die etwas dagegen tun.
Das Alte Land und Hamburg mag ich gerne,
Ich mag das Land, wo man sich Spätzle macht,
Ich mag den Kohlenpott von Hamm bis Herne,
Und ich mag Mainz, wenn es nicht grade singt und lacht!

Aber zu Haus kann ich nur in Berlin sein,
Da ist das Leben, da wohnt der Bär.
Denk‘ ich „zu Haus“, fällt mir nur Berlin ein,
Da bin ich glücklich, da fehlt mir nichts mehr.

Ich hab‘ ‘nen Nagelknipser aus Solingen,
Mein Pudding kommt direkt aus Bielefeld,
Mein liebster Suppenwürfel kommt aus Singen,
Und in Vechta kommt mein Frühstücksei zur Welt.
Ich zeche gern im Ratskeller zu Bremen,
Ich friere gern im Sommer in Scharbeutz,
Lass‘ mir im Schwarzwald den Blinddarm rausnehmen,
Und ich stehe im Stau am Kamener Kreuz.

Ich liebe Kiel und all‘ die kleinen Sprotten,
In Flensburg sitz‘ ich gern und prüf‘ den Rum.
Nur, bleib‘ ich zu lang‘ fort, krieg‘ ich die Motten,
Und dann hilft alles nix, dann kehr‘ ich einfach um.
Und wenn ich auf der Transitstrecke rolle,
Dann spür‘ ich schon ein Kribbeln und ein Zieh‘n,
Dann schmunz‘le ich bei der Gesichtskontrolle:
Na gewiß doch, Herr Genosse, ich will nach Berlin!

Je mehr ich durch die Weltgeschichte renne,
Desto mehr komm‘ ich dazu, einzuseh‘n:
Wenn ich wo einen Ort „Zuhause“ nenne,
Dann muß da mindestens Berlin auf‘m Ortsschild steh‘n!

Denn zu Haus kann ich nur in Berlin sein,
Da ist das Leben, da wohnt der Bär.
Denk ich „zu Haus“, fällt mir nur Berlin ein,
Da bin ich glücklich, da fehlt mir nichts mehr. 
 

 

 Abschied


Der Abschied ist gekommen,
Ich glaub‘, ich füg‘ mich niemals drein,
Dabei hab‘ ich ihm lange schon entgegengeseh‘n.
Ich hab‘ nie Abschied genommen,
Ohne zerrissen zu sein,
Und einmal mehr wünschte ich jetzt, die Zeit bliebe steh‘n!

Doch das Leben ist wie ein reißender Fluß,
Der mich weitertreibt.
Der nie stehenbleibt.
Und erreich‘ ich ein Ufer,
Komm‘ ich doch nur zum Schluß,
Daß ich weitergehen muß.
Ja, ich weiß, die Stunden waren
Uns nur kurze Zeit gelieh‘n.
Wir sind uns nur begegnet, wie die Schiffe auf dem Meer,
Die sich im Vorüberfahren
Grüßen und dann weiterzieh‘n,
Dennoch, dich jetzt zu verlassen, fällt mir unsagbar schwer.

Dein Name wird mich begleiten,
Deine Stimme, dein Gesicht,
Dein Lächeln hab‘ ich tief in mein Gedächtnis geprägt,
Es wärmt mich in dunk‘len Zeiten
und es leuchtet, wie ein Licht
Auf den Straßen, wenn mir kalt der Wind entgegenschlägt! 

 

 
                                                                                                                               

  Alles ist gut


Alles ist gut.
Für ein paar Stunden neigt sich Frieden über uns‘ren Meridian.
Alles ist gut.
Was heut‘ gescheh‘n sollte, geschah, und was zu tun war, ist getan.
Für eine kleine Weile ist‘s, als gäb es weder Haß noch Neid,
Als verginge alles Böse, alle Ungerechtigkeit
Im Dunkel des endlosen Raumes,
Und für die Dauer eines Traumes
Ist‘s, als ob alle Zwietracht ruht:
Alles ist gut, mein Kind, alles ist gut.

Alles ist gut.
Für kurze Zeit erlöst die Nacht den Kranken von seinem Leid.
Alles ist gut,
Und schließt die Augen dem Betrübten über alle Traurigkeit.
Und dem Verzweifelten, der ohne Trost und ohne Hoffnung ist,
Schenkt die Erschöpfung doch Vergessen, wenigstens für kurze Frist.
Und der Verfolgte ist geborgen
In Dunkelheit, die bis zum Morgen
Den Mantel schützend um ihn tut:
Alles ist gut, mein Kind, alles ist gut.

Alles ist gut.
Alles Gemeine ungescheh‘n und alle Schulden ausradiert.
Alles ist gut
Im Niemandsland, wo Heut‘ nicht mehr und wo noch Morgen nicht regiert;
Wo der Gescheitere sein Ziel, das Unerreichbare, erreicht,
Findet der Unterdrückte Zuflucht, wird ihm Unduldbares leicht,
Heilt Schlaf barmherzig alle Wunden,
Nimmt alle Last für ein paar Stunden,
Die schwer auf uns‘ren Schultern ruht.
Alles ist gut, mein Kind, alles ist gut.



 
                                                                                                                                   

Altes Kind


Ich hatte mir doch ganz fest vorgenommen,
„Sitz still“ und „die Ellenbogen vom Tisch“
Würde mir nicht über die Lippen kommen.
Daß ich mich doch dabei erwisch‘!
„Mach die Tür zu, ohne sie zuzuschlagen“
„Sieh auf die Uhr!“, „Du hast den Bus verpaßt!“
„Muß ich denn immer alles dreimal sagen?“
Wie hab ich diesen Spruch als Kind gehaßt!

Schade, daß wir nicht zusammengehen
Können. Schade, daß da die Jahre zwischen uns sind.
Dabei kann ich dich so gut verstehen,
Ich bin doch selber nur ein altes Kind.

Hab‘ ich denn ganz jeden Vergleich verloren?
Was ist das für ‘ne Tugend: Pünktlichkeit?
Was ist denn ein Heft ohne Eselsohren
Gegen Güte und Friedfertigkeit,
Den Mut, den Witz, das Aufstehn für den Schwachen?
Ich habe viel über uns nachgedacht, –
Ich wollte alles nur ganz richtig machen
Und hab‘ doch alles falsch gemacht!

Schade, daß wir nicht zusammengehen
Können. Schade, daß da die Jahre zwischen uns sind.
Dabei kann ich dich so gut verstehen,
Ich bin doch selber nur ein altes Kind.

Ich versuch‘, dir ein Vorbild vorzuleben
Und bin doch selber unsicher und schwach.
Ich versuch‘, dir die Antworten zu geben
Und such‘ selbst immer noch danach!
Und wenn ich so meine Erfahrungen siebe,
Seh ich, daß ich nicht sehr viel weiß, mein Kind,
Daß nur diese Erkenntnis und die Liebe
Die Pfeiler meiner ganzen Weisheit sind.

Ich bin Vergangenheit und du bist Morgen,
Machst deinen Weg, ich zweifle nicht daran,
Wenn nicht in Weisheit, so in Liebe geborgen.
Und ich mach‘ mit Liebe alles falsch, so gut ich kann.
Schade, daß wir nicht zusammengehen
Können. Schade, daß da die Jahre zwischen uns sind.
Dabei kann ich dich so gut verstehen,
Ich bin doch selber nur ein altes Kind.

 

                                                                                                                            

    Ein und alles


Ich hör’ deine Schritte draußen im Flur,
Dieser Rhythmus ist mir so vertraut,
Wie deine Gesten, wie der Klang deiner Stimme,
Wie der Duft auf deiner Haut.
Ich seh’ wie du gehst, wie du dich bewegst,
Seh’ dich auswendig nach all der Zeit.
Und immer ist da, wenn ich dich seh’,
Ein Schauer von Zärtlichkeit.

Du bist mein Ein und Alles, eben
So wie ein Teil von mir.
Du bist mein Trost, mein Mut mein Leben,
Ich komme heim zu dir.
Schulter, an die ich mich lehne,
Schoß, in dem ich ruh,
All meine Hoffnung, all meine Pläne,
Mein Ein und Alles bist du!

Jeden Tag verblaßt eine Illusion
Mit dem Kalenderblatt, das du abreißt.
Jeder Tag läßt uns ein wenig klüger
Und ein wenig mehr verwaist.
Die Zeit ist rauh und ein kalter Wind
Weht uns wie Blätter vor sich her.
Halt mich fest, laß mich nicht los,
Ich brauch’ dich immer mehr!

Du bist mein Ein und Alles, eben
So wie ein Teil von mir.
Du bist mein Trost, mein Mut mein Leben,
Ich komme heim zu dir.
Schulter, an die ich mich lehne,
Schoß, in dem ich ruh,
All meine Hoffnung, all meine Pläne,
Mein Ein und Alles bist du!

Die Zeit geht hinweg über unsere Müh’n,
Über Eitelkeiten und Tand.
Ein Windhauch sind wir und alles vergeht,
Und nichts von uns, nichts hat Bestand.

Reisende, zueinandergefloh’n,
In einem irrenden Zug sind wir.
Laß uns einander nur nicht verlieren,
Bitte bleib’ bei mir.

Du bist mein Ein und Alles, eben
So wie ein Teil von mir.
Du bist mein Trost, mein Mut mein Leben,
Ich komme heim zu dir.
Schulter, an die ich mich lehne,
Schoß, in dem ich ruh,
All meine Hoffnung, all meine Pläne,
Mein Ein und Alles bist du!
 


                                                                                                             

      Beim Blättern in den Bildern meiner Kindheit


Beim Blättern in den Bildern meiner Kindheit,
Find‘ ich viele vergilbt in all‘ den Jahr‘n,
Und andre von fast unwirklicher Klarheit,
Von Augenblicken, die mir wichtig war‘n.
Von Großmutter, die beim Kartoffelschälen
Die Frühjahrssonne im Vorgarten nutzt,
Ich spiel‘ im Sand und höre sie erzählen,
Und weiß, daß – wenn sie mich erwischt – sie mir die Nase putzt.

Wie manches, dem wir kaum Beachtung schenken,
Uns dennoch für ein ganzes Leben prägt,
Und seinen bunten Stein, als ein Andenken
Ins Mosaik unserer Seele trägt!

Die Suchlisten an den Rot-Kreuz-Baracken,
Vater, der aus Gefangenschaft heimkehrt,
Der dürre, fremde Mann mit Stoppelbacken,
Der weinend die Bahngleise überquert.
Onkel Heinz, der mich in der Dorfgaststätte
Heimlich an seinem Bier mittrinken läßt,
Ich zieh‘ auch mal an seiner Zigarette,
Und Tante Ille denkt, ich sei derweil beim Kinderfest.

Die Dramen, morgens vor dem Kindergarten,
Verzweiflung, wenn Mutter gegangen ist,
Die Qual, einen Tag lang auf sie zu warten,
Und immer Angst, daß sie mich hier vergißt.
Sonntage, wenn Verwandte uns besuchen,
Wenn alles lacht und durcheinander spricht,
Geschirr klirrt, draußen gibt‘s Kaffee und Kuchen,
Johannisbeer‘n im Garten funkeln rot im Sonnenlicht. 


 
                

                                                               

Das Foto vor mir auf dem Tisch


Das Foto vor mir auf dem Tisch
Ist längst vergilbt und altmodisch,
In seinem jugendstilgeschwung‘nen Rahmen.
Ein kleines Mädchen jener Zeit,
In einem weißen Spitzenkleid,
So wie auf manch alten Bonbonreklamen.
Ein kleiner, runder Kinderkopf,
Ein rabenschwarzer Lockenschopf,
Und große braune Augen, unbestritten,
Meine eigenen Züge sind
Dem kleinen Mädchen, wie ich find‘,
Wie man so sagt, aus dem Gesicht geschnitten.

Sie mag drei Jahr‘ sein, oder vier,
Welch eine Reise liegt vor ihr,
Welch langer Weg an ihrem Lebensmorgen:
Freude und Leid der Kinderzeit
In Güte und Geborgenheit,
Die Schule und damit die ersten Sorgen.
Der 1. Weltkrieg bricht herein,
Sie ziehen ihren Vater ein
Zum „ungedienten Landsturm“, wie sie‘s nennen,
Ihn, dessen Hände zur Musik
Viel besser taugen als zum Krieg,
Und sie lernt Hunger und Entbehrung kennen.

Kriegsende, Elend, Inflation,
Das Ende mancher Illusion
In Ungewißheit, Wirrwarr und Geschiebe.
Der Mut zu einem Neubeginn,
Die Ausbildung als Lehrerin,
Die erste und gleich die ganz große Liebe.
Die Feste in den Ateliers,
Die Bälle, die Künstlercafés,
Das Charlestonkleid, Stirnband und kurze Haare,
Und jeder Tag und jede Nacht
Wird wie ein Feuerwerk entfacht,
Es sind auch ihre „wilden zwanz‘ger Jahre“!

Die Jugendliebe wird ihr Mann,
Im Beruf erkennt man sie an,
Ihr erstes Kind, ein Mädchen, wird geboren,
Doch Deutschland wird mobil gemacht,
Und wieder senkt sich tiefe Nacht
Über die Welt, und alles ist verloren.
Sie holen alle für den „Sieg“,
Und auch ihr Mann muß in den Krieg,
Sie selbst wird in Berlin zum Dienst verpflichtet,
Und als der Bombenhagel fällt,
Bringt sie mich eines Nachts zur Welt,
Im Klinikflur, so hat sie‘s mir berichtet.

Und nun wird alles doppelt schwer,
Allein in diesem Trümmermeer,
Es geht nur noch darum zu überleben.
Und dabei hat sie irgendwie,
Auch wenn der Himmel Feuer spie,
Mir Wärme und Geborgenheit gegeben.
Und dann im zerbombten Berlin
Mit mir von Tür‘ zu Türe zieh‘n,
Manchmal gibt‘s was auf Lebensmittelkarten.
Sich nicht verlier‘n in dem Gewirr,
‘n Kelle Brei ins Kochgeschirr
Und wieder in endlosen Schlangen warten.

Aus ihren Kleidern macht sie mir
Mantel und Rock, und wenn ich frier‘,
Briketts aus den letzten Habseligkeiten.
Mit Liebe und aus nichts macht sie
Mir Spielzeug und mit Phantasie
Eine glückliche Zeit aus bitt‘ren Zeiten.
Zum Avus-Rennen mit mir geh‘n,
Nach Tempelhof, die Flieger seh‘n.
Im Kaufhaus stundenlang Rolltreppe fahren.
Sie lehrt mich schwimmen und sogar
– Etwas verbot‘ner Weise zwar –
Den Brezelkäfer fahren mit zwölf Jahren.

Und dann in meiner wilden Zeit:
Stur wie ein Bock, mit allen Streit:
Kein noch so guter Rat wird angenommen.
Nur ihrer, so ganz nebenher,
Sie läßt mir das Gefühl, als wär‘
Ich zu der Einsicht ganz allein gekommen.
Der erste eig‘ne Weg ist schwer,
Weiß nicht, wie oft ich noch heimkehr‘,
Mit vollem Herzen und mit leeren Taschen!
Wie oft hat sie mir dann verdeckt
Manche Markfünfzig zugesteckt,
Den Koffer gepackt und mein Zeug gewaschen!

Nach Hause kommen, das tat gut!
Noch oft hat sie mir neuen Mut,
Ideen und Begeisterung gegeben!
Manch Beispiel von Großzügigkeit,
Die Lebensfreude zum Geleit,
Und manch gute Lektion blieb bei mir kleben.
Heute fällt ihr das Sehen schwer,
Die Augen sind so gut nicht mehr
Und sie hat Mühe ohne Glas zu lesen.
Das Leben währet 80 Jahr
Sagt man, und wenn es köstlich war,
Dann ist‘s, wie ihres, Müh‘ und Last gewesen.

Die schwarzen Haare sind schlohweiß,
Und so schließt sich der Bilder Kreis,
Die sich für mich um ihr Kinderbild ranken.
Auch wenn‘s gar nichts zur Sache tut:
Ich schwör‘s, besäß‘ ich einen Hut,
Dann zög‘ ich ihn jetzt vor ihr in Gedanken.



                                                                                                               

   Das Lied von der Spieluhr


Sie schenkte mir, ich weiß nicht mehr in welchem Jahr
Und kann beim besten Willen heute nicht mehr sagen,
Ob‘s zu Weihnachten oder zum Geburtstag war,
Ein Kästchen in buntes Papier eingeschlagen,
Ein Kästchen, rot und schwarz lackiert,
Ins Holz mein Name eingraviert.
Manschettenknöpfe, dacht‘ ich, doch dann
Fing das Kästchen zu spielen an.

Es spielte keinen Ton von stiller Weihnachtszeit,
Wie man‘s von einer Spieluhr wohl erwarten könnte.
Es war auch nicht „Üb‘ immer Treu‘ und Redlichkeit“,
Nur eine Melodie, die in den Ohren tönte.
Ein Lied, das einem, unbekannt,
Bekannt vorkommt, von dem man ahnt,
Daß, wie man ihm auch widersteht,
Es nicht mehr aus den Ohren geht.

So stand die Spieluhr lange Zeit auf dem Kamin
Und immer, wenn sie spielte, mußt‘ ich daran denken,
Daß diese Spieluhr wie geschaffen dafür schien,
Sie mir zum Abschied als Erinnerung zu schenken.
Verließe sie mich irgendwann,
Ging mit ihr all mein Glück, und dann
Blieb mir, so stellte ich mir vor,
Von allem nur dies Lied im Ohr.

Das Kästchen ist verstummt und dient nur noch zur Zier,
Und um verlor‘ne Knöpfe darin zu bewahren;
Die Feder ist vom Spielen müd‘, so scheint es mir,
Das Uhrwerk starb an Altersschwäche vor zwei Jahren.
Doch sie, die mir die Uhr geschenkt,
Liebt mich noch heute wie einst, bedenkt:
Das heißt, daß es noch Liebe gibt,
Die eine Spieluhr „überliebt“. 

 

 
                                                                                                                   

  Du bist ein Riese, Max!


Kinder werden als Riesen geboren,
Doch mit jedem Tag, der dann erwacht,
Geht ein Stück von ihrer Kraft verloren,
Tun wir etwas, das sie kleiner macht.
Kinder versetzen so lange Berge,
Bis der Teufelskreis beginnt,
Bis sie wie wir erwachs‘ne Zwerge
Endlich so klein wie wir Großen sind!

Du bist ein Riese, Max! Sollst immer einer sein!
Großes Herz und großer Mut und nur zur Tarnung nach außen klein.
Du bist ein Riese, Max! Mit deiner Fantasie,
Auf deinen Flügeln aus Gedanken kriegen sie dich nie!

Freiheit ist für dich durch nichts ersetzbar,
Widerspruch ist dein kostbarstes Gut.
Liebe macht dich unverletzbar
Wie ein Bad in Drachenblut.
Doch paß auf, die Freigeistfresser lauern
Eifersüchtig im Vorurteilsmief,
Ziehen Gräben und erdenken Mauern
Und Schubladen, wie Verliese so tief.

Du bist ein Riese, Max! Sollst immer einer sein!
Großes Herz und großer Mut und nur zur Tarnung nach außen klein.
Du bist ein Riese, Max! Mit deiner Fantasie,
Auf deinen Flügeln aus Gedanken kriegen sie dich nie!

Keine Übermacht könnte dich beugen,
Keinen Zwang wüßt‘ ich, der dich einzäunt.
Besiegen kann dich keiner, nur überzeugen.
Max, ich wäre gern dein Freund,
Wenn du morgen auf deinen Reisen
Siehst, wo die blaue Blume wächst,
Und vielleicht den Stein der Weisen
Und das versunkene Atlantis entdeckst!

Du bist ein Riese, Max! Sollst immer einer sein!
Großes Herz und großer Mut und nur zur Tarnung nach außen klein.
Du bist ein Riese, Max! Mit deiner Fantasie,
Auf deinen Flügeln aus Gedanken kriegen sie dich nie! 


 
                                                                                              

   Der unendliche Tango der deutschen Rechtschreibung


Hab‘ ein altes Heft gefunden
Mit krak‘liger Kinderschrift.
Abgewetzt, vergilbt, geschunden –
Und ein böser, roter Stift
Metzelt in den Höhenflügen
Meiner armen Niederschrift
Mit sadistischem Vergnügen
Und verspritzt sein Schlangengift.
Und ich spüre, jeder rote
Strich am Rand trifft wie ein Pfeil.
Die Zensur ist keine Note,
Die Zensur ist wie ein Beil.
Ich spür‘s, als ob‘s heute wäre
Und ich blick‘ zurück im Zorn,
Sträfling auf einer Galeere
Und der Einpeitscher steht vorn:

„Nach L N R, das merke ja,
Stehn nie T Z und nie C K!
Bildest die Mehrzahl du vom Wort,
Dann hörst die Endung du sofort!
Nimm die Regel mit ins Bett:
Nach Doppellaut kommt nie T Z!
Und merke: Trenne nie S T,
Denn es tut den beiden weh!“

Ich war kein schlechter Erzähler,
Aber es war wie verhext:
Wo ich schrieb, da waren Fehler
Und wo nicht, hab‘ ich gekleckst.
Nachhilfe und guter Wille
Blieben fruchtlos, ist doch klar,
Weil ich meist wegen Sybille
Gar nicht bei der Sache war.

Wenn ich Schularbeiten machte,
Dacht‘ ich immer nur an sie –
Immer, wenn ich an sie dachte,
Litt meine Orthographie...
Und so hab‘ ich mit ihr eben
Lieber probiert, als studiert.
Mich interessiert das Leben
Und nicht, wie man‘s buchstabiert!

„Nach L N R, das merke ja,
Stehn nie T Z und nie C K!
Bildest die Mehrzahl du vom Wort,
Dann hörst die Endung du sofort!
Nimm die Regel mit ins Bett:
Nach Doppellaut kommt nie T Z!
Und merke: Trenne nie S T,
Denn es tut den beiden weh!“

Kreide kreischt über die Tafel,
Mir sträubt sich das Nackenhaar.
„Setzen, Schluß mit dem Geschwafel!“
Es ist wieder wie es war.
Und da sitze ich und leide
Geduckt an dem kleinen Tisch,
Rieche Bohnerwachs und Kreide,
Welch ein teuflisches Gemisch!
Und dann kommt meine Abreibung!
Und ich werde Anarchist,
Der begreift, daß die Rechtschreibung
Die Wissenschaft der Esel ist.
Ein Freigeist, ein großer Denker,
Ein Erfinder, ein Poet,
Ein zukünft‘ger Weltenlenker
Beugt sich nicht dem Alphabet!

