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Kurze Liebes Gedichte von Sidonie Grünwald Zerkowitz

Wenn ich dich lieb

Wenn ich dich lieb, wirst Du's empfinden
Und danken mir wie Liebe dankt?
Wird nicht Dein Arm nur mich umwinden,
Ohn' dass mich auch Dein Herz umrankt?
Ob's mir mit meiner tiefen Liebe
Nicht wie dem Morgentau ergeht,
Der auf den Stein fiel, - nicht auf Triebe -
Vom Stein ihm Blüte nie ersteht.

- Sidonie Grünwald Zerkowitz 1852-1907 -
Quelle: Das Gretchen von heute, 1. Kapitel, S. 2+3.




Herbstlicher Bescheid

Bin traumversunken hingeschlendert
- Dein Lieben war es, drob ich sann -
Vorbei an einer Reih Akazien,
Die trüber Herbsthauch grau umspann.

Nach einem Stenglein Baumgefieder,
Dass sich am Zweig schon herbstmatt wiegt,
Zog's meine Hand; denn sein Orakel
Nie auf des Herzens Frage lügt.

Ich löste ab ein Blatt.. "Er liebt mich.."
"Von Herzen" ..pflückt' ich weiter fort;..
Doch, ach, bei "über alle Massen",
Hing da das Blättchen - herbstverdorrt!






Du windst um mich Liebe wie Blumenranken

Du windst um mich Liebe wie Blumenranken
Und ich hang an dir mit allen Gedanken
Wie der Käfer all seinen Daseinstraum
Verbringt an der duftigen Ranke Saum,
An der im Rausch er so lang bebt,
Bis er sich in Seligkeit ausgelebt!






Aufforderung

Komm, ich küss Dich! Komm ich herz' Dich!
Komm, verliere keine Zeit!
Komm, geniess'! Nur Der ist glücklich,
Dem kein morgen gilt, nur heut!
Heiss umfass' das ganze Leben!
Alles nimm, was es will geben!
Dein sei jetzt die ganze Welt!
Denn wie lang, und, was gefällt
Heute Deinen trunknen Sinnen,
Siehst als Trugbild Du zerrinnen,
Wann aus seliger Rauschesnacht
Du zur Nüchternheit erwacht!
Süss der Rausch auch Einer Stunde!
Trink' ihn Dir von meinem Munde!





Mir will es nicht genügen

Mir will es nicht genügen,
Liebt mich mein Lieb verschwiegen;
Mein Herz drum wissen muss!
Mein Lieb mich küssen muss!

Was klag' ich da vergebens
Das Leid all meines Lebens?
Lieb ja begehren muss,
Was ich - verwehren muss.

- Sidonie Grünwald Zerkowitz 1852-1907, österreichische Schriftstellerin -


Ob's Liebe ist ?

Ob's Liebe ist? Ich weiss es nicht.
Ich wüsst' es nur zu schildern.
Doch arm das Wort; viel besser spricht
Zu Dir mein Herz in Bildern:

Wie Bächlein über Stock und Stein
Zu seinem Fluss sich windet,
Sucht Herz und Auge Dich allein,
Selig, wenn es dich findet!

Wenn ich Dich seh', bin ich beglückt
Und fühl's in mir erklingen
Wie Knospen, die den Lenz erblickt,
Vor Frühlingswonnen springen.

Wenn ich Dich seh, so ist mir wie
Der Nacht, könnt' sie empfinden,
Wenn durch die Nebelschleier sie
Begrüsst des Tages Kinder.

Gleich ihr, die an des Tages Brust
Sinkt ohne langes Werben,
Sänk ich an Deine voller Lust,
Im Kuss gleich ihr zu - sterben!

Ob's Liebe ist? Ich weiss es nicht.
Vielleicht wüsst' Dir es zu sagen
Ein - Kuss, der besser als Bilder spricht;
So komm, den Kuss befragen!