„Nach L N R, das merke ja,
Stehn nie T Z und nie C K!
Bildest die Mehrzahl du vom Wort,
Dann hörst die Endung du sofort!
Nimm die Regel mit ins Bett:
Nach Doppellaut kommt nie T Z!
Und merke: Trenne nie S T,
Denn es tut den beiden weh!“

Ich schreib‘ heute noch wie Django!
Schreib‘ ohne Bevormundung.
Trotze dem endlosen Tango
Der deutschen Rechtschreibung.
Ich hab‘ nur Glück, daß ich heut singe,
Und somit ungelesen bleib‘:
Ihr wißt von mir 1.000 Dinge –
Aber nicht, wie ich sie schreib‘!

„Nach L N R, das merke ja,
Stehn nie T Z und nie C K!
Bildest die Mehrzahl du vom Wort,
Dann hörst die Endung du sofort!
Nimm die Regel mit ins Bett:
Nach Doppellaut kommt nie T Z!
Und merke: Trenne nie S T,
Denn es tut den beiden weh!“ 


 
                                                                 

                                                  

  Die erste Stunde


Solange, wie ich leben mag,
Werd‘ ich die Stunde und den Tag,
Den Augenblick vor Augen haben,
Da sie dich mir winzig und warm,
Zum ersten Mal in meinen Arm,
Und in mein Herz zu schließen, gaben.
Für einen Augenblick lang war
Mir das Geheimnis offenbar,
Warst du Antwort auf alle Fragen,
Vom Sinn und Widersinn der Welt,
Der Hoffnung, die uns aufrechthält,
Trotz all‘ der Müh‘n, die wir ertragen.

Kein Dutzend Atemzüge alt
Und hattest doch so viel Gewalt
Und alle Macht über mein Leben,
So lang schon deinen Platz darin,
Und du vermochtest, ihm den Sinn
Zu nehmen oder neu zu geben.
Noch nie zuvor im Leben war
Mir unsere Ohnmacht so klar:
Wir können nur hoffen und bangen,
Da stehen wir hilflos herum
Und taugen zu nichts, als nur stumm
Dies Geschenk dankbar zu empfangen.

So hielt ich dich, sie war vollbracht,
Die lange Reise durch die Nacht
Vom hellen Ursprung aller Dinge.
Hab‘ ich geweint, oder gelacht?
Es war, als ob um uns ganz sacht
Ein Schicksalshauch durchs Zimmer ginge.
Da konnte ich die Welt versteh‘n,
Dem Leben in die Karten seh‘n
Und war ein Teil der Schöpfungsstunde.
Einmal im Leben sah ich weit
Hin über unsre Winzigkeit,
In die endlose Weltenrunde. 

 

 


Du bist die Stille 
 

Du bist die Stille, in der jedes Wort von Haß
Und in der jeder Spott verstummt,
Und die mich wieder hören läßt,
Wenn Streit und Lärm und Zwistigkeit mein Ohr betäubt.
Was mich betrübt, verklingt in Dir,
Und selbst der laute Ehrgeiz schweigt auf einmal still.

Du bist der Ort, zu dem ich Zuflucht nehmen kann,
Wenn eine Schlacht verloren ist
Und mit ihr eine Illusion,
Und man mich wieder lächelnd mißverstanden hat,
Der Quell, der meine Wunden kühlt,
Wenn ich zerschunden vom Alltäglichen heimkehr‘.

Du bist es, die mich nicht den Mut verlieren läßt,
Zweifel zerstreut, wo ich versag‘,
Und was gelingt, gelingt durch Dich.
Du bist es, die mir manche Trauer leichter macht
Und jede Freude noch vertieft,
Du, die ich nie und nie genug besingen kann.
 

 
                                                                                                                            

Die Kinder von Izieu


Sie war‘n voller Neugier, sie war‘n voller Leben,
Die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl.
Sie war‘n genau wie ihr, sie war‘n wie alle Kinder eben
Im Haus in Izieu hoch überm Rhonetal.
Auf der Flucht vor den Deutschen zusammengetrieben,
Und hinter jedem Namen steht bitteres Leid,
Alle sind ganz allein auf der Welt geblieben,
Aneinandergelehnt in dieser Mörderzeit.
Im Jahr vierundvierzig, der Zeit der fleiß‘gen Schergen,
Der Spitzel und Häscher zur Menschenjagd bestellt.
Hier wird sie keiner suchen, hier oben in den Bergen,
Die Kinder von Izieu, hier am Ende der Welt.

Joseph, der kann malen: Landschaften mit Pferden,
Théodore, der den Hühnern und Küh‘n das Futter bringt,
Liliane, die so schön schreibt, sie soll einmal Dichterin werden,
Der kleine Raoul, der den lieben langen Tag über singt.
Und Elie, Sami, Max und Sarah, wie sie alle heißen:
Jedes hat sein Talent, seine Gabe, seinen Part.
Jedes ist ein Geschenk, und keines wird man denen entreißen,
Die sie hüten und lieben, ein jedes auf seine Art.
Doch es schwebt über jedem Spiel längst eine böse Ahnung,
Die Angst vor Entdeckung über jedem neuen Tag,
Und hinter jedem Lachen klingt schon die dunkle Mahnung,
Daß jedes Auto, das kommt, das Verhängnis bringen mag.

Am Morgen des Gründonnerstag sind sie gekommen,
Soldaten in langen Mänteln und Männer in Zivil.
Ein Sonnentag, sie haben alle, alle mitgenommen,
Auf Lastwagen gestoßen und sie nannten kein Ziel.
Manche fingen in ihrer Verzweiflung an zu singen,
Manche haben gebetet, wieder andre blieben stumm.
Manche haben geweint und alle, alle gingen
Den gleichen Weg in ihr Martyrium.
Die Chronik zeigt genau die Listen der Namen,
Die Nummer des Waggons und an welchem Zug er hing.
Die Nummer des Transports mit dem sie ins Lager kamen,
Die Chronik zeigt, daß keines den Mördern entging.

Heute hör‘ ich, wir soll‘n das in die Geschichte einreihen,
Und es muß doch auch mal Schluß sein, endlich, nach all den Jahr‘n.
Ich rede und ich singe und wenn es sein muß, werd‘ ich schreien,
Damit unsre Kinder erfahren, wer sie war‘n:
Der Älteste war siebzehn, der Jüngste grad vier Jahre,
Von der Rampe in Birkenau in die Gaskammern geführt.
Ich werd‘ sie mein Leben lang sehn und bewahre
Ihre Namen in meiner Seele eingraviert.
Sie war‘n voller Neugier, sie war‘n voller Leben,
Die Kinder, und sie waren vierundvierzig an der Zahl.
Sie war‘n genau wie ihr, sie war‘n wie alle Kinder eben
Im Haus in Izieu hoch überm Rhonetal. 
 

                                                                                                                            

Douce France


Der Junge auf dem fremden Bahnhof, wie ein Hindernis im Treck
Der Hastenden, der Reisenden, hatte leichtes Marschgepäck:
Ich stand wie Vasco da Gama vor dem Tor zur neuen Welt,
Die Fahrkarte am Band um meinen Hals, ich war ein Held!
Mit einem unscharfen Foto sucht’ ich nach ihnen verstohl’n
Und mein Hasenherz, das flüsterte: Keiner kommt, dich abzuhol’n.
Verlor’n, verscholl’n, gestrandet, Bahnsteig 10 am Gare de l’Est
Ist ein sehr einsamer Platz, wenn dich dein Heldenmut verläßt...
Da rief jemand meinen Namen, ich bin auf sie zugerannt,
Sie schlossen mich in ihre Arme,

die fremden Menschen auf dem Bild in meiner Hand.
Douce France!

Alles ist so fremd, so anders, so verwirrend und so schnell.
So viel neue Bilder, alles ist so aufregend, so grell.
Die Worte, die ich nachspreche und beginne zu versteh’n,
Menschen, die mir hier begegnen und die Dinge, die gescheh’n:
Wie sie ihre Autos parken, ohne Skrupel, ohne Zwang,
Küssen sich auf offner Straße und sie essen stundenlang,
Menschen, die auf U-Bahnschächten schlafen, hatt’ ich nie geseh’n,
So viel Lebensmüde, die bei rot über die Kreuzung gehen.
Und Cafés stell’n Tisch und Stühle auf die Bürgersteige raus
Ich bin so fern von zuhause und ich fühl mich doch schon zuhaus!
Douce France!

100 Francs für eine Cola, 3 mal 50 für Kultur
Aus der Juke-Box für den großen Georges, Trénet und Aznavour.
Wie haben sie mich entzündet, überwältigt und bewegt,
Hab’ mein ganzes Taschengeld in ihren Liedern angelegt!
Und die spielt’ ich nach auf den Boulevards als Straßenmusikant
Abends vor den Filmpalästen, wo man damals Schlange stand.
Ich habe Boris Vian gehört, Grapelli und Béchet –
Sein Sopran drang auf die Straße vorm „Caveau de la Huchette“.
Andächtig standen wir draußen, zwei Kinder Arm in Arm,
Der Lebensdurst, die Zärtlichkeit und der Jazz hielten uns warm.
Douce France!

Hab’ die Frauen in der Rue du Faubourg St. Denis geseh’n,
Die ihre Schönheit verkaufen und ich konnt’ es nicht versteh’n,
Daß sie sich für jeden Drecksack hinlegen, für jeden Wicht,
Wenn er nur die Kohle hinlegt - ich versteh’ es heut noch nicht!
Ich sah Pflastersteine fliegen, sah die Fratze der Gewalt,
Sah die Klugheit unterliegen, sah die Hand zur Faust geballt,
Sah sie offen ausgestreckt und zur Versöhnung schon bereit,
Lebte Freiheit, fühlte Gleichheit und ich fand Brüderlichkeit.
Douce France!

Wie ein Film flimmert mein Leben über die Kinoleinwand,
Einer von den schönen alten mit Ventura und Montand.
Ich seh: Soviel hat der Junge, der da spielt, bei dir gelernt.
Hat dich 100 mal verlassen, hat sich nie von dir entfernt.
Hat geübt, sein eignes Land mit Liebe besser zu versteh’n
Und Unabdingbares milder und versöhnlicher zu seh’n.
Da war nie ein Wort der Feindschaft, nie eine Demütigung,
Nur so ein gewisses Lächeln in meiner Erinnerung.
Manchmal, wenn ich an mir leide, dann machst du mich wieder heil,
Von meiner schweren, dunklen Seele bist du der helle, der federleichte Teil.
Douce France!
 


 
                                                                                                                  

   Doktor Berenthal kommt


Weißt du noch, wie wir als Kinder in dem alten Bunker rumgegeistert sind?
Weil es verboten war und unheimlich und gruslig in dem dunklen Labyrinth.
Und weißt du, wie ich mir die Stirn an einem Eisenträger aufgeschlagen hab,
Daß ich zu Boden ging und erst mal eine Weile keinen Ton mehr von mir gab.
Und ich kauerte versteinert auf den kalten Treppenstufen
Und du bist ins Dorf gerannt, um Doktor Berenthal zu rufen.
Scharf und stechend kam der Schmerz, ich fing an, wie am Spieß zu schrein,
Um mich wurde alles rot und ich blutete wie ein Schwein
Und dann kamst du keuchend wieder und sahst mich und all das Blut:
"Hey, Doktor Berenthal kommt und alles ist gut!"

Ich seh noch heute, wie die große vertraute Gestalt am Bunkereingang steht,
Wie sie vor mir auf der Treppe kniet und meine Stirn mit sieben Stichen näht.
Ich weiß noch, wie das Jod in meiner Wunde brannte und ich weiß noch, wie es roch
Und wenn ich‘s je vergessen sollte, dann erinnert mich die Narbe heute noch,
Wie der Schmerz allmählich nachließ und mich weniger bedrückte,
Als das Donnerwetter zuhaus, das in den Vordergrund rückte.
Und er half mir aufzustehen und er nahm mich bei der Hand,
Brachte mich zu meinen Eltern mit dem schaurigen Verband,
Besänftigte ihr Entsetzen und er dämpfte ihre Wut.
Doktor Berenthal kommt und alles ist gut!
Doktor Berenthal kommt und es ist alles im Lot
Ritter ohne Furcht und Tadel, der Retter in der Not.
Du mußt dir nur die Worte sagen und schon fast du neuen Mut:
Doktor Berenthal kommt und alles ist gut.

Er sah aus wie Gary Cooper in High Noon, wenn er aus seiner Praxis lief
Mit wehendem Rock, dem braunen Doktorkoffer und sein Stetoskop hing tief.
Und er schwang sich auf die alte klapprige 250er NSU
Und stob wie der schwarze Ritter durch den Ort und seinen Schutzbefohl‘nen zu.
Und bald hörtest Du sein Roß, sich knatternd vor dem Haus aufbäumen
Und dann trat er an dein Krankenbett in deinen Fieberträumen.
Er kam als du Scharlach hattest, Masern, Mumps und das und dies
Und er brachte auf die Welt, und er brachte ins Paradies.
Und er brachte Trost und Wärme mit, Kampfgeist und Lebensmut!
Doktor Berenthal kommt und alles ist gut.

Weißt du noch wie sich das anfühlt, das eiskalte Stetoskop auf Gänsehaut,
Und das Abklopfen im Rücken, ist dir die Zeremonie nicht noch vertraut?
Dies Trommeln mit gekreuzten Fingern, dessen Sinn du niemals ganz begriffen hast,
Dieser Holzspatel im Mund, diesmal wirst du dich übergeben - oder fast.
Du kennst alle seine Späße und diese Ablenkungswitze
Und weißt, hinter seinem Rücken hält er diese Riesenspritze
Plötzlich scheint dir seine Anwesenheit überflüssig und
Tut dir schon gar nichts mehr weh, bis du schon wieder ganz gesund.
Alle Schmerzen sind verflogen, Jammern wird zu Übermut,
Doktor Berenthal kommt und alles ist gut.

Doktor Berenthal kommt und es ist alles im Lot
Ritter ohne Furcht und Tadel, der Retter in der Not.
Du mußt dir nur die Worte sagen und schon fast du neuen Mut:
Doktor Berenthal kommt und alles ist gut.

Du hörst seine tiefe Stimme schon im Flur, er grummelt etwas vor sich hin
Und er riecht nach Kampfer und Thymol und manchmal nach einem Verdacht von Gin
Und du siehst den großen, ausgemergelten, vom Tode gezeichneten Mann,
Nur noch ein Schatten seiner selbst, der allen hilft und sich doch selbst nicht helfen kann.
Und da liegt der riesengroße Kerl verlassen und verraten
Zwischen Schläuchen, Monitoren an Schnüren und Apparaten.
Und du möchtest hingehn können in den grauen Kachelsaal
Und du wünschtest sehr, der alte Zauberspruch wirkte noch mal:
Halt durch Alter, ich hol dir den Schwarzen Ritter, ruhig Blut!
Doktor Berenthal kommt und alles ist gut.

Doktor Berenthal kommt, - das ist lange her,
Das Emailleschild an seinem Haus gibt es nicht mehr.
Die kleine, abgewohnte Praxis steht noch immer leer,
Und wo kriegst du jetzt deinen Trost und deine Zuversicht her?
Wenn das Erwachsen werden heißt,verdammt,dann ist es schwer -
Doktor Berenthal kommt nicht mehr. 
 

 

                                                                                                                            

Das letzte Abenteuer


Der Wind reißt an den Hallentoren,
Regen schlägt auf das Wellblechdach.
Die Schauer und die Böen rumoren
Und hall‘n im kalten Hangar nach.
Ich hab‘ die alte Flugmaschine
Hereingerollt, jetzt mag sie ruh‘n:
Die Plane über der Kabine,
Einen Winter lang steht sie nun.

Das letzte Abenteuer,
Mein Ausguck hoch im Baum,
Höhle und Lagerfeuer,
Mein letzter Kindertraum.
Meine Wiking-Modelle,
Mein buntes Schaukelpferd,
Ausweg für alle Fälle,
Bevor ich ganz erwachsen werd‘.

Manchmal komm‘ ich, nach ihr zu sehen,
Um, die Persenning straffzuzieh‘n,
Um einfach nur herumzustehen,
Im Duft von Öl, Lack und Benzin.
Wenn sich die ersten Blätter zeigen,
Und wenn die Winde milder weh‘n,
Werden wir zwei wieder aufsteigen,
Am Himmel unsre Kreise dreh‘n.

Das letzte Abenteuer, ...

Was halt‘ ich Narr für ein paar Stunden
An diesem alten Vogel fest?
Ich hab‘ meine Antwort gefunden:
Weil er mir ein Stück Freiheit läßt.
Er trägt mich – ich muß ja nur wollen –
An jeden Ort der Welt, und dann
Geht es auch, daß ich ohne Grollen
Ruhig hier unten bleiben kann.

Das letzte Abenteuer, ... 


                                                                                                                        

 Ich bring dich durch die Nacht


Die Schatten werden länger,
Der graue, grame Grillenfänger
Streicht um das Haus.
Der Tag ist aus.
Die Ängste kommen näher,
Sie stell‘n sich größer, krall‘n sich zäher
In der Seele fest,
In deinem Traumgeäst.
Manchmal ist es bis zum anderen Ufer der Nacht
Wie ein lichtloser Tunnel, ein nicht enden wollender Schacht.

Ich bring dich durch die Nacht,
Ich bring dich durch die rauhe See
Ich bring dich durch die Nacht,
Ich bringe dich von Luv nach Lee.
Ich bin dein Lotse, ich bin dein Mann,
Bin deine Schwester, lehn dich an,
Ich bin der Freund, der mit dir wacht,
Ich bring dich durch die Nacht.

Alles erscheint dir schwerer,
Bedrohlicher und hoffnungsleerer.
Mit der Dunkelheit
Kommen aus dunkler Zeit
Ferne Erinnerungen,
Die Nacht wispert mit tausend Zungen:
"Sie alle sind aus,
Du bist allein zuhaus!"
Mit deiner stummen Verzweiflung und dem Knistern im Parkett
Und als einzigem Trost das warme Licht des Radios an deinem Bett.

Ich bring dich durch die Nacht...

Laß los, versuch zu schlafen.
Ich bring dich sicher in den Hafen.
Dir kann nichts gescheh‘n,
Wolfsmann und böse Feen
Sind nur ein Blätterreigen
Vorm Fenster, der Wind in den Zweigen
Im Kastanienbaum,
Ein böser Traum,
Der‘s nicht wagt, wiederzukommen, bis der neue Tag beginnt.
Laß los, ich halt dich fest, ich kenn den Weg aus dem Labyrinth.

Ich bring dich durch die Nacht... 

                                                        

                                                         

   Ich liebe dich


Ich hab‘ unzähl‘ge Seiten vollgeschrieben,
Ich habe mir Geschichten ausgedacht.
Bin keine Antwort schuldig geblieben,
Ich hab‘ den Denker und den Clown gemacht.

Ich habe Weisheiten von mir gegeben
Und dabei manche Torheit, wie mir scheint!
Ich hab‘ geredet, als ging‘s um mein Leben
Und doch nur immer eins gemeint:

Ich liebe dich,
Ich brauche dich,
Vertrau‘ auf dich,
Ich bau‘ auf dich,
Wollte nicht leben ohne dich, –
Ich liebe dich.

Ich hab‘ versucht in immer neuen Bildern
Zu sprechen, doch jetzt geht die Zeit mir aus,
Ich kann nicht mehr um sieben Ecken schildern,
Ich sag‘ es einfach und grade heraus.
Ich sag‘ es einfach, und ich schreibe
Auf deinen Spiegel, auf die Wand.
Auf die beschlagene Fensterscheibe
Wofür ich soviel Umwege erfand:

Ich liebe dich,
Ich brauche dich,
Vertrau‘ auf dich,
Ich bau‘ auf dich,
Wollte nicht leben ohne dich, –
Ich liebe dich.

Manchmal seh‘ ich uns beide in Gedanken
Auf einem menschenleeren Bahnsteig stehn,
Zwischen uns unsichtbare Schranken,
Und einer bleibt, einer muß gehn.
Lautsprecherstimmen und Türenschlagen
Und Winken aus dem anfahrenden Zug. –
Ich will‘s immer und immer wieder sagen,
Und sag‘ es dir doch nie genug:

Ich liebe dich,
Ich brauche dich,
Vertrau‘ auf dich,
Ich bau‘ auf dich,
Wollte nicht leben ohne dich, –
Ich liebe dich. 


 

                                                                                                                   

Ich liege bei dir


Ich liege bei dir unterm Dachgebälk –
Diese Stunde liebe ich sehr,
Die Hochzeitsrosen sind lange welk,
Wir treiben im offenen Meer.

Ich fand ihren Zettel mit diesen Zeilen
Als Lesezeichen im Buch,
In dem ich noch lese, wenn ich zuweilen
Den Schlaf vergeblich such’.
Sie legte die Verse wie eine Fährte
Neben das schmale, rote Band
Und eine entfernte Erinnerung kehrte
Zurück, als ich sie dort fand.
Wie oft sind wir wohl so hinausgetrieben
Durch Brandung und Wellental –
Zwei Liebende, die sich so lange lieben,
Doch immer zum ersten Mal.

Wie oft haben wir so zusammen die Sterne
Bestimmt auf unserem Floß
Am Mansardenhimmel in dunkler Ferne
Und drifteten ruderlos,
Sind auf dem einsamen Eiland gestrandet
Und beteten doch verstohl’n
Daß niemals ein Rettungsboot bei uns landet,
Um uns zurückzuhol’n.
Wir wußten ja beide, das Glück ist zerbrechlich,
Eng aneinandergepresst
Hielten wir uns als wär’ das Glück bestechlich
Und wir hielten es damit fest.

Und hielt es nicht allen banalen Stürmen,
Den trägen Gewohnheiten stand?
Den Sorgen, die sich zu Gebirgen auftürmen
Zwischen Windeln und Anbauwand.
Haben wir nicht die gemächlichen Wogen
Aufgewühlt und aufgebracht?
Dem Alltag ein Festtagskleid angezogen
Die Feuer neu angefacht?
Schlaflos skandier’ ich die Zeilen wie immer,
Horch’ auf ein Knarr’n im Scharnier
Auf die Hand an der Tür zum Mansardenzimmer –
Ich wünschte, sie wäre bei mir.

Ich liege bei dir unterm Dachgebälk –
Diese Stunde liebe ich sehr,
Die Hochzeitsrosen sind lange welk,
Wir treiben im offenen Meer. 

                   

                                                  

 Ich trag' den Staub von deinen Straßen– Berlin –


Ich trag‘ den Staub von deinen Straßen
An meinen Schuhen heute noch mit mir herum.
Ich hab‘ sie halt nie putzen lassen,
Nur aus Vergeßlichkeit? Nun ja, vielleicht darum.
In tausend Liedern hat man dich besungen,
Da kommt es nun auf ein Lied mehr ja auch nicht an.
Ich hab‘ den Kopf voll von Erinnerungen,
Mehr als ich wohl in einem Lied erzählen kann.
Von Moabit bis hin nach Lichtenrade,
Vom Wedding bis hinauf nach Wittenau.
Da kenn‘ ich Kneipen, Plätze, Fassaden
Wie jedes Loch in meinen Taschen so genau.

Da gibt es Kneipen, wie vor hundert Jahren,
Da steh‘n am Tresen noch die Stammkunden umher,
Die zur Eröffnung auch schon hier waren,
Da gibt es Dinge, die gibt es schon fast nicht mehr.
Da ist der Bierhahn niemals ganz geschlossen,
Da steht ein Brotkorb, und der ist für jeden frei,
Und mancher holt sich dort sein Almosen
Und ißt‘s im Duft von Eisbein und Kartoffelbrei.
Da gibt es Straßen voller Glanz und Flitter,
Und ein paar Schritte weiter and‘re Straßen, wo
Die Tür‘n verschloß‘ner als Kerkergitter,
Die Pflastersteine härter sind, als anderswo.

Da gibt‘s Fassaden, die wie damals prangen,
Und jeder Mauerstein erzählt: es war einmal!
Als wär‘ die Zeit dran vorbeigegangen,
Dann gibt es andere, da war es nicht der Fall.
Da gibt es Heilige und Sonderlinge,
Weltenerlöser und Propheten aller Art.
Und man hört lächelnd verworr‘ne Dinge
Von Weltenuntergang und sünd‘ger Gegenwart.
Da gibt‘s noch Seen und richtige Wälder
Mit echten Förstern drin in zünft‘ger Tracht.
Da gibt‘s noch richtige Wiesen und Felder,
Und echte Füchse sagen sich dort „Gute Nacht“.
Da gibt es Laubenpieper, deren Gärten
Ein Stückchen Sanssouci, ein Stückchen Acker sind.
Vor Apfelbäumen und Gartenzwergen
Dreh‘n unverdrossen kleine Mühlen sich im Wind.
Da gibt es Dorfau‘n, wie im Bilderbogen,
Auf denen spenden Gaslaternen gelbes Licht.
Da sind die Vorhänge zugezogen,
Und hinter jedem Vorhang regt sich ein Gesicht.
Da gibt es Wüsten aus Beton und Steinen,
Und alle Straßen darin sind gespenstisch leer.
Wie eine Fata Morgana scheinen
Noch ein paar Schrebergärten vor dem Häusermeer.

Höfe, in die sich keine Fremden wagen,
In denen immer grade irgendwas passiert,
In denen, wie hier die Leute sagen,
Man mit dem Schießeisen die Miete abkassiert.
Da gibt‘s von Zeit zu Zeit noch einen greisen,
Halbtauben Lumpensammler, der am Haustor schellt,
„Ankauf von Lumpen, Papier, Alteisen!“
Schon fast ein Fabelwesen einer and‘ren Welt.
Der Braunbierwagen fährt längst and‘re Lasten.
Den Scherenschleifer und den Kesselschmied,
Den Alten mit seinem Leierkasten,
Die gibt es fast nur noch in meinem Lied.

Ich trag‘ den Staub von deinen Straßen
An meinen Schuhen heute noch mit mir herum.
Ich habe sie halt nie putzen lassen,
Nur aus Vergeßlichkeit? Nun ja, vielleicht darum. 
 

                                                               

 

                                                          

  Ikarus


Weiße Schluchten, Berg und Tal,
Federwolken ohne Zahl,
Fabelwesen zieh‘n vor den Fenstern vorbei.
Schleier wie aus Engelshaar
Schmiegen sich beinah greifbar
Um die Flügelenden und reißen entzwei.

Manchmal frag‘ ich mich,
Was ist es eigentlich,
Das mich drängt aufzusteigen und dort oben meine Kreise zu zieh‘n,
Vielleicht, um über alle Grenzen zu geh‘n,
Vielleicht, um über den Horizont hinaus zu seh‘n
Und vielleicht, um wie Ikarus aus Gefangenschaft zu flieh‘n.

Hagelschauer prasseln grell
Und ein Böenkarussel
Packt das Leitwerk hart mit unsichtbarer Hand.
Wolkenspiel erstarrt zu Eis,
Ziffern leuchten grünlich weiß,
Weisen mir den Weg durchs Dunkel über Land.

Städte in diesiger Sicht,
Felder im Nachmittagslicht,
Flüsse zieh‘n silberne Adern durch den Plan,
Schweben in seidener Luft,
Im Landeanflug der Duft
Von frischgemähtem Heu um die Asphaltbahn. 
 

                                                            

 

                                                           

  Immer mehr


Sie liebt den eis‘gen Hauch an Wintertagen,
Kristall‘nes Funkeln im gleissenden Licht,
Das weite, freie Land, rauhreifbeschlagen,
Das Eis auf Pfützen, wenn es knisternd bricht.
Sie liebt es, in Gedanken stumm zu gehen,
Und schweigend gehe ich neben ihr her,
Und es durchfährt mich beim Hinübersehen:
Ich liebe sie - immer mehr!

Sie liebt das klare Wort, die freie Rede,
Sie liebt die Wahrheit, und sie sagt sie laut,
Sie widerspricht und fürchtet keine Fehde,
Wenn alles betreten zu Boden schaut.
Und sie vermag zu trösten, Mut zu machen.
Wo nimmt sie all die klugen Worte her,
Die alten Kampfgeist neu entfachen!
Ich liebe sie - immer mehr!

Mut‘ge Attacke Reiterin,
Für die gerechte Sache Streiterin,
Die zum Schafott Begleiterin,
Die Zaubertrank Bereiterin.

Sie liebt die Nebel, die von See her wehen
Wie Schleier, die ein warmer Schein durchdringt,
Sie liebt‘s, am Wellensaum entlangzugehen,
Die Hand voll Muscheln, die sie mit heimbringt,
Und sie schreibt Ansichtskarten aus der Ferne
Und zaubert Düfte, Geist und Bilder her.
Wer die bekommt, den hat das Leben gerne!
Ich liebe sie - immer mehr!

Mut‘ge Attacke Reiterin,
Für die gerechte Sache Streiterin,
Die zum Schafott Begleiterin,
Die Zaubertrank Bereiterin.

Ich glaube, dass ich manches weiss und ahne
Von allem, was sie wünscht und fühlt und denkt.
Ich weiss jemanden, der die weisse Fahne
Im Leben für mich vor dem Fenster schwenkt
Und der mir sagt: Ich werde bei dir bleiben,
Auch wenn der Wind dreht und die Wetter schwer
Dein winz‘ges Boot hinaus auf‘s Eismeer treiben.
Ich liebe sie - immer mehr!
Immer mehr... 



                                                                 

                                              

       Jahreszeiten


Ich mag die beiden gern am Dahlienbeet in ihrem Garten,
Im herbstlichen Nachmittagslicht die Blumen hegen seh‘n.
Wie sie bedächtig arbeitend die Dämmerung erwarten,
Die Schürze überm Arm, wenn‘s kühl wird, in die Stube geh‘n.
Bald dringt ein Lichtschein durch die Zweige, die im Herbstwind schwanken,
So friedlich, wie Erntefeuer, in der Nacht hinaus.
Ich ahn‘ sie beieinandersitzen, seh‘ sie in Gedanken,
Die beiden alten Leute in dem stillen Haus.
Die Jahreszeiten eines Lebens haben die zwei vorübergehen seh‘n.
Die Zeit zu säen, die Zeit zu ernten,
Ohne die Zeit, sich auch nur einmal umzudreh‘n.

Die Zeit hat ihre Schritte nun langsamer werden lassen,
Und ihre Gesten zögernd, beinah‘ unsicher und schwach,
Wenn sie einander stützen und helfend unterfassen,
Ihr Gang mag müd‘ geworden sein,
Ihr Blick ist doch hellwach
Und immer voller Zärtlichkeit für einander geblieben
Und mehr denn je ein Weg, einander wortlos zu versteh‘n.
Ich glaub‘, die Zeit läßt Menschen, die einander so lang‘ lieben,
So ähnlich fühlen, daß sie einander ähnlich seh‘n.
Die Jahreszeiten eines Lebens haben die beiden zusammen erlebt.
So haben sich längst die Schicksalsfäden
Der beiden zu einem einzigen Band verwebt.

Es sind die Sorgen und die Freuden vergangener Jahre,
Geschichten, die man in ihren Gesichtern lesen kann.
Manch‘ Kummer und manch‘ Ärger sorgten für die weißen Haare,
Und ganz gewiß‘ hatten wir Kinder unsren Teil daran.
Die Kinder sind nun auch schon lange aus dem Haus gegangen,
Haben mit ihren Kindern alle Hände voll zu tun.

Die beiden steh‘n allein, so hat es einmal angefangen,
Hier hat ihr Leben sich erfüllt, hier schließt der Kreis sich nun.
Die Jahreszeiten eines Lebens sah‘n manchen Wunsch in Erfüllung geh‘n.
Nun bleibt der sehnlichste wohl von allen:
Die Zeit des Rauhreifs miteinander noch zu seh‘n. 
 



 Zwischen allen Stühlen

Nun ist die Tür ins Schloß gefallen.
Na klar, ich weiß, du mußt hier raus.
Und deine eiligen Schritte hallen
Schon durch das leere Treppenhaus.
Es muß so sein, so ist das Leben,
So sind die Karten halt gemischt.
Na klar, nur hat mich das Leben eben
Grad auf dem falschen Fuß erwischt:

Zwischen Traum und Erwachen,
Zwischen Weinen und Lachen,
Zwischen allen Gefühlen,
Und
Zwischen allen Stühlen.
Ich habe dich nur ein Stück begleitet,
Jetzt wird der Ernst des Lebens ernst.
Und doch, du bist nie ganz vorbereitet
Auf die Lektion, die du grad lernst!
Da gelten andere Gesetze
Und ein eis‘ger Nordwind fegt,
Da draußen sind so viel Haken und Netze
Für kleine Fische ausgelegt.

Nun, deine eigenen Wege gehen
Mich gar nichts an, mir bleibt allein,
Dir dabei nicht im Wege zu stehen,
Nur wenn du mich brauchst, dazusein.
Da ist die Welt, und du kannst wählen!
Vergiß den Rest und merk dir bloß:
Du kannst allezeit auf mich zählen
Und das gilt ganz bedingungslos!

 

 

 

 

 Katja Ebstein

 

Es ist aus, hast du gesagt,
ich glaube es noch nicht.
Du sitzt da und schaust mir nicht mehr ins Gesicht.
Und ich müsste etwas sagen
und bleib stumm.
Nur mich selbst frag ich in einem fort, warum?
Ich begreif nicht,
dass es ganz zu Ende ist,
dass du niemals wieder zärtlich zu mir bist,
dass du nicht mehr,
wie sonst nach einem Streit,
dich versöhnst mit mir und sagst: es tut mir leid.
Jemand kam, ein neuer Traum
begann für dich.
Er bedeutet dir auf einmal mehr als ich.
Wie banal und wie alltäglich
das doch klingt
und mich trotzdem ganz aus meiner Fassung bringt
Ich habe lange schon geahnt
dass es geschieht,
denn man fühlt oft, was man nicht mit Augen sieht.
Wenn man einen Menschen kennt
so wie ich dich,
dann verrät oft schon ein Blick, er ändert sich.
Es ist gut, dass es die Lügen
nicht mehr gibt,
dass ich endlich weiß, du hast dich neu verliebt.
Wenn die Wahrheit mir auch weh tut,
es muss sein.
Ehe du aus Mitleid bleibst, lass mich allein
Und man weiß ja nie
wofür es gut sein kann.
Vielleicht fang ich etwas völlig Neues an.
Ich werde abends wieder
in die Kneipe gehn
und die alten Freunde wieder öfters sehen.
Wenn du Zeit hast
dann bleib noch ein wenig hier.
Du brauchst gar nicht reden, sitz nur hier bei mir.
Und ich präg mir dein Gesicht
für immer ein,
die Erinn'rung lässt dich immer bei mir sein.
Ich wünsch mir und glaub mir
dass es ehrlich ist,
dass du wirklich immer glücklich mit ihr bist,
dass es nicht wie zwischen uns,
mal enden wird
dass die Liebe, die du fühlst, nie wieder stirbt.
Nun, adieu, ich glaub
ich halte dich nur auf
nur noch eines und gib mir deine Hand darauf
wenn du irgendwann
enttäuscht bist und allein
komm zurück und es wird so wie früher sein

Deine Stimme klingt heut' so fremd

deine Augen
die ich voller Wärme kenn'
schau'n auf einmal so ernst
und verraten nicht mehr
was du fühlst

und ich hoff' wie ein kleines Kind

daß die Worte von dir nicht die Wahrheit sind

daß du lügst
wenn du sagst

daß du gehst
weil du mich nicht mehr liebst.

Abschied ist ein bißchen wie sterben

ist wie alles verlieren

weil es dich nicht mehr gibt.
Abschied ist ein bißchen wie sterben

wenn du nicht mehr bei mir bist

wofür hab' ich gelebt.

Ich brauch' deine Geborgenheit

es ist nicht nur die Angst vor der Einsamkeit

die den Atem mir nimmt und mich traurig und fassungslos macht.
Du bist für mich nicht bloß ein Mann

den man kennen
durchschaun und vergessen kann

denn selbst
als es uns schlecht ging
hast du unter Tränen gelacht.

 

 

Einmal in jedem Leben trifft man den Menschen
und der warst Du.
Ich lag in Deinen Armen. Ich wußte,
dort gehoer' ich hin.
Die letzen Tage im Dezember,
das war'n die schoensten fuer uns zwei.
Es war beinah so wie ein Lied,
das es noch einmal nicht gibt.
Liebe war unser Leben. Wir planten beide
nur noch fuer das,
was Du in vielen Naechten als "Unser Nest"
nur bezeichnet hast,
machtest Du Plaene, wo ich sicher...
Du meinst uns beide und das war schoen.
Es war beinah so wie ein Lied,
das es noch einmal nicht gibt.
Dieses Jahr mit Dir war ein so unglaubliches Jahr.
Es war beinah so wie ein Lied.
Doch das Ende war dann -als das Ende dann kam-
zu traurig, als daß man's je schrieb...
Wenn du dich so umsiehst
und dabei klar siehst,
dann wirst du bald entdecken,
dass an allen Ecken
schon lange etwas faul ist.
Darüber kann
auch der kleine Mann
nur noch weinen.
Und wie er, kann auch ich heut'
nur noch weinen.
Sieh die Welt an,
dann bist du dran,
mit dem Weinen.

Dauernd grau scheint mir das Ganze,
alles dreht sich wild im Tanze,
und es raucht auch schon aus dem Vulkan.
Von den Spitzen des Berges
zu den Tiefen des Meeres
will ich schreien.

Wer will den Rufer hören,
den Rufer in der Wüste?
Es ist doch so viel schöner
und unerhört bequemer,
zu schlafen,
hm, tief zu schlafen.
Doch in dieser Nacht
bin ich aufgewacht,
ohne Tränen.
Ja, ich fand in meinen Träumen
keine Tränen,
wie am Morgen so am Abend,
keine Tränen.

Wo du hinkommst, wo du hinsiehst,
ob du wegläufst oder aufgibst,
holt am Ende uns die Hoffnung wieder ein.
Und ich will sie mir erhalten,
mir mit dir diese Welt gestalten,
nur mit Tränen.
Können wir uns nicht besinnen
und an Menschlichkeit gewinnen,
für den Nachbarn?
Und dann folgt nach langer Nacht
ein neuer Anfang.
Haben wir denn keinen Mut mehr,
wirklich keinen?
Ohne Hoffnung können wir doch
nur noch weinen.
Ja, weinen.

Von den Spitzen des Berges
zu den Tiefen des Meeres
will ich schreien.
Hört die Sonne, wird der Morgen
wieder scheinen?
Und am Ende werden wir
ganz neu beginnen
und auf einen neuen Anfang
uns besinnen.

 


Abschied ist ein bißchen wie sterben

ist wie alles verlieren

weil es dich nicht mehr gibt.
Abschied ist ein bißchen wie sterben

wenn du nicht mehr bei mir bist

wofür hab' ich gelebt.

Bitte laß mir die Hoffnung noch

denk noch einmal darüber nach

ob der Traum
den du träumst
es auch wert war

so einfach zu geh'n.
Su sollst wissen
ich kämpf' um dich.
Wenn du sagst
daß es aus ist

dann glaub' ich's nicht

denn ich brauch' es
dich reden zu hören
und dein Lachen zu seh'n.

Du weißt so wie kein anderer Mann

was ich fühl' und wie ich mich verlieren kann.
Manchmal war ich dein Kind

war dein Freund
war Geliebte und Frau

soll das alles zu Ende sein
und ist dir wirklich klar
was uns dann noch bleibt.
auf den Trümmern der Liebe kann man keine Zukunft mehr bau'n.
Bitte glaub' mir:

Abschied ist ein bißchen wie sterben

ist wie alles verlieren

weil es dich nicht mehr gibt.
Abschied ist ein bißchen wie sterben

wenn du nicht mehr bei mir bist

wofür hab' ich gelebt.
 

 

 

Du sitzt auf einer Bank im Wartesaal
die Hand vor dem Gesicht.
Als kleines Maedchen hat man dir einmal gesagt:
Aus Liebe weint man nicht.
Du sitzt allein mit deinem Koffer hier im kalten Bahnhofslicht.
Und immer wieder sagst du leise zu dir selbst:
Aus Liebe weint man nicht.
Warum laeufst du denn fort
du denkst an ihn
und kommst nicht zur Ruh.

Es fiel ein falsches Wort
dann schlug die Tuere zu.
Man tut sich weh
obwohl man gar nie meint

was man im Zorn so spricht.
Es ist geschehn und du sagst dir
es muss so sein:
Aus Liebe weint man nicht.

Du schaust zur Uhr
bald nimmt ein Zug
dich mit im grauen Morgenlicht.
Wenn du erst fort bist
gibt es nie mehr ein Zurueck:
Aus Liebe weint man nicht.

Doch er hat dich gesucht
auf einmal steht er ratlos vor dir.
Er streicht dir ueber's Haar und sagt: Komm jetzt mit mir.
Du liegst in seinen Armen und weinst vor Glueck

er sieht dir ins Gesicht.
Es tut so gut
wenn er dich troestet und dir sagt:
Aus Liebe weint

 

 

 

 

 

Liebe ist wie wildes Wasser
Das sich durch Felsen drängt
Liebe ist so wie ein Messer
Das Dir im Herzen brennt
Sie ist süß, und sie ist bitter
Ein Sturmwind und ein Hauch
Für mich ist sie eine Rose
Für Dich ein Dornenstrauch

Wer nie weint und niemals trauert
Der weiß auch nichts vom Glück
Wer das sucht, was ewig dauert
Findet es im Augenblick
Wer nur nimmt, kann auch nicht geben
Und wer sein Leben lang
Immer Angst hat vor dem Sterben
Fängt nie zu Leben an

Wenn Du denkst, Du bist verlassen
Und kein Weg führt aus der Nacht
Fängst Du an, die Welt zu hassen
Die nur and're glücklich macht
Dann vergiss nicht, an dem Zweig dort
Der im Schnee fast erfror
Blüht im Frühjahr eine Rose
So stark wie nie zuvor

 

 Die Zeit, die Zeit, das war Morgen,
das war vorm Weihnachtsbaum stehn
Die Zeit, das war Kindersorgen
das war durch Pfützen zu gehn
Das war Kuchenbachen im Sand
das war Sommerzeit auf dem Land

Und die Zeit, das war mit Verwandten
Indianerspielen und Jo-Jo
Die Zeit, das war Elefanten
das war der Sonntag im Zoo
Die Zeit
Was ist die Zeit

Die Zeit, die Zeit, das war Heute
das war das erste Bonjour
Die junge Zeit, das war heute
die erste Lippenstiftspur
Das war tausend schöne Ideen
Hand in Hand durch Wolken zu gehn

Und die Zeit das war sich zu lieben
Zwei Namen in einen Baum
und in die Sterne geschrieben
Die Zeit war Sommernachtstraum
Die Zeit
Was ist die Zeit

Die Zeit, die Zeit, das war Gestern
das war schon beinah ade
Die alte Zeit, die von Gestern
die Zeit, die tat plötzlich weh
Das war : weißt du noch wie das war
Das war alles schon nicht mehr wahr
Und die Zeit, ein Blick in der Speigel
Ein bißchen Angst macht sich breit
Dann irgendwann fällt ein Riegel
Die Zeit, was bleibt, ist die Zeit
Die Zeit, was ist die Zeit 


 

 

Es ist gut mit dir zu Schweigen

einfach so bei dir zu sein

denn die and're soll nicht sagen

ich bin gern mit dir allein

dort wo lauter Worte stören

suche ich nur deinen Blick

wenn uns're Hände sich berühren

das alleine schon genügt

Du und ich

das sind mehr als nur zwei Worte

du und ich heißt Liebe

und alles füreinander tun

Du und ich

das ist unser Zuhause

und du schließt die Tür zu

und die Welt bleibt draußen

Manchmal wenn ich noch wach bin

seh ich dich lange an

und frag mich ob ich schwach bin

weil ich ohne dich nicht Leben kann

Doch ich weiß du fühlst genauso

und darum bist du mein Mann

und solange wir uns lieben

ändert sich auch nichts daran

Du und ich

das sind mehr als nur zwei Worte

du und ich heißt Liebe

und alles füreinander tun

Du und ich

das ist unser Zuhause

und du schließt die Tür zu

und die Welt bleibt draußen

Du und ich

das ist unser Zuhause

und du schließt die Tür zu

und die Welt bleibt draußen

 

Hoch in den Bergen im ewigen Wind,
nah bei den Sternen, da war er ein Kind.
Das
Haus seiner Mutter so elend und alt,
da ging er zur Stadt und der Morgen war kalt.