 

Es

Was frägst Du auch: "ob's Liebe ist,"
"Ob's während wird?" "wie es begründet,"
Wenn Mund den Mund voll Inbrunst küsst
Und Seel' in Seele tosend mündet?

Und wär' es eine Blume nur,
Die plötzlich aufging im Gemüte,
Duftstreuend in der Seele Flur,
Die Tage nur, ja Stunden blühte?

Wenn es ein Rausch, ein kurzer wär',
Drein träumend süss das Herz versunken!
Hat es von Seligkeit ein Meer
Im kurzen Traum rasch nur getrunken!

Du weisst, nichts währt in Ewigkeit;
Drum, wozu forschend Zeit verschwenden!
Geniess das Stückchen Deiner Zeit!
Wir werden sehn, ob "es" wird enden.

 

Eine moderne Mythe

Wenn ich Dir in das Auge blicke,
Umschwebt mich stets der Traum aufs neu'
Von gefund'nem und verlor'nem Glücke,
Den einst ich träumte im schönen Mai:

Es war in altersgrauen Zeiten,
Dahin hat mich geführt mein Traum -
Als Menschensöhne Feen noch streiten,
Dass Du mich ersahst am Waldessaum.

Dort bin ich, vergessen, auf und nieder
Leis' um die alten Föhren geschwebt
Und habe tausend Sehnsuchtslieder
In Abendlüfte still gewebt.

Die neiderfüllten lauten Winde
Verrieten Dir meinen heimlichen Gang;
Und trugen zu Deinem Ohr geschwinde
Ihn hin den dunklen Wald entlang.

Mich suchend bist in den Wald Du gedrungen,
Es zog Dich in Tiefen, es zog Dich in Höh'n,
Bis es Dir endlich war gelungen,
Von Angesicht mich nahe zu seh'n.

Und als sich unsere Blicke fanden,
Ward beiden uns enthüllt im Nu,
Dass wir nur d'rum zum Sein erstanden,
Dass ich sei Dein und mein seist Du!

Wie lerntest Du die Welt vertauschen
Mit meinem duft'gen Reich so bald!
Ich lehrte Dich den Vögeln lauschen,
In keuscher Lieb' durchzieh'n den Wald.

Doch wenn mit einem Erdensohne
Sich je in Liebe einten Feen,
So mussten, hehrer Lieb' zum Hohne,
Sie sich von ihm verlassen seh'n!

Auch Dich hat es zurückgetrieben
Von meiner Liebe reichem Mal,
Zurück zum Leben und zum Lieben
Wie es sich beut im Erdenthal.

Und ich? Wie solltest Du auch wissen,
Ein Feenherz verbluten könnt'?
Du hast mir's aus dem Leib gerissen,
Da Du von mir Dich hast getrennt!

Doch konnt' nicht meine Lieb' ermatten,
Ob sie unsäglich Qual auch litt;
Es folgte wie Dein eig'ner Schatten
Dir meine Seel auf jeden Schritt.

Du reichtest am Altar die Hände
- Der Andern an einem Maientag;
Mit meinen Qualen war's zu Ende:
Gebrochen auf seinen Stufen ich lag.

Da plötzlich des Tempels Hallen durchschwirrte
Eine mitleidsvoll trauernde Feenschar
Und die Sterbende wandelte sie zur Myrte -
Die wandst Du Deiner Braut ins Haar!!

Wenn ich Dir in das Auge blicke,
Umschwebt mich jener Traum aufs neu'
Von gefund'nem und verlor'nem Glücke,
Den ich geträumt in meinem Mai.

 

Gestörtes Küssen

Wenn mich die Sehnsucht zu Dir trägt,
Dann fühl' ich nur: ich möcht sie stillen!
Ob's auch erlaubt? mein Herz nicht frägt,
Es lässt der Sehnsucht ihren Willen.