Und er versuchet sein Glück irgendwie,
doch eine Chance, die gab man ihm nie.
Mit unguten Freuden kam er von der Bahn,
er war noch so jung und sein Leben vertan.

Ein Indiojunge aus Peru,
der will leben, so wie du,
er will lieben, doch die Türen bleiben zu
für den Indiojungen aus Peru.
Aber bald kann sein Schicksal sich wenden.
Und warum glaubt denn keiner daran. 

 

 


 Du kommst jetzt immer später heim

Geschäfte
sagst du
müssen sein

doch bald wird alles anders
ganz bestimm.
ganz schnell kaufst du noch Rosen ein
und hältst so dein Gewissen rein

was nützt das
wenn wir nie zusammen sind.

Es müssen keine Rosen sein

komm so wie früher zu mir heim

nimm mich doch einfach in die Arme

halt mich ganz fest
sprich mit mir.
Es müssen keine Rosen sein

ich will doch eigentlich nur dich

ich muß dich atmen
muß dich fühlen

du bist mein Mann
denk doch daran

ich teil' mein Leben mit dir.

Ich weiß ja
daß du ehrlich bist
und daß es keine Lüge ist

wenn du mir sagst
die Arbeit frißt dich auf.
du kommst erschöpft zu mir nach Haus

ich bring' kein wort aus dir heraus
und warte doch den ganzen Tag darauf.

Es müssen keine Rosen sein

komm so wie früher zu mir heim

nimm mich doch einfach in die Arme

halt mich ganz fest
sprich mit mir.
Es müssen keine Rosen sein

ich will doch eigentlich nur dich

ich muß dich atmen
muß dich fühlen

du bist mein Mann
denk doch daran

ich teil' mein Leben mit dir.

Ich spiel' vor dir die starke Frau

ich mach' dir Mut und weiß genau

wenn ich dich brauche bist du selten hier.
Ich liebe dich und hab' doch Angst

daß du zuviel von mir verlangst

und wir unsre Liebe mal verliern.

Es müssen keine Rosen sein

komm so wie früher zu mir heim

nimm mich doch einfach in die Arme

halt mich ganz fest
sprich mit mir.
Es müssen keine Rosen sein

ich will doch eigentlich nur dich

ich muß dich atmen
muß dich fühlen

du bist mein Mann
denk doch daran

ich teil' mein Leben mit dir.
 

Katja Ebstein

Udo Jürgens

 

 

 

 

 

Illusionen


Illusionen - blüh'n im Sommerwind,
treiben Blüten, die so schön doch so vergänglich sind.
Pflückt sie erst an deinem Wege die Erfahrung,
welken sie geschwind.
Illusionen - schweben sommerblau,
dort am Himmel deines Lebens, doch du weißt genau,
jenes wolkenlose Traumbild deiner Phantasie,
findest du nie.

Illusionen - blüh'n der Wirklichkeit,
zum Tanz der Jugendzeit,
ein erster Hauch von Leid,
wird sie verwehn.
Doch so lang ein Mensch noch träumen kann,
wird sicher irgendwann,
ein Traum ihm in Erfüllung gehn.

Illusionen - hast du dir gemacht,
denn der Mensch, den du einst liebtest,
hat dich ausgelacht
und das Wolkenschloß, das du gebaut,
stürzt ein, in einer einz'gen Nacht.
Und dann fragst du dich, warum muß das sein,
doch die Antwort sagt dir nur das Leben ganz allein,
mit der Zeit erst, wenn die Jahre deines Sommers gehn,
wirst du verstehn.

Illusionen...

 

 

 

 

Udo Juergens zu Gast auf der MS EUROPA

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf Meinem Tisch Ein Weißer Bogen


Auf meinem Tisch ein weißer Bogen,
dein Name auf dem Briefumschlag.
Wie viele Stunden sind verflogen,
wie lang' ich hier schon warten mag.
Ich habe dir so viel zu schreiben,
doch die Gedanken wollen hier
in meiner Feder steckenbleiben,
als fürchteten sie das Papier.

Weißt du, ich glaub', was ist geblieben,
warum - nein, so fängt kein Brief an.
Und ich zerreiß', was ich geschrieben,
und fang' nochmal von vorne an.

Auf meinem Tisch ein weißer Bogen,
dein Name auf dem Briefumschlag.
Ich hab' den Vorhang zugezogen,
vor meinem Fenster stirbt der Tag;
und wie in finsteren Verliesen
liegt, was ich dir nicht schreiben kann.
Wann kommst du, um sie aufzuschließen,
in einem Tag, in einem Jahr,
wann!'

 


Die Feder kreischt über die Zeilen:
Könntest du heute bei mir sein!
Könnt' ich die Stunden mit dir teilen,
mir fielen tausend Dinge ein.
Ich brauchte dir nicht eins zu nennen,
du würdest, was ich denke, seh'n;
Worte, die auf den Lippen brennen,
auch wenn ich schweige, noch versteh'n.

Weißt du, ich glaub', was ist geblieben,
warum - nein, so fängt kein Brief an.
Und ich zerreiß', was ich geschrieben,
und fang' nochmal von vorne an.

Auf meinem Tisch ein weißer Bogen,
dein Name auf dem Briefumschlag.
Ich hab' den Vorhang zugezogen,
vor meinem Fenster stirbt der Tag;
und wie in finsteren Verliesen
liegt, was ich dir nicht schreiben kann.
Wann kommst du, um sie aufzuschließen,
in einem Tag, in einem Jahr,
wann!

5 Minuten Vor 12


Und ich sah einen Wald,
wo man jetzt einen Flugplatz baut.
Ich sah' Regen wie Gift,
wo er hinfiel, da starb das Laub.
Und ich sah einen Zaun,
wo es früher nur Freiheit gab.
Ich sah' grauen Beton,
wo vor kurzem die Wiese lag.
Und ich sah einen Strand,
der ganz schwarz war von Öl und Teer.
Und ich sah eine Stadt,
in der zählte der Mensch nicht mehr.
Doch ich sah' auch ein Tal,
das voll blühender Bäume war,
einen einsamen See,
wie ein Spiegel so hell und klar.
Und ich sah auf die Uhr:
5 Minuten vor 12

Und ich sah' eine Frau,
die erfror fast vor Einsamkeit.
Und ich sah' auch ein Kind,
für das hatten sie niemals Zeit.
Und ich sah einen Mann,
der für Hoffnung und Frieden warb.
Und ich sah wie er dann,
dafür durch eine Kugel starb.
Doch ich sah auch den Freund,
der in schwerer Zeit zu mir stand.
Ich sah einen, der gab
einem Hilflosen seine Hand.
Und ich sah auf die Uhr:
5 Minuten vor 12.

Ich sah Haß in den Augen,
blindwütenden Glauben,
sah' die Liebe erfrieren,
sah' die Sieger verlieren,
sah' Bomben und Minen,
sah' Schieber verdienen,
sah' Klugschwätzer reden
und Fanatiker töten.
Doch ich sah' auch die Angst,
die so viele zur Einsicht bringt.
Jemand sagte zu mir,
daß die Zukunft grad' jetzt beginnt.
Und ich sah auf die Uhr:
5 Minuten vor 12.

Ich sah' auch die Angst,
die so viele zur Einsicht bringt.
Jemand sagte zu mir,
daß die Zukunft grad' jetzt beginnt.
Und ich sah auf die Uhr:
5 Minuten vor 12.

 

Auch Kleine Steine Ziehen Große Kreise


Ein Korn ist nur ein Korn und wird zum Baum
Ein Hoffnungsschimmer wird zum Menschheitstraum
Ein Funke wird zum Feuer
ein Hauch wird zum Orkan
Drum tu', wonach dir ist und glaub' daran!
Der Stille Bach wächst an zum Wasserfall
und aus dem Nichts entstand der Erdenball
Aus Blicken, da wird Liebe
aus Tönen wird ein Lied
wenn man nur will, daß es geschieht!

Auch kleine Steine ziehen große Kreise
nicht nur der Mächtige hat Macht allein!
Drum schicke die Visionen auf die Reise
und sperr' die Hoffnung niemals ein!

Auch kleine Steine ziehen große Kreise
und mancher Kiesel wird zum Meilenstein!
Drum schicke deine Träume auf die Reise
und was gescheh'n soll, das wird auch sein!
Und was gescheh'n soll, das wird auch sein!

Aus scheuen Licht wird sonnenheller Tag
Der Vogel steigt mit jedem Flügelschlag
Aus Tropfen werden Meere
aus Sekunden wird die Zeit
aus Zuversicht wird Wirklichkeit!

Auch kleine Steine ziehen große Kreise
Nicht nur der Mächtige hat Macht allein!
Drum schicke deine Träume auf die Reise
und was gescheh'n soll, das wird auch sein!
Drum schicke deine Träume auf die Reise
und was gescheh'n soll, das wird auch sein,
und was gescheh'n soll, das wird auch sein!

Bis Ans Ende Meiner Lieder


Seit vielen Jahren sitz' ich hier
und schlage Töne an
Bin Rufer in der Wüste
Ich ruf' so laut ich kann
Und wenn's auch manchmal klüger wär'
ich wäre einfach still
Ich kann nicht anders als bisher
Weil ich zu vieles will
Ich will den Text, der sich was traut
Ich will das Wort so wie ein Schwert
Das in aller Herzen trifft
Das tröstet und verstört
Ich will die Unbequemlichkeit
und auch die Schwärmerei
Ich will verdammt sein zur Revolte
Und zum Träumen frei
Das will ich, und ich will es immer wieder
Bis ans Ender meiner Lieder

Ich will, daß dir zum Heulen ist
Beim Elend dieser Welt
Ich will die Heuchler jagen
Durchs eig'ne Minenfeld
Ich will den Hoffnungsschimmer
Sei er noch so gering
Ich will, was unerreichbar ist
erreichen, wenn ich sing'
Ich will die große Melodie
die über alle Grenzen geht
Aus der neues Morgenrot
und Zuversicht entsteht
Ich will, daß du mein Singen hörst
und daß es dich berührt
Ich will, daß es dich zur Vernunft
und Unvernunft verführt
Ich will alles sein, nur niemals brav und bieder
Bis ans Ende meiner Lieder

Und weil's ja nicht gelingt, versuch ich's immer wieder
Bis ans Ende meiner Lieder

Dann Kann Es Sein, Daß Ein Mann Auch Einmal Weint


Wenn ein Mann von einem Freund,
auf den er baut, betrogen wird,
steht er da und fragt sich nur:
Wie kann das sein'
Wenn er liebt und von der Frau,
der er vertraut, betrogen wird,
steht er da und fühlt sich
elend und allein.

Wenn er alles oder nichts
auf seine letzte Karte setzt,
am Ende aber doch
sein Spiel verliert
und einsieht, daß nun alles,
was er tut, zu nichts mehr führt,
dann kann es sein,
daß ein Mann auch einmal weint.

Wenn ein Mann, der lange fort ist,
einen kleinen Brief erhält,
den ein Kind mit vielen Fehlern
an ihn schrieb,
der von seinen großen Sorgen
in der kleinen Welt erzählt
und dann endet:

Komm bald heim, ich hab' dich lieb!

Wenn er weiß, das kann nicht sein,
weil in der Welt so viel geschieht,
wovon ein Kind
so wenig nur versteht,
und kann ihm doch nur sagen,
daß das nicht so einfach geht,
dann kann es sein,
daß ein Mann auch einmal weint.

Wenn ein Mann in seinem Leben
irgendwann sein Ziel erreicht,
ist er frei und wird von keinem
mehr gejagt,
kann er stolz darauf zurückseh'n,
denn es war nicht immer leicht,
und er fühlt, er hat unendlich
viel gewagt.

Doch er weiß, er hat gewonnen,
hat das Leben in der Hand,
die Launen seines Glücks,
die sind gezähmt.
Erst dann, wenn er sich nicht mehr
seiner Freudentränen schämt,
dann kann es sein,
daß ein Mann auch einmal weint.

 

Dass Ich Dich Liebe, Was Geht Es Dich An


Seltsames Spiel von Gefühl und Verstand,
kopflos für dich voll in Flammen,
bin ich bei dir gegen Wände gerannt,
wir kamen niemals zusammen.
Auch wenn ich denke, es war Illusion,
Flimmern und Zuneigung bleiben.
Ich hab' kein Echo bei dir,
doch will ich schon, das was ich spür',
nicht vertreiben.
Weil's für Gefühl kein Verbot geben kann,
dass ich dich liebe, was geht es dich an'
Dass ich dich liebe, was geht es dich an'

Lass mich doch träumen, mich freuen an dir,
aus der Distanz mich erwärmen.
Immerhin besser, als wenn ich erfrier',
ich will nicht aufhör'n zu schwärmen.
Und daher gönn' ich von Fern mir dein Licht,
du kannst mich auch so fazinieren,
leider erreich' ich den Himmel ja nicht,
kann dich nie hautnah berühren.
Sei's drum, du ziehst mich noch immer in Bann,
dass ich dich liebe, was geht es dich an'
Dass ich dich liebe, was geht es dich an'

Sind die Gedanken an dich noch so schön,
mich schmerzen die einsamen Stunden.
Sehnsucht will immer auf's Ganze nur geh'n,
unerfüllt brennt sie mir Wunden.
Ich leb' also ohne dich, dennoch mit dir,
bitte stör' dich nicht an meinen Klängen.
Lieder sie sprühen, ich kann nichts dafür,
anders würd' ich dich nie drängen.
Ich mag dich ganz heimlich, so leise ich kann,
dass ich dich liebe, was geht es dich an'
Dass ich dich liebe, was geht es dich an'

Auch In Warschau Blüht Der Erste Flieder


Er kam aus Frankfurt mit einem Bus,
um Warschau zu sehen.
Sie war Studentin, sprach etwas deutsch,
und sie konnten sich sehr gut verstehen.
Doch später war es mehr als das,
er war so glücklich mit ihr.
Und als sein Bus nach Hause fuhr,
da sagte er: Ich bleibe hier.

Auch in Warschau blüht jetzt schon der erste Flieder,
ganz genau so, wie in Frankfurt, Wien
und in Paris.
Auch in Warschau ist der Winter längst vorüber
und die Welt ist voller Träume
und die Liebe ist so süß.

Sie liebten sich und träumten davon,
zusammen zu sein.
Jedoch ein Stempel in seinem Paß
sprach ein strenges und amtliches Nein.
Selbst noch am Bahnsteig hoffte sie,
ein Wunder würde gescheh'n.
Und als sein Bus kam sagte sie,
ich werd es niemals verstehen.

Auch in Warschau blüht jetzt schon der erste Flieder,
ganz genau so, wie in Frankfurt, Wien
und in Paris.
Auch in Warschau ist der Winter längst vorüber
und die Menschen bauen Zäune,
die die Liebe nicht besiegt.

Er denkt an sie und glaubt nicht daran,
daß er ise verlor.
Ein Paßbeamter sagte zu ihm,
Paragraphen sehen Liebe nicht vor.
Und wenn auch kaum noch Hoffnung ist,
wer liebt, verliert nie den Mut.
Er liest in ihrem letzten Brief.
Sie schreibt: Bald wird alles gut !

Auch in Warschau blüht jetzt schon der erste Flieder,
ganz genau so, wie in Frankfurt, Wien
und in Paris.
Auch in Warschau ist der Winter längst vorüber
und man sagt, in solchen Tagen
werden alte Träume wahr,
irgendwie, irgendwann.
Auch in Warschau blüht jetzt schon der erste Flieder,
und der Winter ist vorüber,
vielleicht wird nun alles gut.

 

Auf Der Suche Nach Mir Selbst


Auf der Suche nach mir selbst
fand ich manches eigentlich
daß ich mich frage,
ist es wahr,
bin das wirklich ich -
wirklich ich?

Ich fand den Mann,
der viel zu häufig auf die andern hört,
der gegen Unrecht
und Gewalt zu wenig aufbegehrt!
Ich fand den Zweifler,
dem der Mut oft fehlt
und fand den Freund,
der Freunde hat
und Riesenspaß
an dieser Welt.

Ich fand den König,
der bequem auf seinem Wohlstand thront,
wie auch den Bettler,
der am Rande der Verzweiflung wohnt!
Ich fand den Harlekin,
der schallend lacht,
damit man nicht dahinterkommt,
wie vieles ihm
Probleme macht.

Auf der Suche...

Ich fand das Kind,
das heute noch an Märchen glauben will,
das nach Beachtung schreit,
nach Wärme, - Liebe und Gefühl.
Ich fand den jungen Mann,
der rebelliert,
das Feuer schürt
und dennoch nicht durch Wände kann
und resigniert.

Ich fand den Träumer,
der zufrieden durch die Wolken schwebt
und sich dabei
aus Illusionen eine Grube gräbt!
Ich fand den Mann,
der dich seit Jahren liebt,
auch heute noch,
und dir es doch
zuwenig zu
erkennen gibt!

Auf der Suche nach mir selbst
fand ich Spuren noch und noch,
und wenn man die zusammenfügt,
wird mir klar: Ich bin es doch!

 

Bring' ein Licht ins Dunkel


Jeder kleine Augenblick -
den wir ander'n schenken,
kommt als Tag zu uns zurück -
an den wir ewig denken!
Tränen kalter Einsamkeit fragen nur: Warum?
Warum grad'i ch?
Hört ihr mich?
Ich bitte dich: BRING' EIN LICHT,
BRING' EIN LICHT INS DUNKEL

Ist da jemand in der Nacht?
BRING' EIN LICHT INS DUNKEL.
Hat jemand an mich gedacht?
BRING' EIN LICHT INS DUNKEL.
Wenn ein kleiner Traum zerbricht,
stirbt ein großer Plan.
Wenn du kannst, vergiß' das nicht!
Bitte - BRING' EIN LICHT!

Wenn ihr morgen Hilfe sucht,
laßt uns Hilfe leben!
Wenn wir Liebe finden woll'n,
laßt uns Liebe geben!
Eine Hand, die Wunden heilt,
fragt nicht nach dem Grund.
Diese Welt braucht auch dich.
Schenk' ihr ein Licht!

Ist jemand da?

Ja - wenn ihr morgen Hilfe sucht,
laßt uns Hilfe leben!
Wenn wir Liebe finden woll'n,
laßt uns Liebe geben!
Denn eine Hand, die Wunden heilt,
fragt nicht nach dem Sinn,
fragt nicht nach dem Grund,
fragt nicht nach dem Lohn.
Bitte - BRING' EIN LICHT!

BRING' EIN LICHT
BRING' EIN LICHT
BRING' EIN LICHT - O yeah

Wenn du deiner Hoffnung traust,
BRING' EIN LICHT INS DUNKEL!
Wenn du noch an Wunder glaubst,
BRING' EIN LICHT INS DUNKEL!
Wenn du auf das Morgen baust,
dann tu' es heute!
Teilen wir die Zuversicht!
Ich bitt' dich: Komm und BRING' EIN LICHT!

BRING' EIN LICHT...

 

Das Ist Es, Wo Die Blumen Sind


Ihr fragt mich, wo die Blumen sind,
die Blumen rot und blau.
Ich weiß, wo sie geblieben sind,
ich weiß es ganz genau.

Die Starken haben sie zertreten,
die Klugen sie zerpflückt,
sie sind verdorrt in unser'n Städten,
am Fortschritt glatt erstickt.

Ein Kind jedoch hat sie gemalt
mit seiner kleinen Hand,
nun blühen sie im Hinterhalt,
an einer Häuserwand.

Das ist es, wo die Blumen sind,
die Blumen rot und blau,
das ist es, wo die Blumen sind,
ich weiß es ganz genau.

Es hat der Neid sie ausgerissen,
die Schlauheit sie verkauft,
so manches Lied hat sie verschlissen,
und Bosheit sie zerrauft.

Doch ich kenne einen Mann,
ihr lacht meist über ihn,
der pflanzt sie voller Liebe an,
seht' nur genau mal hin.

Das ist es ,wo die Blumen sind...

Der Eilige hat sie verloren,
der Zweifler sie verpaßt,
beim Tüchtigen sind sie erfroren,
beim Angeber verblaßt.

Nur einer hat sich was gedacht
und nahm' sich ihrer an.
Er hat sie seiner Frau gebracht,
als er nach Hause kam.

Das ist es, wo die Blumen sind...

 

Damals wollt' ich erwachsen sein


Vor ein paar alten Fotos sitz ich nun seit Stunden
Ich habe ein Stückchen Erinnerung gefunden.
Unser Liebling im Garten, so steht drauf zu lesen,
Es ist an meinem fünften Geburtstag gewesen.
Die Mundharmonika hab ic hdamals bekommen
Und Vater hat mich mit in den Zirkus genommen.
Daß ich Lokführer werde, hatte ich längst entschieden,
Von den Träumen sind mir nur die Schranken geblieben.

Damals wollt' ich erwachsen sein,
Ich weiß das noch wie heut';
Wenn mich das Leben traurig macht,
Träum' ich von dieser Zeit

Das Beten war so einfach, es gab gar keine Zweifel,
Der liebe Gott war oben und ganz unten der Teufel.
Die Uhr an der Wand hing für mich da zur Zierde,
Ich ahnte nicht, daß sie einmal so wichtig sein würde.
Die Schmetterlinge waren viel bunter als heute
Und der Tod war nur etwas für ganz alte Leute.
Den Globus auf dem Schreibtisch seh' ich heute noch stehen,
Ich konnte mit zwei Fingern die Welt einfach drehen.

Refrain

So Worte wie Heimweh brauchte ich nicht zu kennen,
Ich brauchte nur abends nach Hause zu rennen,
Mit zerrissenen Hosen und aufgeschlagenen Knien,
Die Mutter hat geschimpft und dann hat sie's verziehen.
Für mein Knie und für alle Wehwehchen hat's eben
Bei ihr immer die richtige Salbe gegeben.
War ich wirklich mal traurig und mir kamen die Tränen;
Als Kind darf man weinen und braucht sich nicht zu schämen.

Refrain

 

Das wünsch' ich dir


Ein letzter Blick, ein letztes Lächeln,
nichts hält dich auf, ich seh' es ein.
Du sagst, du mußt dich selber finden,
du möchtest unabhängig sein.
Daß du lachen kannst im Weinen,
daß du Stürme überstehst.

Das wünsch' ich dir!
Das wünsch' ich idr!
Das wünsch ich dir, bevor du gehst.

Daß deine Wünsche Wahrheit werden,
daß du gesund bleibst Tag für Tag,
daß deine Hoffnungen nie sterben,
was immer auch geschehen mag.
Daß du jung bleibst, wenn du alt wirst,
daß du nie an Grenzen stößt.

Das wünsch' ich dir...

Daß du neue Ziele findest,
wenn du die Entäuschung spürst.
Daß du Licht siehst auch im Dunkel
und ein Feuer wenn du frierst.

Das wünsch' ich dir.
Daß jeder Tag ein Anfang ist.
Das wünsch' ich dir.
Und daß du bleibst, so wie du bist.
Daß wünsch' ich dir, bevor du gehst.

Das wünsch' ich dir.
Daß dir ein guter Freund nie fehlt.
Daß wünsch' ich dir.
Daß nie die Einsamkeit dich quält.
Daß wünsch' ich dir, bevor du gehst.

Der Gekaufte Drachen


Ein Kieselsteinweg führte mich zu dem Haus
Das Licht fiel auf englischen Rasen
Auf seidenem Teppich stand ich im Portal
Vor Gemälden und wertvollen Vasen
Dann zeigt eder Hausherr voll Stolz den Besitz
Was Sie seh'n gehört mal meinem Kleinen
Dieses Haus, die Fabrik, nur für ihn tu' ich das
Dafür leb' ich, ich hab' nur den einen
Während er so erzählte mit dem Glas in der Hand
Sah niemand den Kleinen, der im Türrahmen stand
Als er anfing zu reden, war es plötzlich ganz still
Denn er sagte: Papa ich weiß nicht, ob ich das will

Ich will mit dir einen Drachen bau'n
Mit dir einen Drachen bau'n
Für sowas hast du niemals Zeit
Ich will mit dir einen Drachen bau'n
Mit dir einen Drachen bau'n
Denn ein gekaufter Drache
Fliegt nicht mal halb so weit

Der Kieselsteinweg führt noch heut' zu dem Haus
Die Parties sind dort längst verklungen
Der Mann sitzt vor mir leicht gebückt und ergraut
Und erzählt mir leis' von seinem Jungen
Der lebt heut' sein Leben irgendwo in der Stadt
Es ist alles ganz anders gelaufen
Er hat mit geschrieben - er kommt nicht mehr heim
Ich glaub' ich werd alles verkaufen
Während er so erzählte mit wenig Hoffnung im Blick
Gehen meine Gedanken zu dem Kleinen zurück
Er sagte damals sehr wenig, aber trotzdem soviel
Mit den Worten: Papa ich weiß nicht, ob ich das will

Ich will mit dir einen Drachen bau'n
Mit dir einen Drachen bau'n
Für sowas hast du niemals Zeit
Ich will mit dir einen Drachen bau'n
Mit dir einen Drachen bau'n
Denn ein gekaufter Drache
Fliegt nicht mal halb so weit

Deine Einsamkeit


Immer, wenn der Tag sich neigt,
wenn sein lautes Lärmen schweigt,
kommt sie ungefragt zu dir;
und sie tritt in deine Tür
lautlos aus der Dunkelheit:
Deine Einsamkeit.

Was sie will, du weißt es nicht,
weil ja nur ihr Schweigen spricht.
Du fühlst es, sie ist da;
unsichtbar, zum Greifen nah
macht sie sich im Raume breit:
Deine Einsamkeit.

Oft am Tag vergißt du sie,
aber sie vergißt dich nie.
Wenn du durch die Straßen gehst
und die Welt nicht mehr verstehst,
steht sie schon für dich bereit:
Deine Einsamkeit.

Fertig wirst du nie mit ihr
ohne jemand neben dir,
der dich braucht, so wie du ihn.
Such' ihn, statt vor ihm zu flieh'n;
du besiegst sie nur zu zweit:
Deine Einsamkeit

 

 

Der Mann Mit Dem Fagott


Du spürst, wie wir die Zeit verlier'n
Nie hält die Seele still
Wir leben nicht, wir funktionier'n
in Unrast statt Gefühl

Der Vater meines Vaters
der kannte einen Mann
einen Spielmann auf der Straße
in Bremen irgendwann
Wie aus dem Nichts erschien er
seltsam kostümiert
Und wer ihn spielen hörte
war im Innersten berührt
Die Menschen blieben stehen
und lauschten wie gebannt
Es war, als ob die ganze Stadt
auf einmal Ruhe fand
Alle waren wie verwandelt von seiner Melodie
erfaßt von unerklärlicher Magie

Hör auf den Mann mit dem Fagott
öffne die Seele für jeden Ton
Und scheint er auch ein Gaukler
ein Clown, ein Don Quichotte
hör auf den Mann mit dem Fagott

Der Vater meines Vaters
und die Schar im Dämmerlicht
sie hörten und verstanden
und faßten Zuversicht
Und Nacht zog auf von Osten
wo er herkam, wie es hieß
Und ein Echo klang noch in den Straßen
als er sie verließ
und wie ein Spuk vorbeigeht
Die Sternschnuppe verblaßt
So war er dann verschwunden
der mysteriöse (geheimnisvolle) Gast
Und kehrt er auch nie wieder
Seine Botschaft, sie bleibt hier
Lebe so wie du es fühlst in dir

Hör auf den Mann mit dem Fagott
öffne die Seele für jeden Ton
Und scheint er auch ein Gaukler
ein Clown, ein Don Quichotte
hört auf den Mann mit dem Fagott

 

 

Der Zirkus Darf Nicht Sterben


Er war ein König, doch sein Reich war klein,
Ein Wanderzirkus unter grauem Zelt,
Und dieses Rund aus Flitter, Traum und Schein,
War eine wunderbare Zauberwelt.

Er sah so gern die Kinderaugen strahlen,
Ihr Lachen hat ihn reich und froh gemacht,
Er konnte oft die Schulden nicht bezahlen,
Und hat dafür geschuftet Tag und Nacht.
Er hatte seinem Sohn nichts zu vererben
Als diesen Wunsch: DER ZIRKUS DARF NICHT STERBEN!

Schimmel, komm', es geht nicht weiter,
Deine Kunst ist nichts mehr wert,
Bitte sag' mir, welcher Reiter
Kauft sich schon ein Zirkuspferd.
Schau mich nicht so an, mein Brauner,
Wir verloren unser Spiel,
Nur der Metzger, dieser Gauner,
Zahlt noch einen Pappenstiel...

Der Sohn hielt durch und blieb im Zirkuswagen,
Mit ihm die Not aus alter Tradition,
Er hat sich tapfer durch die Welt geschlagen,
Die ärmer wurde, ohne Illusion.

Doch wenn sich auch die Kasse nicht mehr füllte,
Das Glänzen in den Kinderaugen blieb,
Wenn sich die bunte Wunderwelt enthüllte.
So war sein letzter Wille, als er schrieb:
Ihr werdet große Schätze nie erwerben,
Trotzdem versprecht: DER ZIRKUS DARF NICHT STERBEN!

Ein Stück Zucker noch, mein Schimmel,
Für den Hafer langt's nicht mehr,
Bald bist du im Pferdehimmel,
Mach' den Abschied nicht so schwer.
Brauner, träume von den Tagen,
Als du stolz im hellen Licht
Deinen Kopf so hoch getragen,
Dann spürst du das Ende nicht...

Es ist vorbei, der Enkel schnürt den Ranzen,
Da steht ein kleiner Bub bei ihm und lacht:
Wann läßt du wieder deine Pferde tanzen?
Wann kommt der Clown, der immer Witze macht?
Erwartungsvolle Kinderaugen strahlen,
Und das ist mehr, als das verfluchte Geld,
Solang' sie noch mit dieser Münze zahlen
Gehört der Zirkustraum in ihre Welt.
Schlagt nicht dies' Kinder-Wunderland in Scherben,
Helft alle mit: DER ZIRKUS DARF NICHT STERBEN!

 

 

Die Bäume Meiner Kinderzeit


Wo isnd sie die alten Bäume
meiner Kinderzeit?
Wo sind sie, die süßen Träume,
sind sie schon so weit?

Dort, wo früher Wälder rauschten,
steht ein Häusermeer.
Dort, wo wir den Quellen lauschten,
braust der Stadtverkehr.

Wo sind sie, die schönen Worte,
die man dann nicht hält?
Damals, als wir uns gefunden,
blühte noch die Welt.

Dort, wo einst der Ginsterstrauch
gelbe Blüten bot,
liegt im Dunst und schwarzen Rauch
unser Morgenrot.

Fern am Rande unseres Dankens
gibt es noch ein Glück.
Weit vom Lärm der Autostraßen
gibts ein fernes Blüh'n.

Fort sind sie, du mußt sie suchen,
sie sind doch noch da,
Tannen, Eichen und die Buchen,
nur nicht mehr so nah.

Wo sind sie, die alten Bäume
meiner Kinderzeit?

Die Krone Der Schöpfung


Prolog: Mario Adorf
...und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes
schuf er ihn und schuf ihn als Mann und Weib. - Und
Gott segnete sie und sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehret
Euch - Und füllet die Erde und machet sie Euch untertan --
Und herrscht über die Fische im Meer. Und über die Vögel am Himmel und über das Vieh und über alles Getier,
das auf Erden kriecht..."
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte -
und siehe -- es war gut...

Der Mensch hat sich die Erde längst untertan gemacht.
Mit Feuer, Schwert und Bombe hat er sie überwacht.
Was kümmert uns die Zukunft, wir beichten im Gebet:
"Verzeih' mir meine Habgier, denn mein ist der Planet!"

Wir predigen die Liebe und führen täglich Krieg.
Wir kämpfen nicht für Ziele, nur für den eig'nen Sieg.
Wir sagen nicht mehr "Bitte!", wir schreien nur "Ich will!"
Die halbe Welt verhungert, die halbe Welt hält still!

Atomexplosion - was heißt das schon?
Feuer einbetonier'n!
Wir haben den Dreck - in Meeren versteckt! -
denn was soll schon passier'n?

Wir fragen nicht, wir nehmen, wir leben uns're Gier!
Denn nach uns kommt die Sintflut, doch erstmal kommen wir!

Wir nennen uns Krone der Schöpfung,
Die Helden der Evolution.
Das Meisterwerk im Universum
Benimmt sich wie die Inquisition.

Wir tragen die Krone der Schöpfung
Eher so wie einen Karnevalshut,
Besoffen vom Grössenwahn
Fühlt sich die Menschheit - edel und gut - 
Und absolut...

Wir haben das Gewissen im Überfluss verlor'n.
Und wenn man uns erinnert, verschliessen wir die Ohr'n.
Wir leben ohne Gnade und stossen uns gesund:
Giganten der Verschwendung mit nimmersattem Schlund.

Die Schöpfung ist so wunderbar! - 
Aus Finsternis - das erste Licht - der erste Tag.
Himmelszelt und Erde - Land und Meer!

Was sie wollte, das geschah! - 
Ein Samenkorn - ein Vogelschwarm
Aus dem Nichts gebor'n! - 
Doch der Mensch, er wollte mehr!

Du und ich, wir wurden wahr - 
Weil irgendwann - ein Weg begann - 
der Liebe hiess,
Die eine Chance für jeden - 
die man uns liess!

Vielleicht bleibt uns noch etwas Zeit
Um zu versteh'n - Gemeinsamkeit
Und Bescheidenheit - 
sind der Weg zur Ewigkeit...

Refrain:
Wir nennen uns Krone der Schöpfung,
Die Helden der Evolution.
Das Meisterwerk im Universum
Benimmt sich wie die Inquisition.

Wir tragen die Krone der Schöpfung
Eher so wie einen Karnevalshut.
Besoffen vom Grössenwahn
Fühlt sich die Menschheit - edel und gut - 
Und absolut...

Wir stehlen unsern Kindern die Zukunft ihrer Welt.
Warum in Demut leben, die bringt zuwenig Geld!
Wir opfern uns're Wälder dem Gott aus Stahlbeton
Und jeder baut sein eig'nes privates Babylon!

Die Schwalben Fliegen Hoch


Komm her, mein Schatz, ich hab' dich gern;
Bald ist die welt ein toter Stern
So sagt man - und die Zeichen stehen schlecht.

Man sagt, der ganzen Herrlichkeit
Ist schon das Ende prophezeit
Mag sein, die pessimisten haben recht.

Uns beide aber fragt man nicht
Komm her, wir rücken dicht an dicht
Und schenken uns ein Glas vom besten ein.

Man spricht von Sonnenfinsternis,
Doch eines weiß ich ganz gewiß:
Das nächste Glas wird nicht das letzte sein:

Man sagt, der Tag ist nicht mehr weit,
An dem selbst Neuschnee sauer schneit
Und nur noch Dreck aus allen Wolken fällt.

Jedoch solang noch Menschen sich
Von selbst versteh'n wie du und ich
Seh' ich noch längst nicht schwarz für uns're Welt.

Herrscht auch am Himmel Hochbetrieb
Komm her, mein Schatz, ich hab' dich lieb
Die Felder uns'rer Liebe sind bestellt:

Der nächste Sommer steht bestimmt ins Haus,
Die Schwalben wollen wieder hoch hinaus.
Die Schwalben fliegenh och.
Die Schwalben fliegen hoch.

Man schießt Raketen in das All
Und der totale Stromausfall,
sagt man, ist eine Frage kurzer Zeit.

Wenn mich einer fragt, worin
Siehst du für dich des Lebens Sinn,
Dann sag' ich ihm: Auch in der Sinnlichkeit.

Solang' das Herz noch Hoffnung nährt,
bleibt unser Leben lebenswert,
Auch wenn der Teufel Pech und Schwefel speit.

Die Erde steht, soviel ich weiß,
Noch längst nicht auf dem Abstellgleis.
Die Zukunft ist noch nicht Vergangenheit.

Der nächste Sommer steht bestimmt ins Haus
Und so wie alle wollen auch wir hinaus
Die Schwalben fliegen hoch
Die Schwalben fliegen hoch
Die Schwalben fliegen hoch

Und mehr als Glück bedeutet mir,
Wenn ich nachts wach lieg neben dir
Und deinen Atemzügen lauschen kann.

Wer sagt, das "Aus" ist angesagt,
Der hat uns beide nicht gefragt,
Für uns fängt jeden Tag ein Frühling an:

Der nächste Sommer steht bestimmt ins Haus
Die Schwalben wollen wieder hoch hinaus
Die Schwalben fliegen hoch
Die Schwalben fliegen hoch
Die Schwalben fliegen hoch

Die Stadt In Der Sonne


Auf einem Hügel unter alten Pinien
lagerten die, die aus der Stadt geflohen waren.
Sie sah'n hinab auf Häuser und auf Türme
und warnten nicht davor, in's Tal hinab zu fahren.
"Du Fremder kommst zu uns in schweren Zeiten,
der schwarze Rauch dort,
hat nichts Gutes zu bedeuten."

Die Stadt in der Sonne verhüllt ihr Gesicht.
Mit Ruß färbt sie schwarz die Moschee.
Die Stadt in der Sonne begreift es noch nicht,
daß ihre Kinder sich incht mehr versteh'n.

In unser'n Häusern sagte mir ein Mädchen,
schlugen Granaten große Löcher in die Wände.
Und Stacheldraht zerteilt den alten Marktplatz,
in Kellern bau'n sich die Soldaten Unterstände.
Es spielen Kinder schon mit Holzgewehren,
man lehrt sie früh das Hassen und Zerstören.

Die Stadt in der Sonne...

Man schwenkt die Fahnen, stirbt für seinen Glauben.
Es kämpfen Nachbarn plötzlich auf verschied'nen Seiten.
Und jeder spricht von Freiheit, die es wert sei,
daß man die Stadt zerstört, um die sich beide streiten.
Die auf den Hügeln sehen zu voll Grauen
und hoffen um so mehr bald wieder aufzubauen.

Die Stadt in der Sonne...

Die Sonne Und Du


Das war ein Super Sommer in jedem Augenblick.
Wir ließen uns're Träume einfach schweben
und wenn mich heute einer fragt
wie definierst du Glück

dann brauch ich gar nicht lang zu überlegen:

Die Sonne
die Sonne und du

uh uh uh uh
gehör'n dazu

die Sonne
die Sonne und du

uh uh uh uh
gehör'n dazu.

La la la la la la
la la la la la la
la la la la la la und du.

La la la la la la
la la la la la la
la la la la la la und du.

Das wird ein Super Sommer
wenn wir uns wiedersehn.
Die Aussicht läßt mich Frost und Streß ertragen
und wenn mich heute einer fragt
sie definierst du schön

dann werde ich ihm selbstverständlich sagen:

Die Sonne
die Sonne und du

uh uh uh uh
gehör'n dazu

die Sonne
die Sonne und du

uh uh uh uh
gehör'n dazu.

La la la la la la
la la la la la la
la la la la la la und du.

La la la la la la
la la la la la la
la la la la la la und du.

Ibiza
Saint Tropez
Sylt und der Wörthersee

Las Palmas
Rimini und du.
Cannes und Venezia
Ascona
Korsika

Malorca
Timmendorf und du.

La la la la la la
la la la la la la
la la la la la la und du.

Hawaii und Martinique
Jamaica
Mozambique

Rio und Malibu und du.
La la la la la la
la la la la la la
la la la la la la la la.

La la la la la la
la la la la la la
la la la la la la und du.
a-ha

Die Zeit Der Zärtlichkeit


Die Zeit der Zärtlichkeit
begann, bevor der Sommer ging.
Der Herbst schien noch so weit,
obwohl das Laub schon Feuer fing.
Quer über'm Himmel war
ein Spinnennetz aus Licht gespannt.
Ich hielt es fest für dich
mit der bloßen Hand.

Die Zeit der Zärtlichkeit
durchstrahlte jeden Tag ganz sacht.
Mit einer Traurigkeit,
die jedes Lächeln wichtig macht.
Und jeder Tropfen Zeit
zog Kreise auf dem stillen See.
Du hast wie ich gefühlt,
daß ich bald schon geh'.

Es war wie eine fünfte Jahreszeit,
die Zeit der Zärtlichkeit.

Die Zeit der Zärtlichkeit
kam unverhofft und ungeplant.
Geliehene Ewigkeit,
seit manchem Frühlingstag erahnt.
Ich hab' mich vor der Welt
in Deinen Augen ausgeruht.
Was ich bei dir empfand
gibt mir heut' noch Mut.

Es war wie eine fünfte Jahreszeit,
die Zeit der Zärtlichkeit.

Die Zeit der Zärtlichkeit
war wie ein neu entdeckter raum.
Sie war die Wirklichkeit
und alles and're ist ein Traum.
Der Winter geht vorbei
und dann beginnt ein neues Jahr.
Wenn du mich nicht vergißt,
wird die Ahnung wahr.

Dann kommt, wie eine fünfte Jahreszeit,
die Zeit der Zärtlichkeit.

Die Stadt In Der Sonne


Auf einem Hügel unter alten Pinien
lagerten die, die aus der Stadt geflohen waren.
Sie sah'n hinab auf Häuser und auf Türme
und warnten nicht davor, in's Tal hinab zu fahren.
"Du Fremder kommst zu uns in schweren Zeiten,
der schwarze Rauch dort,
hat nichts Gutes zu bedeuten."

Die Stadt in der Sonne verhüllt ihr Gesicht.
Mit Ruß färbt sie schwarz die Moschee.
Die Stadt in der Sonne begreift es noch nicht,
daß ihre Kinder sich incht mehr versteh'n.

In unser'n Häusern sagte mir ein Mädchen,
schlugen Granaten große Löcher in die Wände.
Und Stacheldraht zerteilt den alten Marktplatz,
in Kellern bau'n sich die Soldaten Unterstände.
Es spielen Kinder schon mit Holzgewehren,
man lehrt sie früh das Hassen und Zerstören.

Die Stadt in der Sonne...

Man schwenkt die Fahnen, stirbt für seinen Glauben.
Es kämpfen Nachbarn plötzlich auf verschied'nen Seiten.
Und jeder spricht von Freiheit, die es wert sei,
daß man die Stadt zerstört, um die sich beide streiten.
Die auf den Hügeln sehen zu voll Grauen
und hoffen um so mehr bald wieder aufzubauen.

Die Stadt in der Sonne...

Ein Neuer Morgen


Ganz allein bleibst du auf der Brücke stehen,
nur um stumm auf den Fluß hinab zu sehen.
Es ist spät, doch ein Schmerz läßt dich nicht schlafen.
Du hast Angst, daß die Nacht niemals vergeht.

Doch bald kommt ein neuer Morgen
mit Farben und hellem Licht.
Ja, bald kommt ein neuer Morgen,
das Leben vergißt dich nicht,
es vergißt dich nicht.

Du fragst dich: Warum mußte es so enden?
Noch hälst du eine Rose in den Händen.
Sie ist welk, wirf sie in das schwarz eWasser,
denn für dich werden neue Rosen blühen.

Schon bald kommt ein neuer Morgen...

Jeder Mensch hat solche Stunden,
wo er glaubt es geht nicht mehr.
Aber Liebe heilt die Wunden,
es gibt keinen, der verloren wär'.

Denn bald kommt ein neuer Morgen...

Ein Lied Für Alle, Die Einsam Sind


Nur meine Stimme aus dem Radio,
in deiner Welt ist es so still.
Ich spiele Platetn und ich red' mit dir,
wenn keiner mit dir sprechen will.
Du sitzt zu Hause - wohin sollst du geh'n?
Man wartet nirgendwo auf dich.
Und es kommt keiner, um nach dir zu seh'n.
Doch schalt nur ein, dann hörst du mich.

Ich spiel' ein Lied für alle, die einsam sind.
Auch du sollst fühlen, daß man dich liebt.
Schon morgen kannst du sein,
wo die Sonne scheint,
weil es dort einen Platz für dich gibt.