Und wie die Wolke, glutenschwer,
Wenn's in ihr zuckt und dumpf gewittert,
Zur zweiten in der Lüfte Meer
In mächt'gem Drang hinüberzittert:

So drängt mein Alles hin zu Dir,
Zu Eins mit mir Dich zu umschlingen,
So angstvoll und so wohl wird mir,
Ich möcht mit Küssen Dich durchdringen!

Und wenn sich dann ein Zufall stemmt,
Voll Bosheit gegen solche Stunde,
Den Kuss der auf dem Weg' schon hemmt,
Führ' blitzgleich er vom Mund zum Munde:

Scheid' ich von Dir verdüstert nicht!
Nein, wie die Wolke, die verscheuchten
Der Windsbraut Flügel, forteilt licht
Nach kurzem, glühndem Wetterleuchten!

Ich trag im Herzen nicht Verdruss
Drob, dass der Zufall Dich entrissen
Vom Mund mir, eh' der Liebe Kuss
Ich süss gekonnt zu Ende küssen!

Mir ist, als segne mein Gemüt,
Der Schuld entronnen, Zufalls Unhuld,
Ich trag' heim Sehnsucht, die weiter glüht
Und Seligkeit bewahrter Unschuld!

 

 

 

An den Winter

Willkommen, lieber Winter,
Willkommen hier zu Land!
Wie reich du bist, mit Perlen
Spielst du, als wär' es Sand!
 
Den Hof, des Gartens Wege
Hast du damit bestreut;
Sie an der Bäume Zweige
Zu Tausenden gereiht.
 
Dein Odem, lieber Winter,
Ist kälter, doch gesund;
Den Sturm nur halt' im Zaume,
Sonst macht er es zu bunt!

- Elisabeth Kulmann 1808-1825, deutsch-russische Dichterin -




Es kommen die Schwalben

Es kommen die Schwalben
Schon über das Meer,
Sie brachten den Frühling,
Den grünenden, her.
 
Doch keine brachte
Mir Grüsse von Dir!
Wie winterlich bange,
Wie bange ist mir!
 
Ich seh' nicht den Tag, der
So hell erwacht
Im Frühlingsstrahl aus
Der Winternacht!
 
Nicht seh' ich die Blüten
Am Mandelbaum,
Mich hat's nicht erweckt aus
Dem Wintertraum!
 
Ich seh' nur die Schwalbe,
Die kam über's Meer
Ins harrende Nestchen ...
Und das Herz wird mir schwer!

- Sidonie Grünwald-Zerkowitz 1852-1907, österreichische Dichterin -

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Die Zuversicht

Die Zuversicht, dass er wieder kommt
Der Winter mit seinem weissen Fell.
Und die Zeit, die uns frommt,
Wenn alles sich erhellt.

- © Monika Minder -




Seelenweh

Aufgeschlagen
Trage ich den Mantelkragen.
Nur für einen Augenblick
Bleibt der Horizont in Sicht.
Ich erstarre mit dem Schnee
Trage seelenweh.
Träume deine Lippen
Der Schnee verweht
Wie deine Schritte.

- © Monika Minder -




Im Winter

Im Winter ist meine Geliebte ein Licht
Damit ich den Weg zum Himmel finde.

- © Monika Minder -




Trauriger Winter

Nun ziehen Nebel, falbe Blätter fallen,
Öd alle Stellen, die uns oft entzücket!
Und noch einmal tief' Rührung uns beglücket,
Wie aus der Flucht die Abschiedslieder schallen.

Wohl manchem blüht aus solchem Tod Gefallen:
Dass er nun eng ans blühnde Herz gedrücket,
Von roten Lippen holdre Sträusse pflücket,
Als Lenz je beut mit Wäldern, Wiesen allen.

Mir sagte niemals ihrer Augen Bläue:
"Ruh auch aus! Willst du ewig sinnen?"
Und einsam sah ich so den Sommer fahren.

So will ich tief des Lenzes Blüte wahren,
Und mit Erinnern zaubrisch mich umspinnen,
Bis ich nach langem Traum erwach im Maie.