Ich sag' der Kleinen in der großen Stadt:
"Die Eltern warten, komm zurück!".
Und einem Kranken, der nicht schlafen kann,
schenk' ich ein paar Träume aus Musik.

Ich spiel' ein Lied für alle, die einsam sind...

Ihr auf den Straßen in den LKW's
und du dort, an der Theke, ganz allein.
Du in der Fremde und du auf hoher See,
laßt mich ein wenig bei euch sein.

Ich spiel' ein Lied für alle, die einsam sind...

Ein Bisschen Heimat


Komm' her mit deinem Glas,
wir rücken ein wenig zusammen, dann hast du Platz.
Mir scheint, du bist hier fremd
und nichts ist so kalt wie der Ort, wo man dich nicht kennt.
Da hilft es schon, wenn man einfach nur irgendwo
mit einem anderen Menschen reden kann
und nicht allein ist, ein paar Stunden lang.

Ein bisschen Heimat,
das braucht der Mensch nun mal.
Ein paar Freunde,
ein klenies Stammlokal.
Ein bisschen Heimat
ist eine Menge wert.
Denn jeder sollte wissen,
wo er hingehört.

Du weißt schon, was ich meine.
Heimat, das können so viele Dinge sein:
Der Sender, den du hörst.
Die Straße, durch die du am Morgen zur Arbeit fährst.
Das Mädchen an der Kasse, dort im Supermarkt.
Der Nachbar, der dich immer freundlich grüßt.
Die Frau, die du in deine Arme schließt.

Ein bisschen Heimat...

Ein Kleines Lied Für Mich


Dieses Lied soll nichts erzählen,
es hat keinen tief'ren Sinn.
Es soll keine Fragen stellen
und verrät nicht, wer ich bin.

Dieses Lied soll keinen trösten,
es sagt halt auch keinen Rat.
Trotzdem möchte ich es singen,
nur weil ich es gerne mag.

Nur ein kleines Lied für mich,
nur ein kleines Lied für mich allein -
und wenn ihr es mit mir singt,
würde ich sehr glücklich sein.

La-la-la-la-la-la-la
Nur ein Lied für mich allein -
jeder, der es mit mir singt,
soll sich so wie ich dran freu'n.

Diesem Lied fehlt die Bedeutung,
davon ist es unbeschwert.
Es verfolgt auch keine Absicht:
keiner wird von ihm belehrt.
Dieses Lied soll gar nichts bringen,
ich versprech' mir nichts davon.
Trotzdem möchte ich es singen
und habe Spaß an jedem Ton.

La-la-la...

Ein Paar Steine, Zwei Kinder, Ein Bach


Ein paar Steine, zwei Kinder, ein Bach,
und ein Spiel mit Geschrei und mit Krach.
Heute bin ich Pirat
und mein Segel ist rot,
ich versenk' jedes Schiff, jedes Boot.
Und du siehst es mit an,
und vielleicht denkst du nach.
Ein paar Steine, zwei Kinder, ein Bach.

Lange ist es wohl schon her,
da hast du hier gespielt,
bautest Dämme und ein Wehr
und hast dich frei gefühlt.
Ein paar Steine, zwei Kinder, ein Bach.
Und was jetzt - viele Jahre danach?
Du siehst wehmütig zu,
doch du hast keinen Spaß,
weil du fürchtest dein Anzug wird naß,
denn spielen fällt längst nicht mehr in dein Fach,
ein paar Steine, zwei Kinder, ein Bach.

Der Hafendamm aus nassem Holz,
aus Kieselstein das Wehr.
Es ist noch alles wie es war,
nur du bist es nicht mehr.
Ein paar Steine, zwei Kinder, ein Bach.
Und du denkst lange noch darüber nach,
und du denkst an das Wasser, die Wiesen, das Moos,
nd du wirst das Gefühl nicht mehr los,
daß da irgendwann etwas in dir wohl zerbrach.
Ein paar Steine, zwei Kinder, ein Bach.

Eine Fünf Minus


"Ich muß mit dir reden", so kam meine Tochter
Und ich sagte: "Bitte stör' mich jetzt nicht!"
Wenn ich darüber nachdenk' dann ist es mir so,
Als war sie damals ganz blaß im Gesicht.

Ich hatte Termine, ich hab' das vergessen,
Heut' fand' ich den Zettel von ihr:
"Es hat nicht geklappt, ich bin sitzengeblieben,
Ich hau' ab, ihr hört bald von mir..."

Gäb' es
Zensuren
Dann hätte
Ich heut':
Eine Fünf minus
Wegen Gleichgültigkeit...

Ich fuhr durch die Gegend, ich fragte die Freunde
Und brachte nur soviel heraus:
"Meine Tochter hat heute ihr Zeugnis bekommen
Und traut sich damit nicht nach Haus'."

Ich sagte vielleicht mal: "Enttäusche mich nicht,
Komm' mir nicht mit Fünfern daher!"
Dabei glaubte ich, meine Kleine zu kennen:
"Die nimmt das doch gar nicht so schwer..."

Gäb' es
Zensuren...

Es wurde schon hell, und es regnete draußen,
Da ging ganz zaghaft die Tür:
Durchnäßt und durchgefroren, am Ende der Kräfte,
So stand sie endlich vor mir.

Gäb' es
Zensuren...

Eine Hand Ist Keine Faust


Du bist jung und voller Träume
und sprichst viel von Politik.
Beim Wort "Frieden" oder "Gleichheit"
liegt ein Glanz in seinem Blick.
Und du ballst deine Fäuste,
wenn du mal ein Unrecht siehst.
Du sagst all die Modeworte,
die du in den Büchern liest.
Aber eins hast du vergessen:
Eine Hand ist keine Faust
(keine Faust, keine Faust, keine Faust)

Du siehst Hunger, du siehst Elend,
du willst was dagegen tun.
Die siehst Menschen, die nicht frei sind
und ihr Leid läßt dich nicht ruh'n.
Darum sprichst du von Gewalt,
jedes Mittel scheint dir recht;
dabei hast du ganz vergessen:
jede Art von Haß ist schlecht.

Wie kannst du nur übersehen:
Eine hand ist keine Faust
(keine Faust, keine Faust, keine Faust)

Eine Hand ist keine Faust,
und auf Gewalt baut man kein Leben.
Darum öffne deine Faust,
erst dann kann ich die Hand dir geben.

Eine Hand ist keine Faust,
und nur von Haß kann niemand leben;
wenn du nur auf Fäuste baust,
wird es die bess're Welt nie geben.

Eine Hand kann Bäume pflanzen
und säet Weizenkörner aus,
Hände können Brücken bauen,
Hände schaffen dir ein Haus.
Eine Hand, die kann streicheln,
sie führt den, der hilflos ist;
eine Hand kann zärtlich sagen,
daß du nicht alleine bist.
Es ist einfach zu erfahren:
Eine Hand ist keine Faust.

Es Geht Auch Ohne Dich Sehr Gut


Es geht auch ohne dich sehr gut,
sowieso.
Außer am Morgen, wenn der Tag erwacht
und niemand mir mein Frühstück macht.
Wenn ich beim Rasieren vor'm Spiegel steh'
und dann mein albernes Lächeln seh',
dann ist alles, das gebe ich zu,
so anders und leer
und fällt mir etwas schwer.

Aber sonst bin ich so froh,
es geht auch ohne dich sehr gut,
sowieso.

Es geht auch ohne dich sehr gut,
das ist doch klar.
Außer, eil' ich durch den langen Tag,
die Arbeit nicht richtig gelingen mag,
das Wetter war auch schon mal besser.
Mir scheint und wenn ich lache,
klingt's eher als hätt' ich geweint.
Es ist alles, das gebe ich zu,
so anders und leer,
auch das Essen schmeckt nicht mehr.

Aber sonst ist's wunderbar.
Es geht auch ohne dich sehr gut,
das ist doch klar.

Frei sein um jeden Preis,
hab' ich's wirklich überlegt?
Wer weiß? Wer weiß?
Und doch, es geht auch ohne dich sehr gut,
was soll schon sein?
Außer am Abend, bei mir zu Haus
oder ich geh' mit einer Freundin aus.
Ich nehm' mir vor, heut' treib' ich's doll
und weiß dann nicht mal was ich reden soll.
Ganz zu schweigen, das gebe ich zu,
die endlose Nacht, die mich fast umgebracht.

Aber sonst, ist alles fein.
Es geht auch ohne dich sehr gut,
na was soll schon sein?

Es Wär So Schön Die Ganze Nacht Bei Dir Zu Bleiben


Wir sehn uns an,
und auf einmal
ist jedes Wort,
das man sich sagt,
dumm und banal.

Der Tanz ist aus
wir bleiben stehn,
und jeder denkt:
laß mich nicht gehn.

Es wär' so schön,
die ganze Nacht bei dir zu bleiben
und dir zu zeigen,
was ich wirklich für dich fühl'.
Es wär' so schön,
die ganze Nacht bei dir zu bleiben
und nicht zu tun,
als wär' es nur ein dummes Spiel.

Ich weiß, du fühlst
genau wie ich,
doch jeder schließt
die Wünsche ein
und bleibt für sich.

Könnt' man sich in
die Herzen sehn,
wär' es so leicht
sich zu gestehn.

Es wär' so schön,...

Was morgen ist,
das weiß ich nicht.
Muß es denn sein,
daß man vom Glück
für's Leben spricht?

Teil' heut mit mir
die Einsamkeit,
und schenke mir
ein bißchen Zeit.

Es wär' so schön,...

Es wär' so schön,...

La, la, la, ich will dir zeigen,
was ich wirklich für dich fühl'.
Es wär' so schön,...

Gabi Wartet Im Park


Der Nachbar mäht Rasen,
Die Kinder sind fort mit dem Rad,
Du könntest jetzt sagen:
"Ich muss nochmal fort in die Stadt."
Du siehst auf die Uhr,
Beinah vier,
Die Versuchung ist stark,
Deine Frau macht den Tee,
...und Gabi wartet im Park

Du siehst aus dem Fenster,
Das Wetter war selten so schön,
Du könntest mit ihr 
Durch die Wiesen den Fluss entlang geh'n
Warum nicht noch einmal
Ein letzter, verzauberter Tag?
Du greifst nach dem Schlüssel vom Wagen,
Jedoch du bleibst stark...
..und Gabi wartet im Park

Refrain:

Gabi wartet im Park,
Doch sie bleibt heut allein,
Und sie wird dich nie wieder seh'n.
Gabi wartet im Park,
Aber du nahmst dir vor,
Du wirst nicht zu ihr geh'n...

Du nimmst eine Zeitung,
Doch du liest kein Wort das da steht,
Du denkst:
"Wenn ich jetzt fahr,
Dann komm ich noch nicht mal zu spät..."
Du suchst Zigaretten,
Die Streuchhölzer brechen dir ab,
Du willst sie vergessen
Aber heimliche Sehnsucht ist stark...
...und Gabi wartet im Park

Refrain:

Gabi wartet im Park,
Doch sie bleibt heut allein,
Und sie wird dich nie wieder seh'n.
Gabi wartet im Park,
Aber du nahmst dir vor,
Du wirst nicht zu ihr geh'n...

Du musst immer nur an sie denken,
Das quält dich doch dann, (Gabi wartet im Park)
Streichst du deiner Frau übers Haar
Fragend sieht sie dich an, (Gabi wartet im Park)
Du denkst:
"Jetzt wär's an der Zeit das ich ihr alles sag'"
Dir fehlen die Worte,
Du drückst ihre Hand nur ganz stark.
...und Gabi wartet im Park


Refrain:

Gabi wartet im Park,
Doch sie bleibt heut allein,
Und sie wird dich nie wieder seh'n.
Gabi wartet im Park,
Aber du nahmst dir vor,
Du wirst nicht zu ihr geh'n...

Gefeuert


In der Kneipe draußen vor dem Werkstor 
treffen sich die Männer von der Schicht
und man fragt den Kumpel an der Theke: 
Was machst du denn bloß für ein Gesicht'
Der greift in die Tasche seiner Jacke 
und zieht einen blauen Brief heraus,
dann sagt er, ihr könnt es selber lesen
und dann gebt mir einen aus!

Denn sie haben mich gefeuert, 
weil ich nicht mehr dreißig bin.
Man wirft mich zum alten Eisen 
auf den großen Müllplatz hin.
Gefeuert!

Damals, als er anfing, sechsundvierzig, 
war das Werk ein großer Haufen Schutt,
und auch er half mit es aufzubauen
und er machte sich dabei kaputt.
Er war da, wenn immer Not am Mann war, 
wilde Streiks, die machte er nicht mit,
heut sagt er, es ist umsonst gewesen
und nun krieg ich einen Tritt.

Denn sie haben mich gefeuert, 
weil ich nicht mehr dreißig bin.
Man wirft mich zum alten Eisen 
auf den großen Müllplatz hin.
Gefeuert!

Er sagt enttäuscht zu den Kollegen: 
Sieht aus, als müßt ich stempeln geh´n.
Ich werde in der Kneipe warten, 
nur um euch wieder mal zu seh´n.

Denn sie haben mich gefeuert, 
weil ich nicht mehr dreißig bin.
Man wirft mich zum alten Eisen 
auf den großen Müllplatz hin.
Gefeuert!

Ja, sie haben mich gefeuert, 
weil ich nicht mehr dreißig bin.
Man wirft mich zum alten Eisen 
auf den großen Müllplatz hin.
Gefeuert!

Gestern War Es Noch Liebe (1974)


Morgens, wenn er aus dem Haus geht,
und die Kinder längst schon in der Schule sind,
siehst du manchmal in den Spiegel,
und du merkst an dir, wie schnell die Zeit verrinnt.

Es ist alles schon Gewohnheit,
selbst sein Kuß und auch der kleine Alltagskrach.
Du nimmst eine Zigarette,
steckst sie an und siehst den blauen Wolken nach.

Und dann denkst du daran:
Gestern war es noch Liebe!
Damals, als es begann, 
gab es nie eine Lüge!
Es genügte ein Blick 
oder ein Wort 
und schon war das Glück so nah',
scheint es auch heut' kaum noch wahr:
Gestern war es noch Liebe!

Zwischen Abendbrot und Fernsehn sagst du ihr:
"Ich geh' noch eben einmal fort!"
Sie wäscht gerade das Geschirr ab,
zuckt nur mit den Schultern und sagt dir kein Wort.

Und du suchst den Wohnungsschlüssel,
nimmst den Mantel und schließt hinter dir die Tür.
Und dann stehst du in der Kneipe,
und du starrst den ganzen Abend in dein Bier.

Und dann denkst du daran:
Gestern war es noch Liebe!
Damals, als es begann, 
gab es nie eine Lüge!
Man nahm sich bei der Hand 
und ging zu zweit.
Und dann schien kein Weg zu weit!
Ja, es war nicht so wie heut',
gestern war es noch Liebe.

Wenn die Kinder lang schon schlafen,
und ein Fernsehabend sich zu Ende neigt,
dann seht ihr euch in die Augen,
und da wär' die Zeit zu reden, doch ihr schweigt.

All die ungesagten Worte 
liegen zwischen euch, wie aufgestautes Eis.
Leg' den Arm um ihre Schultern,
streich ihr übers Haar und sage ihr dann leis:

Denkst auch du oft daran?
Gestern war es noch Liebe!
Damals, als es begann,
gab es nie eine Lüge!
Laß es wieder so sein
und fang' mit mir 
noch mal von vorne an!
Denn was ich fühle für dich,
das ist immer noch Liebe. 

Ja!

Gestern War Es Noch Liebe (1998)


Morgens, wenn er aus dem Haus geht,
und die Kinder längst schon in der Schule sind,
siehst du manchmal in den Spiegel,
und du merkst an dir, wie schnell die Zeit verrinnt.
Es ist alles schon Gewohnheit,
selbst sein Kuß und auch der kleine Alltagskrach.
Du nimsmt eine Zigarette,
steckst sie an und siehst den blauen Wolken nach.

Und dann denkst du daran:
Gestern war es noch Liebe,
damals, als es begann, gab es nie eine Lüge;
es genügte ein Blick oder ein Wort
und schon war das Glück so nah',
scheint es auch heut' kaum noch wahr,
gestern war es noch Liebe.

Zwischen Abendbrot und Fernseh'n sagst du ihr:
Ich geh' noch eben einmal fort,
sie wäscht gerade das Geschirr ab,
zuckt nur mit den Schultern und sagt dir kein Wort.
Und du suchst den Wohnungsschlüssel,
nimmst den Mantel und schließt hinter dir die Tür.
Und dann stehst du in der Kneipe,
und du starrst den ganzen Abend in dein Bier.

Und dann denkst du daran:
Gestern war es noch Liebe,
man nahm sich bei der Hand und ging zu zweit,
und dann schien kein Weg zu weit.
Ja, es war nicht so wie heut',
gestern war es noch Liebe.

Du machst neben ihr das Licht aus,
du sagst "Gute Nacht"
und drehst dich nicht mehr um.
Zwischen Euch so viel Erinn'rung,
doch die Müdigkeit des Herzens macht euch stumm.

Und dann denkst du daran:
Gestern war es noch Liebe,
damals, als es begann,
gab es nie eine Lüge;
Du fragst "Wie kann das sein? Wir sind zu zweit,
und trotzdem so allein."
Hinter der Gleichgültigkeit
wächst die Sehnsucht nach Liebe.

Hast Du Heute Schon Gelebt


Sie zu ihm:
Hast Du heut' schon zum Fenster raus geseh'n?
Die Sonne scheint,
wir sollten durch die Wiesen geh'n
und auf einer Decke
uns ausruh'n am See.

Er zu ihr:
Ich muß jetzt fort, mir rennt die Zeit davon.
Und wenn noch etwas ist,
sag's mir am Telefon.

Er hört nicht die Frage,
die sie ihm noch stellt.
Hast Du heut schon
Sehnsucht gefühlt und vor Glück gebebt?
Hast Du heute schon,
heute schon gelebt?

Er zu ihr:
Wir haben uns're Träume wahr gemacht.
Es war nicht leicht,
doch haben wir es weit gebracht.
Die Wohnung, das Auto,
das Geld auf der Bank.

Sie zu ihm:
Wir dachten früher nie an Sicherheit.
Wir hatten ja uns beide
und die Zärtlichkeit.
So tiefe Gefühle
und soviel Zeti.
Damals sind wir
über den Tiefen der Welt
geschwebt.
Hast Du heute schon,
heute schon gelebt?

Hast Du die Sonne auf der Haut gespürt?
Hast Du heut' schon den Menschen,
der Dich liebt, berührt?
Hast Du schon gestaunt heut'?
Hast Du schon gelacht?
Hast Du heut' schon
nach dem unmöglichen Traum gestrebt -
hast Du heute schon,
heute schon gelebt?

Ich Glaube


Ich glaube ( Text & Musik: Udo Jürgens) 

Ich glaube - dass der Acker, den wir pflügen, 
nur eine kleine Weile uns gehört. 
ich glaube - nicht mehr an die alten Lügen, 
er wär auch nur ein Menschenleben wert... 
Ich glaube - dass den Hungernden zu Speisen, 
Ihm besser dient als noch so kluger Rat... 
Ich glaube - Mensch sein und es auch beweisen 
das ist viel nützlicher als jede Heldentat... 

Refr. 
Ich glaube - diese Welt müßte groß genug 
weit genug, reich genug für uns alle sein 
Ich glaube - dieses Leben ist schön genug, 
bunt genug, Grund genug sich daran zu erfreuen... 

Ich glaube - dass man die erst man fragen müßte, 
mit deren Blut und Geld man Kriege führt.. 
Ich glaube - dass man nichts vom Krieg mehr wüßte, 
wenn wer ihn will auch am meisten spürt... 
Ich glaube - dass die Haut und Ihre Farbe, 
den Wert nicht eines Menschen je bestimmt.. 
Ich glaube - niemand brauchte mehr zu darben, 
wenn auch der geben wird, der heut nur nimmt! 

Refr. 
Ich glaube - diese Welt müßte groß genug 
weit genug, reich genug für uns alle sein 
Ich glaube - dieses Leben ist schön genug, 
bunt genug, Grund genug sich daran zu erfreuen...

Ich War Noch Niemals In New York


Und nach dem Abendessen sagte er,
laß mich noch eben Zigaretten holen geh'n,
sie rief ihm nach nimm Dir die Schlüssel mit,
ich werd inzwischen nach der Kleinen seh'n,

er zog die Tür zu, ging stumm hinaus,
ins neon-helle Treppenhaus,
es roch nach Bonerwachs und Spießigkeit.
und auf der Treppe dachte er, wie wenn das jetzt ein Aufbruch wär,
ich müßte einfach geh'n für alle Zeit,
für alle Zeit...

Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii,
ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans,
Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei,
einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n.

Und als er draussen auf der Straße stand,
fiel ihm ein, daß er fast alles bei sich trug,
den Paß, die Eurochecks und etwas Geld,
vielleicht ging heute abend noch ein Flug.

Er könnt' ein Taxi nehmen dort am Eck oder Autostop und einfach weg,
die Sehnsucht in ihm wurde wieder wach,
nach einmal voll von Träumen sein, sich aus der Enge hier befrei'n,
er dachte über seinen Aufbruch nach,seinen Aufbruch nach...

Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii,
ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans,
Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei,
einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n.

Dann steckte er die Zigaretten ein und ging wie selbstverständlich heim,
durchs Treppenhaus mit Bohnerwachs und Spießigkeit,
die Frau rief "Mann, wo bleibst Du bloß, Dalli-Dalli geht gleich los",
sie fragte "War was'" - "Nein, was soll schon sein."

Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii,
ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans,
Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei,
einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n.

 

Ich Weiß, Du Könntest Meine Tochter Sein


Du lächelst zärtlich und sprichst dabei mit deinen Augen
Dein ungeschminktes Gesicht - es ist auf eig'ne Weise schön
Die Jugend hängt wie ein Duft
In deinem off'nen Haar
Ich werd nicht müde
Dich nur anzusehn.

Du trägst Pullover dazu Blue Jeans fast wie ein Junge
Und dabei kann doch ein jeder sehn, du bist längst eine Frau
Ganz unbefangen bewegst
Du dich und kommst mir nah
Du hast mich bezaubert
Und du weißt es genau

Ich weiß, du könntest meine Tochter sein
Eine Rose, die
Erst viel später blüht

In deinem Leben zieht der Frühling ein
Und wer weiß, wie lang
Ich dich halten kann
Du wirst gehn
Wie ein Tag im Mai - wie ein Tag im Mai

Du redest kaum, denn du möchtest nicht was Falsches sagen
Doch du hast Hunger auf alles das, was man das Leben nennt
Wenn du verliebt bist, dann auch
Ein wenig in dich selbst
Du kennst nicht das Feuer
Das fast mich verbrennt.

Ich weiß, du könntest meine Tochter sein
Eine Rose, die
Erst viel später blüht

In deinem Leben zieht der Frühling ein
Und wer weiß, wie lang
Ich dich halten kann
Du wirst gehn
Wie ein Tag im Mai

In deinem Leben zieht der Frühling ein
Und wer weiß, wie lang
Ich dich halten kann
Du wirst gehn
Wie ein Tag im Mai - wie ein Tag im Mai.

Im Kühlschrank Brennt Noch Licht


Die Mitte der Nacht
Als Endstation Sehnsucht
Sogar die U-Bahn geht nicht mehr
Und plötzlich wie immer
Nur ich und das Zimmer
Der Tag viel zu voll
Doch die Nacht ist so leer

Und halbautomatisch sucht meine Hand nach einem Hörer
Doch da läuft nur ein Band
Und wenn auch sonst niemand mehr mit mir spricht
Na gut dann nicht
Im Kühlschrank brennt noch Licht

Zum Schlafen zu wach
Zum Wachsein zu müde
Das Testbild ist ein schwacher Trost
Nur blasses Geflimmer
Nur ich und das Zimmer
Ein Glas ist halbleer
Und ich sage mir: Prost

Und halbautomatisch sucht meine Hand
Nach einem Streichholz
So als wär es Land
Nur Zigaretten die find cih jetzt nicht
Na gut dann nicht
Im Kühlschrank brennt noch Licht

Im Kühlschrank brennt noch Licht
Oh oh oh
Die Kälte einer Nacht
Und plötzlich fällt mir deine Wärme wieder ein
Im Kühlschrank brennt noch Licht
Oh oh oh
Das letzte Licht der Nacht
Die Welt kann ohne dich für mich nur dunkel sein

Noch gestern schon heute
Sekunden sind Stunden
Die Zeit hat keine Zeiger mehr
Doch dann diese Schritte
Bis du das ach bitte
Mir ist es schon so
Als ob es so wie immer wär

Und halbautomatisch greift meine Hand
Nach dir doch da ist nur die Wand
Beim Einschlafen sah ich grad noch dein Gesicht
Na gut dann nicht
Im Kühlschrank brennt noch Licht

Im Kühlschrank brennt noch Licht ...

Immer Wieder Geht Die Sonne Auf


Wenn ein Traum, irgendein Traum sich nicht erfüllt,
wenn die Liebe zu Ende geht,
wenn selbst die Hoffnung nicht mehr besteht,
nur Einsamkeit,
wenn ein Blatt, Irgendein Blatt vom Baume fällt,
weil der Herbstwind es so bestimmt,
wenn das Schicksal uns etwas nimmt,
vertraue der Zeit.
Denn:

Immer, immer wieder geht die Sonne auf
und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht,
Ja, immer, immer wieder geht die Sonne auf,
denn Dunkelheit für immer gibt es nicht,
die gibt es nicht, die gibt es nicht.

Hör‘ ich ein Lied, Irgendein Lied, das wir gekannt,
denk‘ ich noch immer, wie schön es war.
Wir waren glücklich, wird mir dann klar
denn du warst hier.
Und wenn dir irgendein Mensch von mir erzählt,
ich hätt‘ vergessen, dann denk‘ daran, ich glaub an Morgen,
denn irgendwann stehst du vor mir.
Denn:

Immer, immer wieder geht die Sonne auf
und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht,
Ja, immer, immer wieder geht die Sonne auf,
denn Dunkelheit für immer gibt es nicht,
die gibt es nicht, die gibt es nicht.

In Allen Dingen Lebt Ein Lied


Ich spür' noch deinen Duft an mir
du bist grad erst fort von hier
Am Rotweinglas dein Lippenstift
dein Lachen noch im Raum.
Die Luft ist voller Zärtlichkeit
und intensiv gelebter Zeit
Die Nacht, die wir uns schenkten
begreife ich noch kaum.
Und ich gehe ans Klavier
als ob in Trance ich wär'
und schlag die Tasten an
so leicht wie lang nicht mehr

In allen Dingen lebt ein Lied
Ein Lied, das deinen Namen trägt
Ein Lied, bei dem mich auch der kleinste Ton
beflügelt und bewegt
Selbst wenn es irgendwann geschieht
und uns're Wege trennen sich
Du wirst für alle Zeiten bei mir sein

In allen Dingen lebt ein Lied - für dich
da war vieles, was ich sang
Weltenschmerz und Sturm und Drang
Hab abgerechnet, angeklagt
und kannte kein Tabu
Doch wofür ich auch Worte fand
Ob Frieden, Freiheit, Vaterland
Kein Grund war je so wesentlich
So wesentlich wie du
Selbst wenn wir uns nie mehr seh'n
Diese Nacht, sie endet nie
weil sie immer wiedekehrt
In jeder Melodie

In allen Dingen lebt ein Lied
Ein Lied, daß deinen Namen trägt
Ein Lied, bei dem auch der kleinste Ton
beflügelt und bewegt
In allen Dingen lebt ein Lied
Du wirst für alle Zeiten bei mir sein
In allen Dingen lebt ein Lied - für dich

 

 

 
 
 

Ist Das Nichts


Du bist jung und du sagst

es gibt nichts
was dich hält.
Da wär nichts
was sich lohnen könnt'
in deiner Welt.
Und du sagst: Du siehst wirklich in
nichts einen Sin

und dann wirfst du alles hin.

Ist das nichts

daß du suchst
daß du zweifelst und fragst.
Ist das nichts

daß du traurig warst und wieder lachst.
Ist das nichts

daß du sagen kannst: Ich esse mich satt

während irgendwo jemand kein Reiskorn mehr hat.
Ist das nichts

daß du helfen kannst
wenn du nur willst.
Ist das nichts

daß du Sehnsucht nach irgendwas fühlst

daß du lebst wo die Freiheit ein Wort nicht nur ist.
Ist das nichts - ist das nichts - ist das wirklich nichts ?

Hör mir zu

meinst du nicht

du
es wär' endlich Zeit
für ein wenig Dankbarkeit ?

Du verkriechst dich und sagst

du siehst nirgends ein Ziel

schau dich um auf der Welt
auf dich
wartet so viel.
Es gibt Menschen
die würden gern
tauschen mit dir

es liegt sehr viel auch an dir.

Ist das nichts

daß du weißt
wo du schläfst heute nacht.
Ist das nichts

wenn ich sag'
ich hab an dich gedacht.
Ist das nichts

wenn du ahnst
daß es irgendwen gibt

an den du zwar nicht glaubst und der trotzdem dich liebt.
Ist das nichts dieser Sonnenstrahl auf Deiner Haut
Ist das nichts
daß ein Mensch dir verzeiht und vertraut.
Ja
du lebst
wo die Freiheit ein Wort nicht nur ist.
Ist das nichts - ist das nichts - ist das wirklich nichts ?

Hör mir zu

meinst du nicht

du
es wär' endlich Zeit
für ein wenig Dankbarkeit ?
Hör mir zu

meinst du nicht

du
es wär' endlich Zeit
für ein wenig Dankbarkeit ?

Kairo Bei Nacht


Kairo bei Nacht,
alle Straßen sind voll fremder Klänge.
Kairo bei Nacht
und es trug uns eine bunte Menge
fast wie im Traum
an Gauklern und an Zauberern vorbei.

Kairo bei Nacht
und die Händler priesen ihr Geschmeide,
Perlen aus Glas
und Kleider aus bemalter Seide.
Und überall war Leben,
waren Lieder und Geschrei.

Kairo bei Nacht
und du trugst das Licht in deinen Haaren.
Kairo bei Nacht
und wir tranken Tee in den Basaren,
doch bald darauf
verklang der Morgenruf von der Moschee.

Kairo bei Nacht,
ich seh' noch heute in Gedanken
Kairo bei Nacht
und ich seh' die Sterne, wie sie sanken,
wortlos un dstumm,
draußen in der Weite von Gizeh.

Kairo bei Nacht
und wir sagten uns so viel durch Schweigen.
Rot war der Mond,
ein Baum hielt ihn in seinen Zweigen
und ich hielt dich
wie eine Kostbarkeit ganz nah an mich.

Kairo bei Nacht
und du trugst das Licht in deinen Haaren.
Kairo bei Nacht
und wir tranken Tee in den Basaren,
doch bald darauf
erklang der Morgenruf von der Moschee.

Kairo bei Nacht
und ich sehne mich nach den Basaren,
liegt auch die Zeit wo wir hier zusammen glücklich waren,
unsagbar weit.
Ich liebe diese Stadt und dich noch heut'.

Kind Einer Nacht


Als er auf die Welt kam,
hat niemand sich gefreut.
Er hatte keinen Vater
und die Mutter keine Zeit.
Er sah die Leute reden
hinter vorgehaltner Hand,
und schon mit sieben Jahren
hat er genau erkannt:

Kind einer Nacht,
du lebst nur aus Versehen,
verspottet und verlacht
und vielen unbequem.
Kind einer Nacht,
du wurdest nie geliebt,
so lerntest du zu nehmen,
was man dir nicht gibt.

Er wollte in der Schule
so, wie die andern sein.
Doch war mal ein Gebrutstag,
dann lud man ihn nicht ein.
Bald nannten ihn die Lehrer
verstockt und sonderbar,
dann steckte man ihn in ein Heim,
weil er so schwierig war.

Kind einer Nacht,
du lebst nur aus Versehen,
verspottet und verlacht
und vielen unbequem.
Kind einer Nacht,
du wurdest nie geliebt,
so lerntest du zu nehmen,
was man dir nicht gibt.

Mit siebzehn in der Großstadt -
er wollte endlich raus.
Dann Jobs beim Bau und Fließband,
er hielt's nie lange aus.
Er knackte ein paar Autos,
bald stand er vor Gericht,
verstockt und ohne Wohnsitz;
Bewährung gab es nicht.

Kind einer Nacht,
du lebst nur aus Versehen,
verspottet und verlacht
und vielen unbequem.
Kind einer Nacht,
du wurdest nie geliebt,
so lerntest du zu nehmen,
was man dir nicht gibt.

Kind einer Nacht,
du lebst nur aus Versehen,
verspottet und verlacht
und vielen unbequem.

Kind einer Nacht,
du wurdest nie geliebt,
so lerntest du zu nehmen,
was man dir nicht gibt.

Lebe Wohl, Mein Halbes Leben


Lebe wohl, mein halbes Leben
Heute geben wir uns frei.
Lebe wohl, mein Herz wir scheiden,
Doch wir leiden nicht dabei

Was wir uns versprachen, hält nicht,
Doch das fällt nicht ins Gewicht.
Uns're Träume tragen Trauer,
Aber sauer sind wir nicht.

Lebe wohl, mein halbes Leben
Uns're Gräben sind zu tief.
Leg' das Glück, das wir verpackten,
Zu den Akten ins Archiv.

Unser Glück war unvereinbar
Und der Schein war trügerisch.
Im Lokal der Glücksgefühle
Steh'n die Stühle auf dem Tisch.

Laß uns gute Freunde bleiben,
Uns besuchen, Briefe schreiben.
Wenn wir auseinandertreiben,
Dann bitte nicht zu weit,
Bis zum Abend uns'rer Zeit.

Lebe wohl, mein halbes Leben
Wir erheben unser Glas.
Es gab Licht und es gab Schatten
Und wir hatten Streit und Spaß.

Träume, die im Trüben fischen
Sind inzwischen ausgeträumt.
Und den Safe der großen Liebe
Haben Diebe ausgeräumt.

Leeb wohl, mein halbes Leben
Wenn wir auseinanderstreben
Laß uns immer Hilfe geben,
Wenn das Herz um Hilfe schreit.
Bis zum Abend uns'rer Zeit.

Liebe Ohne Leiden


Die Zeit ist um,
Die uns verband
Ich weiß, daß du es fühlst

So geh' ich jetzt
Auch wenn du mich
Noch gern beschützen willst

Dein Leuchtturm steht nun anderswo
Und nicht mehr hier bei dir
Und auf dem Weg
Zum eig'nen Licht
Komm sag - was wünscht du mir?

Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden
Und eine Hand, die deine hält.
Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden
Und daß dir nie die Hoffnung fehlt.
Und daß dir deine Träume bleiben
Und wenn du suchst nach Zärtlichkeit
Wünsch ich dir Liebe ohne Leiden
Und Glück für alle Zeit
Du du du du du du...

Du bleibst zurück
Und stehst an sich
Recht fest in deiner Welt

Und doch tut's gut
Wenn irgendwer
Auch mir den Daumen hält

So sag ich tschau...

Doch bitte schau
Noch einmal hinter dich
Und lach mich an
Und sage mir:
Was ist dein Wunsch für mich?

Mein Baum


Du hast mir Halt gegeben 
von Kindesbeinen an. 
Du bleibst für mich am Leben, 
solang' ich träumen kann. 
Ich lag in deinem Schatten 
und blickte zu dir auf 
und liess den nimmersatten 
Gefühlen freien Lauf. 

Ich bin zu dir gegangen, 
bevor ich Abschied nahm 
und habe dich umfangen 
und wenn ich wiederkam, 
bin ich zuerst zu dir gerannt, 
hab' dich umarmt und Freund genannt, 
die ander'n Freunde zählten für mich kaum, 
mein Baum 

Ich konnte zu dir kommen 
mit jedem Weh und Ach. 
Du hast mich aufgenommen 
unter deinem grünen Dach. 
Und wenn ich weinen wollte 
hast du mir zugehört, 
als ich zur Schule sollte, 
hast du dich mitempört. 

Ich fühlte mich am besten 
in deinem Laub versteckt; 
ich war in deinen Aesten 
ein Luftschlossarchitekt. 

Hab drin mein erstes Haus gebaut 
und auf die Welt hinabgeschaut 
aus einem nur von mir bewohnten Raum, 
mein Baum. 

Einst sang in deinen Zweigen 
der Wind in Moll und Dur. 
Nun bringt man sie zum Schweigen, 
die Stimme der Natur. 

Der Fortschritt hat dich umgelegt 
Der Sturm der Zeit dich weggefegt 
und ich umarme dich nur noch im Traum, 
mein Baum 
mein Baum 
mein Baum

Mein Bruder Ist Ein Maler


Manchmal komm' ich so klein mir vor mit meinen großen Tönen,

die im kleinsten Wind wie blauer Dunst verwehn'. 
Und so etwas wie Eifersucht beginnt in mir zu brennen,

wenn ich dann seine Bilder seh' so unvergänglich schön. 

Refrain: 

Denn mein Bruder ist ein Maler und ein Bild von seiner Hand

kann mehr sagen als tausend Melodien.

Ja mein Bruder ist ein Maler,

ich bin nur ein Musikant und in manchen Träumen da beneid ich ihn. 

Die Erde ist ihm Untertan,

er herrscht mit seinen Farben über Meer und Länder,

über Glück und Träumerei. 
Ein Lied nimmt kurz mich in den Arm, bleibt selten lang bestehen,

doch ein Bild kennt keine Zeit, es bleibt ihm immer treu. 

Refrain: 


Denn mein Bruder ist ein Maler und ein Bild von seiner Hand

kann mehr sagen als tausend Melodien.

Ja mein Bruder ist ein Maler,

ich bin nur ein Musikant und in manchen Träumen da beneid' ich ihn. 

Wenn seine Frau mal traurig ist, malt er ihr Orchideen. 
Und seinem Kind, dass weint den Clown der Lachen schenkt. 
Er macht das Trübste wieder bunt, drum kann ich nicht verstehen,

wenn seine Frau mir dann erzählt, was er sich manchmal denkt: 
Ja mein Bruder ist ein Sänger und ein Lied aus seinem Mund,

das sagt mehr als manches Bild je sagen kann. 
Ja mein Bruder ist ein Sänger und sein Leben ist so bunt,

manchmal fing auch ich so gern zu singen an. 
Ja manchmal fing auch ich so gern zu malen an.

Paris, Einfach Nur So


Das Feuer war vorrüber und unsere Liebe kalt, oho c´est la vie

nur Alltag und Gewohnheit gab ihr noch etwas Halt, oho c´est la vie

sie war schon eingeschlafen, als ich die Zeitung las,

und bei den Inseraten fand ich das:



Willst Du gern einmal nach Paris einfach so nur zum Spass,

willst Du tanzen und träumen abends am Mont Parnasse,

fühlst Du Dich manchmel leer und mies, willst Du endlich mal raus,

dann schreib mir unter Kennwort:

Steig mit mir aus !!!



Ich hatte zwar versprochen nur einer treu zu sein, oho c´est la vie

doch langsam zu versauern, das fiel mir auch nicht ein, oho c´est la vie

und dieses Inserat da versprach ein bischen Glück,

so nam ich ein Papier und schrieb zurück:



Ich will gern einmal nach Paris einfach so nur zum Spass,

Ich mag glänzende Nächte und Champagner im Glas,

ich will nehmen was ich geniess, mich hält nichts mehr zu Haus,

darum treff ich Dich morgen:

Steig mit mir aus !!!



Am Bahnhof hab´ ich pünktlich nach ihr dann ausgeschaut, oho c´est la vie

da kam sie um die Ecke, sah mich und lachte laut, oho c´est la vie

und dieses helle Lachen, das kannte ich genau,

vor mir stand nämlich meine eigene Frau.



Willst Du gern einmal nach Paris hab ich staunend gefragt ?

das Du einfach mal raus willst, hast Du mir nie gesagt !

Dieses Leben nach Plan ist mies und jetzt stellt sich heraus,

wir versteh´n uns noch immer, darum komm mit mir nach

Paris einfach so nur zum Spass, lass uns tanzen und träumen,

mit Champagner im Glas, dieses Leben nach Plan, ist mies

du und ich wollen raus, wir versteh´n uns noch immer,

Steig mit mir aus !!!

Tante Emma


Im Einkaufscenter und Discount,
da bin ich immer schlecht gelaunt,
im endlos großen Supermarkt,
da droht mir gleich ein Herzinfarkt.
Da liegen die Regale voll,
ich weiß nicht, was ich nehmen soll,
da wird das Kaufen zur Tortur -,
ich geh' zur Tante Emma nur!

Im Tante-Emma-Laden an der Ecke vis-à-vis,
wenn an der Tür die Glocke bimmelt, 
ist das beinah' schon Nostalgie!

Im Supermarkt bin ich allein,
beim Suchen hilft mir da kein Schwein,
ich schieb' die Karre hin und her
und schau bei ander'n, was kauft der?
Dann steh' ich Schlange beim Bezahl'n,
na, das ist gar nicht auszumal'n.
Ich weiß, wo ich noch Kunde bin:
Ich geh' zu Tante Emma hin.

Im Tante-Emma-Laden an der Ecke vis-a-vis,
wenn an der Tür die Glocke bimmelt, i
st das beinah' schon Melodie!

Bei Tante Emma ist's privat,
sie ist kein Warenautomat,
sie sagt, wenn ich nicht zahlen kann;
Was macht das schon, dann schreib' ich an.
Wenn Tante Emma nicht mehr ist
und ein Discount den Laden frisst,
setz' ich mich auf den Bürgersteig
und trete in den Hungerstreik.

Im Tante-Emma-Laden an der Ecke vis-à-vis,
wenn an der Tür die Glocke bimmelt, 
ist das beinah' schon Poesie!

Und dabei könnt' sie meine Tochter sein


Sie lächelt zärtlich und spricht dabei mit ihren Augen,
ihr ungeschminktes Gesicht, es ist auf eigne Weise schön;
die Jugend hängt wie eine Duft in ihrem offenen Haar,
ich werde nicht müde, sie nur anzusehn.
Sie trägt Pullover, dazu Blue Jeans - fast wie ein Junge,
und dabei kann doch ein jeder sehn, sie ist längst eine Frau.
Ganz unbefangen bewegt sie sich und kommt mir nah:
sie hat mich bezaubert und weiß es genau.

Und dabei könnt' sie meine Tochter sein,
eine Rose, die erst viel später blüht,
in ihrem Leben mag es Frühling sein
und wer weiß, wie lang ich sie halten kann.
Sie wird gehn wie ein Tag im Mai.

Sie redet kaum, denn sie möchte nicht was Falsches sagen,
doch sie hat Hunger auf alles das, was man das Leben nennt.
Wenn sie verliebt ist, dann auch ein wenig in sich selbst.
Sie kennt nicht das Feuer, das mich fast verbrennt.

Und dabei könnt' sie meine Tochter sein,
eine Rose, die erst viel später blüht,
in ihrem Leben mag es Frühling sein
und wer weiß, wie lang ich sie halten kann.
Sie wird gehn wie ein Tag im Mai.

Und dabei könnt' sie meine Tochter sein,
eine Rose, die erst viel später blüht,
in ihrem Leben mag es Frühling sein
und wer weiß, wie lang ich sie halten kann.
Sie wird gehn wie ein Tag im Mai.

Wien


Wien! Wo sich Traum und Leben noch die Hände geben,
war ich eine kleine Ewigkeit dein Mann.
Wien! Zwischen Riesenrad und Oper, in den engen alten Gassen,
hielt die Zeit in ihrer Eile für uns an.

Wien! Und du zeigtest mir die Hofburg,
zogst mit mir durch Diskotheken und Cafes,
die es schon hundert Jahre gibt.
Wien! Und wir gingen durch den Stadtpark, so wie eins von diesen Pärchen,
die noch glauben, es genügt, wenn man sich liebt.
Und so unzerstörbar wie die alten Häuser,
die in grinzing träumen hinter wildem Wein,
so schien unser Glück, doch plötzlich kam der Morgen, und ich war allein.

Wien! Und der Tag ist ohne Mitleid,
erste Straßenbahnen ziehen Richtung Prater zu den Resten unserer Nacht.
Wien! Doch wo Lärm war, ist jetzt Stille,
denn die bunten Ringelspiele und die Buden sind längst zugemacht.
Nur ein alter Mann kehrt stumm mit seinem Besen
unser letztes Lachen müd durch die Allee.
Und die jetzt nicht wissen, wo sie hingehören,
sind einsamer denn je ...