- Joseph von Eichendorff 1788-1857, deutscher Lyriker, Schriftsteller -




Es ist ein Schnee gefallen

Es ist ein Schnee gefallen
In dieser eisig kalten Nacht.
Der Winter hat erst angefangen
Und zeigt schon sein Gesicht.

Es sind die Bäume gestorben
Ganz nackt stehen sie da.
Ein weisses Häubchen oben
Ein Klagen hie und da.

Es ist ein Schnee gefallen
Die Weite engt sich ein.
Der Himmel ist verhangen
Der Winter ist allein.

- © Monika Minder -




Ein Winterlied

Keine Blumen blühn;
Nur das Wintergrün
Blickt durch Silberhüllen,
Nur das Fenster füllen
Blümchen, rot und weiss,
Aufgeblüht aus Eis.

Ach! kein Vogelsang
tönt mit frohem Klang;
Nur die Winterweise
Jener kleinen Meise,
Die am Fenster schwirrt,
Und um Futter girrt.

Minne flieht den Hain,
Wo die Vöglein
Sonst im grünen Schatten
Ihre Nester hatten,
Minne flieht den Hain,
Kehrt ins Zimmer ein.

Kalter Januar,
Hier werd' ich fürwahr
Unter Minnespielen
Deinen Frost nicht fühlen!
Walte immerdar,
Kalter Januar!

- Ludwig Christoph Heinrich Hölty 1749-1776, deutscher Dichter -




Kein Blümlein mehr

Kein Blümlein mehr, das uns erfreut,
kein Blättchen, das im Winde weint.
Keine Vögel weit und breit,
die Felder ringsum schon beschneit.

Doch bringt die karge Winterzeit
auch viele schöne Stunden.
Wir denken an die Weihnachtszeit
mit ihren grossen Wundern.

So mag es draussen noch so schneien
wir wärmen uns in Liebe.
Die grossen und die Kleinen
wünschen sich vor allem Frieden.

- © Monika Minder –

Du, mein Glück

Meine Seele, eine Taube,
Lang verflogen und verirrt,
Regt nun zwischen lauter Blüten
Auf dem schönsten Frühlingsbaume
Ihre Flügel leis vor Glück.

Du mein Baum voll lauter Blüten!
Du mein Glück! Du meine Ruh!
Meiner Sehnsucht weisse Taube
Regt die Flügel, regt die Flügel
Dir im Schosse. Süsse! Süsse!
Welch ein Wunder: Ich und du!

- Otto Julius Bierbaum 1865-1910, deutscher Schriftsteller -




Oh, redet nicht von Glück

Oh, redet nicht von Glück - auch nicht im Kleinen!
Und sprecht von Liebe nicht! Das macht mich weinen.
Sprecht mir von Armen, Kranken, Bösen, Trüben,
damit ich trösten, helfen kann - und lieben!

- Mathilde von Bayern 1843-1925, deutsche Dichterin -




Am Morgen

Früh bin ich heut aufgewacht,
In Garten früh gegangen,
Da sah ich an dem Rosenstrauch
Die erste Blume prangen.
Ich hab' sie lange angeseh'n
Und dann bei mir gedacht:
So blüht vielleicht auch einmal mir
Ein Glück auf über Nacht.

- Thekla Schneider 1854-1936, deutsche Schriftstellerin -




Glück und Traum

Du hast uns oft im Traum gesehen
Zusammen zum Altare gehen,
Und dich als Frau und mich als Mann.
Oft nahm ich wachend deinem Munde,
In einer unbewachten Stunde,
Soviel man Küsse nehmen kann.

Das reinste Glück, das wir empfunden,
Die Wollust mancher reichen Stunden
Floh wie die Zeit mit dem Genuss.
Was hilft es mir, dass ich geniesse?
Wie Träume fliehn die wärmsten Küsse,
Und alle Freude wie ein Kuss.

- Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832, deutscher Dichter -




Die Glückliche

Der Sommer glüht im Purpur der Granaten,
Und auch die kleinsten Blümchen schimmern golden,
Und wenn der Abend weht in grünen Saaten,
Wird alles sanft der gleiche Schein vergolden;
So kann auch einen Sinn nur fühlend raten,
Die Seele in des Freundes Wort, dem holden.
Ein Sinn, der, wie die Worte schweben, bliebe:
Was ihr klagt oder scherzt, es ist nur Liebe.

- Friedrich Schlegel 1772-1829, deutscher Schriftsteller -



So wie ich bin

ich träume davon,
dass jemand mich annähme,
einfach so wie ich bin,
mit meinen ungereimten wünschen,
unfertigem charakter
und alten ängsten.
ich träume davon, dass
jemand mich gelten lässt,
ohne mich zu erziehen, mit
mir übereinstimmt, ohne
sich anzustrengen.
ich träume davon,
dass ich mich nicht
verteidigen muss, nicht
erklären und kämpfen muss,
dass jemand mich liebt.

(O. Pfeiffer) 



Glück

Arm war ich, eh' du strahlend mir begegnet:
Nun bin mit Wonn' und Lieb' ich reich gesegnet:
Dir ist nun Leib und Seele ganz verbunden:
Ich hab' in dir mein Ziel gefunden.

- Therese Dahn 1845-1929, deutsche Schriftstellerin -



Kennst Du den Weg über den Regenbogen ?
Er ist wunderschön.
Seine Farben sind aus Träumen gemacht.
Und nur wer träumen kann, darf ihn betreten.
Er ist die Sehnsucht nach dem Schönen auf dieser Welt.
Ich war schon oben, auf dem Regenbogen.
Zart umwehte mich der Sonnenschein.
Regentropfen perlten Tränengleich an mir herunter.
Es ist ruhig hier oben.
Ganz still.
Das Herz schlägt sanft, man kann es hören.
Leise geht der Atem.
Man kann jetzt alles vergessen was betrübt.
Die Gedanken werden klar, ganz rein.
Dann öffnet sich das Herz.
Und das, was man tief in sich vergraben hat, dringt in
meine Gedanken ein, macht sie frei von allen Zwängen.
Es ist nur ein kurzer Augenblick.
Dann legt sich Einsamkeit auf meine Seele.
Der Weg über den Regenbogen ist nur ein Traum.
Er führt in die Einsamkeit.
Träumer sind einsam.
In ihren Gedanken gefangen.
Auf ewig verdammt, in ihren Träumen zu leben.
Träume die bunt und schön sind.
Ohne Anfang, ohne Ende ...
... so wie der Regenbogen. 

(Fritz Roth) 



Will das Glück nach seinem Sinn

Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.

Jede Gabe sei begrüsst,
Doch vor allen Dingen:
Das worum du dich bemühst,
Möge dir gelingen.

- Wilhelm Busch 1832-1908, humoristischer Dichter -


 

Dieser Abend schwebte zwischen Tag und Nacht. 



SEIN LASSEN 

Du musst mich 

mich 

sein lassen. 

Ich muss dich 

dich 

sein lassen. 

Nur das Miteinander 

das dürfen wir nie sein lassen. 

(Ernst Ferstl) 
 


Blühendes Glück

Als wir für das Leben uns verbanden,
Ganz in Blüte stand der Apfelbaum,
Und sein weisser Schimmer floss wie Segen
Über uns und dieser Stube Raum.

Fast zu reich war dieser Blütensegen;
Denn die Früchte kamen schwer und dicht.
Um uns hüpft und lacht und lärmt und jubelt
Manch ein apfelwangig Angesicht.

Schwer hast du der Mutter Last getragen,
Und vor Sorgen war ich glücklich kaum;
Doch zum Trost an jedem Hochzeitstage
Tausendblütig prangt der Apfelbaum.

Wohl, ich weiss! Es möchte kindisch scheinen,
Dass wir dessen nicht schon längst gewohnt.
Blüten hat man leicht am Hochzeitstage.
Wenn man sich vermählt im Maienmond.

Traun, kein Kunststück! Jeder Narr berechnet
Dieses Wunder an den Fingern dir -
Und trotz alledem: ein süsses Wunder
Ist es immer meinem Weib und mir,

Dünkt uns, wenn wir still am Fenster stehen,
Wie ein Zauber, wie ein sel'ger Traum,
Dass an jedem Hochzeitstage wieder,
Immer wieder blüht der Apfelbaum.

- Otto Ernst 1862-1926, deutscher Dichter und Schriftsteller -

 

 

Schön 

sagte ich 

Das Wort zersprang 

Seine Splitter suchten ihr 

Herz 

 

Liebesfeier

An ihren bunten Liedern klettert
Die Lerche selig in die Luft;
Ein Jubelchor von Sängern schmettert
Im Walde voller Blüt und Duft.

Da sind, so weit die Blicke gleiten,
Altäre festlich aufgebaut,
Und all die tausend Herzen läuten
Zur Liebesfeier dringend laut.

Der Lenz hat Rosen angezündet
An Leuchtern von Smaragd im Dom;
Und jede Seele schwillt und mündet
Hinüber in den Opferstrom.

- Nikolaus Lenau 1802-1850, österreichischer Schriftsteller -

 



seite an seite

hand in hand gehen,
ohne den eigenen weg zu verlieren.
einander annehmen,
ohne sich selber aufzugeben.
in einem meer aus herzenswärme baden,
ohne darin zu versinken.
(jochen mariss)



Frühlingswehn

Kleiner bunter Schmetterling
Flügelt mir Träume zu
Vom Frühling
Ein Hauch von einem Anfang nur.

Nichts als Leben
Hoffendes Glück
In süssen Düften schwebend
Bangend kommt das Herz zurück.

- © Monika Minder -




Der Frühling

Der Frühling - warm, lebendig,
ruhelos - war gekommen,
wartete mit seinem goldenen Licht auf ihn,
wollte ihn vor aller Welt anspringen,
in seinen weissen Bart pusten,
sich zärtlich in seinen Arm hängen.

- Katharina Mansfield 1888-1923, neuseeländisch-brit. Schriftstellerin -

 



Mit Haut und Haar 

ich möchte dich haben
mit haut und haar
und ich werde dir alles nehmen
deine haut, deine haare
denn nur in völliger nacktheit
des körpers und der seele
werden wir uns erkennen
ich will deine hilflose verlorenheit
unter meinen händen spüren
und ich will dass du spürst
wie deine hilflose verlorenheit
die allergrößte macht über mich hat
ich will die tiefen deines körpers
und deiner seele in meine nähe bringen
und uns spüren lassen
wie unsere freiheit beginnt
wenn wir uns ausliefern
im wahrsten sinne des wortes
ich will deine ziellose zärtlichkeit
dort ankommen lassen
wo sie gemeint war
ich will dass du meine angst
als teil meiner kraft erkennst
ich will dass du meinen raum betritts
mit der selbstverständlichkeit
eines besitzenden und der vorsicht
eines scheuen besuchers
ich will deine traurigkeit beatmen
und gierig an deiner freude saugen
ich will dem geschmack deiner lust
die wortlose sprache meiner lippen
entgegensetzen - ohne wenn und aber 

ich will nur dich 

(unbekannt) 

 



Den Frühling kosten

Nichts würde ich mehr lieben
Als den Frühling zu kosten.
Ich würde herniederknien
Vor all den Blütenknospen.

- © Monika Minder -




Im Frühling

Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel:
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag mir, all-einzige Liebe,
Wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,
Sehnend,
Sich dehnend
In Lieben und Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,
Es dringt der Sonne goldner Kuss
Mir tief bis ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar berauschet,
Tun, als schliefen sie ein,
Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.
Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich, und weiss nicht recht, nach was:
Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung?
- Alte unnennbare Tage!