Wien! Endlich steigt mein Flugzeug höher,
und verständnisvolle Wolken decken Stephansdom und Kärntnerstraße zu.
Wien! Und in einem dieser Häuser, die da immer kleiner werden,
schläfst in Kissen der Erinnerung jetzt du.
Wien! Wien!
Ja, selbst wenn wir tausend Jahre leben bleiben
und ich hätt jedes Wort parat,
ich könnte die Gefühle nie beschreiben für dich und diese Stadt.

 

 

Der Mann ist das Problem

 

Wer hält sich für den Größten seit sich diese Erde dreht

Wer spaltet die Atome bis der ganze Laden unter geht

Wer rast wie ein gestörter drängelnd auf der Autobahn

Wer traut sich nicht zum Zahnarzt aber Kriege fängt er an.

Es ist der Mann ja, ja der Mann

Wer pocht auf seine Ehre unterliegt sogleich dem Staat

Wer geht in Freudenhäuser und erfand das Zölibat

Wer spielt mit Handgranaten und wer steckt den Urwald an

Wer hält sein Auto sauber und verdreckt den Ozean

Es ist der Mann ja, ja der Mann

Das ist nun mal die Wahrheit er der Fehler im System

Der Mann ist das Problem

Wer macht nicht nur in Fukushima einen Super Gau

Wer hört schon aus Prinzip sowas von nichts auf seine Frau

Wer ist ein Besserwisser und läuft Amok dann und wann

Wer verhandelt über den Frieden und schafft sich neue Waffen an

Es ist der Mann, ja, ja der Mann

Und nur durch Spionage und versiert im Drogendeal

Und macht nun auf Gomorra wenn schon dann im großen Stil

Primitive Stammtischwitze und akuter Größenwahn

Produziert er eine Ölpest sind die andern Schuld daran

So ist der Mann ja, ja der Mann

Das ist nun mal die Wahrheit er der Fehler im System

Der Mann ist das Problem

Er ist Diktator, Rambo, Bürokrat, Heiratsschwindler, Luftpirat

Wollust ,Vorlaut und auch noch bequem doch die Frauen

Lieben ihn trotzdem.

Das ist nun mal die Wahrheit er der Fehler im System

Der Mann ist das Problem…

 

Was ich gern wär für dich

 

Für dich möchte ich Poet sein am Klavier Gedichte malen

Die deine Seele streichelt wie ein sanfter Sommerwind

Ich möchte Worte finden wie gewebt aus Sonnenstahlen

Die deinen Tag erhellen wenn die Zeiten düster sind

Für dich möchte ich Chagall sein und die Welt in Farben tauchen

Die dieses Glück beschreiben wenn ich deine Nähe fühl

Doch würd ich jedes Feuerrot und Himmelsblau verbrauchen

Es würde nicht genügen um zu sagen was ich will

 

Alles Illusion alles Träume lediglich

doch du sollst einfach wissen

Was ich gerne wär für dich.

 

Für dich möchte ich ein Licht sein das brennt nur deinetwegen

Dein Leuchtturm wenn das Hoffen sinnlos scheint und schwer

Möchte alles was dir Angst macht in Schutt und Asche legen

Die traurigen Gedanken versenken tief im Meer

Für dich möchte ich allmächtig sein

mächtig bloßen Händen mich

Dem bösen stellen jedem Sturm auf seiner Bahn

ich möchte jeden Zweifel Tod und Teufel von dir wenden

möchte alles können was ich leider doch nicht kann

 

Alles Illusion alles Träume lediglich

doch du sollst einfach wissen

Was ich gerne wär für dich.

 

Doch du bist kein Traum du bist Wirklichkeit für mich

Drum sollst du einfach wissen was ich gerne wär für dich

Eine Insel aus Gefühlen Dein Weg zu jedem Ziel

Das Ja bei jedem Nein möchte ich für dich sein.

 

Alles aus Liebe

 

Lass dem Träumer den Traum, lass das Sofa sich Traun

Lass uns Leidenschaft lebendgefühlt lass Gewalt aus dem Spiel

Lass die Herzen regieren und die Fäuste verlieren

Lass den Menschen die Freiheit zu irren und zu verstehen

Und lass alles aus Liebe geschehen

Lass den Kindern ihr Recht  lass sie wild sein und echt

Lass der Blume das Licht zu dem sie strebt lass gedeihen was lebt

Lass dem Schwärmer die Nacht und den guten die Macht

Lass die mächtigen wissen das sie niemals über und stehen

Und lass alles aus Liebe geschehen

Lass die Erde in Frieden sich drehen und nicht im Stress

Mach alle Kämpfer und Krieger nie mehr zum Sieger

Lass der Jugend den Spaß und den Hunger nach Glück

Lass den Alten die Würde oder gib sie ihnen zurück

Lass den Zweiflern die Fragen gib den Klugen das Sagen

Lass dem Spinner das Chaos der Ideen

Und lass alles aus Liebe geschehen……

Lass dem Adler den Wind der ihn himmelwärts trägt

Und lass uns respektieren was die andern im Wind drehen

Lass den Traumtänzer Schweben, lass die Hoffnung am Leben

Lass uns aufrecht in neue Zeiten gehen

Und lass alles aus Liebe,  lass alles aus Liebe geschehen.

 

Intermezzo: Dieser Tag 1

Ach könnte dieser Tag für immer bleiben

Ich trüge ihn mit mir wie ein engbeschriebenes Blatt

Würde es entfalten darin lesen

Zwischen seinen Zeilen schreiben

Weil dieser eine Tag so viel an gutem hat.

 

Wohin geht die Liebe wenn sie geht.

 

Wohin geht die Liebe wenn sie geht sie wird zur Blüte an den Bäumen

Wird zu Licht in dunklen Räumen lässt uns lächeln wenn wir träumen

Dahin geht die Liebe wenn sie geht.

 

Wohin geht das Glück das uns verlässt es sucht sich einen Regenbogen

Über den einst Wünsche flogen wird mit neuem Glanz bezogen

Dahin geht das Glück das uns verlässt.

 

Was wird aus den Worten wenn ich schweig sie wachsen an so schönen Bildern

Können Glück und Hoffnung schildern und den Schmerz der Sehnsucht mildern

Das wird aus den Worten wenn man schweigt.

 

Was wird aus der Trauer die uns lähmt sie wird im Lauf der Zeit vergehen

Sie löst sich auf bleibt nicht bestehen sie hilft uns alles zu verstehen

 

Wohin geht die Hoffnung die nie stirbt sie schleicht davon auf leisen Sohlen

Um sich frische Kraft zu holen findet tröstende Parolen

Dahin geht die Hoffnung die nie stirbt.

 

Wohin geht die Liebe wenn sie geht sie ist nie ganz und gar verschwunden

Langsam heilt die Zeit die Wunden denn du hast herausgefunden

Das für dich die Liebe neu entsteht.

 

Das Leben bist du

 

Achte auf deine Gedanken denn sie werden Worte

Achte auf deine Worte denn sie werden zur Tat

Achte auf deine Taten denn sie werden dein Schicksal

Was in Zukunft wächst ist deine Saat

Achte auf deine Lieder andere werden sie singen

Achte auf deine Fehler andere machen sie nach

Achte auf deine Stärken denn sie werden dich leiten

Und auf deinen Geist er hält dich wach

Du bist dein Krieg du bist dein Frieden

Du bist dein Schatten und dein Licht

Du bist alles was geschehen wird einen Ausweg gibt es nicht

Du drehst dir deine Weg zur Hölle oder auch der Sonne zu

Du bist das Leben das Leben bist du.

Achte auf deine Liebe lass sie nie erkalten

Achte auf deine Muse eh die Dummheit sie dir nimmt

Achte auf deine Ehre bevor die Lügner siegen

Nimm jeden Tag in Schutz der neu beginnt

Achte auf deine Wünsche vielleicht werden sie Freunde

Achte auf deine Träume vielleicht werden sie wahr

Achte auf deine Wahrheit denn mit ihr musst du leben

Als weiser oder Zweifler oder Narr

Du bist dein Krieg du bist dein Frieden

Du bist dein Schatten und dein Licht

Du bist alles was geschehen wird einen Ausweg gibt es nicht

Du drehst dir deine Weg zur Hölle oder auch der Sonne zu

Du bist das Leben das Leben bist du.

Du drehst dir deine Weg zur Hölle oder auch der Sonne zu

Du bist das Leben das Leben bist du.

 

Intermezzo: Unser Glück 2

Ach könnten wir auf unser Glück doch bauen

Wie man ein Haus baut oder

Ein ganz solides Schloss mit festen Mauern

Licht in Räumen Fundament aus Urvertrauen

Ich ließe dieses große Glück nie wieder los.

 

Mein Ziel

 

Wie gut wenn die Welt in Bewegung bleibt

Man muss ja nicht gleich auf den Tischen tanzen

Und reiß sicher auch keine Bäume mehr aus

Doch ich will und werde noch welche pflanzen

Es gibt auch kein Leben aus altem Applaus

Wie wirst du dein Gestern verbuchen

Es zählt nur das Heute und jeden Tag neu

Musst du es wieder versuchen

 

Mein Ziel ist immer ein Ziel zu haben

und endlos weit über Grenzen zu gehen

Mein Ziel über die Schatten zu springen

Hinter die Träume zu sehen

Mein Ziel kann nur Freiheit und Liebe sein.

 

Was mich ein Leben lang unruhig macht ist lähmende Ruhe

Gespenstische Stille und wenn auch nicht alles gelingen kann

So spür ich doch da ist ein Wille

Und nach wie vor will ich Hundertprozent

Will alles verlangen will alles geben

Mit aufrechtem Gang nicht Schicksalsgebeugt

Nicht das Falsche ich will das Richtige Leben

 

 

Mein Ziel ist immer ein Ziel zu haben

und endlos weit über Grenzen zu gehen

Mein Ziel über die Schatten zu springen

Hinter die Träume zu sehen

Mein Ziel kann nur Freiheit und Liebe sein.

 

Stell doch die Welt und dich selbst auf den Kopf

Warum soll dich das Neue erschrecken

Versuch dreimal Täglich Kolumbus zu sein

Es gibt noch so viel zu entdecken

Mein Ziel über die Schatten zu springen

Mein Ziel ist immer neu zu beginnen

Mein Ziel ich fühl es tief in mir drinnen

Mein Ziel kann nur Freiheit und Liebe sein.

 

 

Die riesengroße Gier

 

In ihren Augen flimmern Kurse und Renditen sind ihr Kapital

Sie im Kasino ohne Rücksicht auf Verluste maximal

so viele nullen unterwegs das auch der allerschlauste Schädel stirbt

 und sich der eine kleine Finger bitte bloß nicht in der Taste irrt

dreist und meist zu Pokern ist in diesen Kreisen täglich Brot

die Menschen hungern und die Börse hungert nach dem Höchstgebot

du kriegst die Krise und die Wut jedoch was soll`s der Banker strahlt

denn zur Belohnung wird der Droge noch ein fetter Bonus ausgezahlt

 

Das ist die riesengroße Gier die Treibjagd nach dem Geld

Die wie ein wildes Tier die ganze Welt in Atem hält

Das ist die riesengroße Gier die jedes Leben misst

Weil man im Rausch der Zahl den wahren Wert vergisst

 

Der Rubel rollt der Euro schwankt und bis zum Abgrund ist es nur ein Schritt

Bei allen Pleiten Pech und Pannen will der Profi den Profit

Den Topf  gewinnen wenn er verliert dann nur den eigenen Verstand

Und steht das Wasser bis zum Hals  dann hilft na klar die öffentliche Hand

Milliarden rasen um den Globus und der Puls rast bis zum Herzinfarkt

Sogar Finanzminister scheitern denn allmächtig ist nur noch der Markt

Wie oft schon waren kurz vor dem großen Crash zu tiefst geschockt

Da hat so ein Brother lila….voll verzockt

 

Das ist die riesengroße Gier die Treibjagd nach dem Geld

Die wie ein wildes Tier die ganze Welt in Atem hält

Das ist die riesengroße Gier die jedes Leben misst

Weil man im Rausch der Zahl den wahren Wert vergisst

 

Nur ein Gedanke macht mich krank wär diese Erde eine Bank

Ich hätte glatt gewettet  sie wäre längst gerettet

 

Das ist die riesengroße Gier die jedes Leben misst

Weil man im Rausch der Zahl den wahren Wert vergisst.

Das ist die riesengroße Gier

 

 

Intermezzo: Der Augenblick 3

 

Doch uns kann nur der Augenblick gelingen

Ein jeder neue Anfang liegt im Jetzt und Hier

Ich würd so gerne immer bleiben

 und den Lauf der Zeit bezwingen

für unser Glück für unser Sein für unser Wir.

 

Liebe bleibt Liebe

 

Ich wollte ins Kino da wo es mal war ist jetzt ein Caféhaus drin sehe ich ein Paar

Sie schaut ihn nicht an er schaut nicht zurück dabei halten beide ihr Handy im Blick

Sie kiffen und schweigen und doch da ein Kuss  aha also geküsst wird also immer noch

Auch Mark wurde Euro aus Ost wurde West aus Bankern Betrüger unter teure Profit

Aus Peter wird Sandy aus Raider wird Twix aus Kohl wurde Merkel und aus manchem wird nix.

 

Aber Liebe bleibt Liebe im Wandel der Welt von Mode und Fortschritt und Ziel

Ja Liebe bleibt Liebe sie bleibt allezeit ein unschlagbar gutes Gefühl.

 

Man macht seinen Antrag nicht mehr auf den Knien man schickt sich jetzt Smileys

Ganz technikattraktiv

Das ist was fürs Auge und Interaktiv man benutzt kein Papier mehr für den Liebesbrief

Ein Brauch der sich leider verliert SMS die sind nur selten parfümiert 

Aus Fernsehen wird YouTube  aus lässig wird cool

Ein Papst wird zum Rentner und ein Fußballer schwul

Aus Karte wird Navi und die Kinder sind Kids aus Mark wurde murks

Und aus manchem wird nix.

 

 

Aber Liebe bleibt Liebe im Wandel der Welt von Mode und Fortschritt und Ziel

Ja Liebe bleibt Liebe sie bleibt allezeit ein unschlagbar gutes Gefühl.

Ja Liebe bleibt Liebe sie bleibt allezeit ein unschlagbar gutes Gefühl.

 

 

Vogel im Käfig

Ein leuchtender Tag voll Sonne und Duft

Nach Freiheit und Weite entspannte Zeiten

Am Himmel da sehe ich in flimmernder Luft

Die Vögel wie schwerelos gleiten ich geh durch die Straße

Ein Fenster steht auf dahinten ein Käfig aus Gitterstäben

Der Vogel darin blickt verloren hinaus

 wie gern würd auch er mit den Andern so schweben

ich spür meine heitere Stimmung vergehen

einen Vogel im Käfig mag ich nicht sehen.

Der Vogel im Käfig ich bin ihm verband ich halt viele Träume

In mir gefangen habe manche Gedanken ins Schweigen verbannt

Und manche Sorgen ganz Dunkel verhangen

Doch ich will nicht mein eigener Gefangener sein sonst find ich

Das Morgen nicht bleibe im Heute mein Denken mein Handeln

Mich selbst zu befreien nur das ist der Schlüssel zum Flug in die Weite

Mit freien Gedanken kann großes geschehen

Einen Vogel im Käfig mag ich nicht sehen

Der Weitblick des Vogels hoch oben im Flug ist Vorbild zur Sicht auf

Das eigene Leben um zu erkennen was Wahrheit was Trug und dem was hier

Wirklich zählt Raum zu geben mit Abstand sich sehen

Aus der höheren Sicht fällt schwer im Gefängnis aus Alltagszwängen

Doch Weitsicht hat nur wer die Gitter zerbricht die unsichtbar

Unsere Gedanken beengen wo du frei bist dorthin sollen die Winde dich wehen

Einen Vogel im Käfig mag ich nicht sehen.

Einen Vogel im Käfig mag ich nicht sehen.

 

 

Der gläserne Mensch

 

Wir sind so lieb und so internett man hört uns zu am Telefon

Du hast deine Mail noch nicht verschickt da lesen sie die andern schon

Die Welt im Apple und I-Phone Wahn und Rechner wissen mehr als wir

Sie sind gnadenlos auf der Datenspur wo du auch bist sie folgen dir

Zur Sicherheit Lauschangriff wir werden voll überwacht

BMD NSA wir alle stehen unter Generalverdacht

 

Der gläserne Mensch gefangen im Netz

 Geheimdienste fiebern im Sammelrausch

Der gläserne Mensch gefangen im Netz

Regierungen spielen den Datentausch

Gefangen im Netz gegen jedes Recht und Gesetz

 

Wo ist deine Sphäre noch privat wo sind Netzwerke denn sozial

Du hast deinen festen Speicherplatz Mensch aus Glas völlig Digital

Wir werden verraten und verkauft Spionage ist Strategie

Kontrolle total ganz unkontrolliert und das Netz vergisst dich nie

Von früh bis spät ausgespäht Freiheit bedroht BKA  FBI ein falsches Wort

Alarmstufe Rot

 

Der gläserne Mensch gefangen im Netz

 Geheimdienste fiebern im Sammelrausch

Der gläserne Mensch gefangen im Netz

Regierungen spielen den Datentausch

Gefangen im Netz gegen jedes Recht und Gesetz

 

Wer es auch ist der diese Welt in seinen Händen hält

Hoffentlich merkt er irgendwann das Glas zerbrechen kann.

 

Der gläserne Mensch gefangen im Netz

 Geheimdienste fiebern im Sammelrausch

Der gläserne Mensch gefangen im Netz

Regierungen spielen den Datentausch

Gefangen im Netz gegen jedes Recht und Gesetz

 

 

Intermezzo: Diese Lieder 4

 

Ach könnten diese Lieder immer gelten

Würd alle Verse sammeln und auch jeden Ton

in stillen Nächten dunkle Zeiten

Und in Stunden die mich quälten wär es mein Licht

Wär meine rettende Bastion

 

Mitten im Leben

 

Mit voller Kraft hinein in den Tag entschlossene Schritte immer voraus

Nie zurück wer wie du das Leben so mag den begleitet dabei auch das Glück

Was schwierig ist gelingt dir so leicht aus Steinen im Weg baust du noch ein Haus

Und du glaubst an dich hast alles erreicht doch warst du schon oft vor dem Aus

Und immer neu siegt deine Energie

Mitten im Leben und du packst es an alles ist möglich

Sag einfach ja ich kann du glaubst an das Heute unbeirrt

Weil so aus Träumen Wahrheit wird

Mitten im Leben und immer nah dran.

Wenn alles zerbricht du bist Optimist

Verlierst nie die Hoffnung denn die stirbt zuletzt

Und wenn jeder denkt das es Auswegs los ist dann stehst

Du auf gerade jetzt und jedes Scheitern bringt dich voran

Du kämpfst in der Krise erfindest dich neu und am Ende

Fängst von vorne du an und bleibst nur dir selber treu

Und immer neu siegt deine Euphorie

 

Mitten im Leben und du packst es an alles ist möglich

Sag einfach ja ich kann du glaubst an das Heute unbeirrt

Mitten im Leben und immer nah dran.

 

Und du zeigst dieser Welt wie man die Brücke baut

Wie deine Stärke wächst wenn man vertraut

 

Mitten im Leben und du packst es an alles ist möglich

Sag einfach ja ich kann du glaubst an das Heute unbeirrt

Mitten im Leben und immer nah dran.

 

 

Zehn nach Elf

 

Der letzte Ton gesungen der letzte Akkord verklungen

Das letzte Autogramm geschrieben fühl mich wie übrig geblieben

Ich zieh in der Garderobe den Bademantel aus  die Rowdies

Schieben mein Klavier aus dem Saal hinaus der Applaus und all die Lieder

Sind im Nirgendwo verhallt ein Schluck Weißwein ist noch da

Nicht mehr ganz kalt

Zehn nach Elf genau wie jede Nacht erst das viele Licht

Und dann die Leere Zehn nach Elf ich stell mir vor das ich heut

Noch bei dir wäre nicht umjubelt nur umsorgt

Nicht gefeiert nur geliebt und ganz einfach froh das es dich gibt

Vom Hotel den Fans gewunken mit der Band noch was getrunken

Ich könnt noch um die Häuser ziehen um dem allein sein

Zu entfliehen will nach dem Handy greifen und lass den Anruf sein

Du musst ja morgen früh raus schläfst sicherlich grad ein

Es gibt vieles zu erzählen von heut Abend auch von mir

Ich schreibe eine SMS und schick sie dir

Zehn nach Zwölf genau wie jede Nacht erst das viele Licht

Und dann die Leere Zehn nach Zwölf ich stell mir vor das ich heut

noch bei dir wäre nicht umjubelt nur umsorgt

Nicht gefeiert nur geliebt und ganz einfach froh das es dich gibt

Ich schau im Fernsehen Unsinn an da klingelt es

Und du bist dran du sagst du bist grad aufgewacht und hast

Im Traum an mich gedacht

Zehn nach Eins vielleicht schon Zehn nach Zwei

nicht umjubelt nur umsorgt

Nicht gefeiert nur geliebt und ganz einfach froh das es dich gibt

 

 

21.12.2014 In Memoriam

Der Sänger und Komponist Udo Jürgens ist tot.
 Er brach am Sonntag bei einem Spaziergang in Gottlieben
 in der Schweiz mit einem Herzversagen zusammen 
und konnte trotz Wiederbelebungsmaßnahmen nicht gerettet werden,
 teilte sein Management mit. Er verstarb um 16.25 Uhr
 im Kantonsspital Münsterlingen. Jürgens wurde 80 Jahre alt.
 Er war einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger
 und feierte internationale Erfolge in Europa, 
aber auch in Japan oder Südafrika. 
Zu seinen Wegbegleitern zählte der Dirigent Pepe Lienhard, 
mit dessen Orchester sich Jürgens derzeit wieder auf Tournee befand.
 
 
 
 

 

 

Ein ganz großartiger Mensch

hat uns verlassen.

Aber er bleibt für immer in unseren

Herzen!!!!

Adieu Udo!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag

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