- Eduard Mörike 1804-1874, deutscher Lyriker -




Ich will hinaus

Ich will hinaus,
ich will zu dir,
ich will es selbst
dir sagen:
Du bist mein Frühling,
du nur mir,
in diesen lichten Tagen.

- Hoffmann Heinrich von Fallersleben 1798-1874, deutscher Lyriker -


 

"Wer Gedichte veröffentlicht, 
          wirft ein Rosenblatt in den Grand Canyon und wartet auf Echo"  (Donald Marquis)
 
       "
Was aber ist Poesie?                                                      
            Manch wackelige Antwort ist dieser Frage bereits gefolgt,

aber ich weiß nicht, ich weiß nicht, 
           Ich halte mich daran fest wie an einem rettenden Geländer"
 

  (Wieslawa Simborska) 

 



Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch",
Die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuss auf Schuss;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muss.

Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: "Es ist erst März
Und März ist noch nich Mai."

O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.

- Theodor Fontane 1819-1898, deutscher Schriftsteller -




Blumen aus dem Grase

Blumen aus dem Grase
dringen wonniglich.
Früh an einem Maientage
zwitschert es verschwenderisch.

Nichts, was die Sinne mehr betört
als Lust und Wonne.
Entzückt vibriert das Herz,
gleich lacht die hellste Sonne.

- © Monika Minder -

 


Morgenvögel
         (Tranströmer)
            ………………………..

            Phantastisch
 zu spüren 
            wie mein Gedicht wächst
            während ich selbst schrumpfe
            es wächst 
            nimmt meinen Platz ein
           es verdrängt mich
           es wirft mich aus dem Nest 
          das Gedicht ist fertig

 



Sonett 98

Als Frühling war, war ich von dir entfernt;
der Mai trieb's bunt, er unterwies die Zeit,
daß muntern Geist der Jugend sie erlernt,
und selbst Saturn tat mit und war erfreut.

Doch hat kein Vogel, nicht Waldesgrün
noch Blumenduft mich jugendlich beglückt.
Ich liess die Blumen blühen und verblühn;
ich liess die Sommerfreude ungepflückt.

Der Lilie Weiss nahm ich nicht staunend wahr,
das Rot der Rose hab ich nicht besungen;
dem Anblick bot ein Wonnebild sich dar,
doch schien's nach deinem Vorbild nur gelungen.

Wie Winter war's; denn du warst doch nicht da.
Der Mai war mir nur als dein Schatten nah.

- William Shakespeare 1564-1616, englischer Lyriker -

Übersetzt von Karl Kraus (1933)




Jugendglück

O süsser Zauber im
Jugendmut

Lebensglut!

Kein Schmuck so köstlich, so
Zauberreich,
ück auf Erden, das
Deinem gleich!


Herzens-Verein,
Soll glückliche Liebe die
Königin sein.

üten lockt alle der
Lenz hervor.
Die Lerche steigt jubelnd zum


O Sonne der Liebe, im
Frühlingsschein,

Lerche sein! 

- Richard Pohl 1826-1896, deutscher Dichter, Musikschriftsteller -




Sonnenaufgang

Ein Morgen kam - ich starrte himmelan
Und sah die Sonne auf der Rosenbahn.
Ein Regenbogen schien sich aufzubauen
Gleich einer Brücke in das Himmelreich,
Gleich einem Dom ob niedren Erdenauen,
Doch Dom und Brücke ward dem Herzen gleich.

In Jenen trat's mit Beten und mit Singen
Im Gottesdienst zur Sonne sich zu schwingen,
Auf diesen schritt es siebenfach umwoben
Zur Sonne selbst, sich frei ihr zu geloben.
So war der ganze Himmel vor mir offen!
Und in mich selbst schaut ich erstaunt, betroffen.

Da war mein Herz zu einem Garten worden,
Zwei Friedenspalmen standen an den Pforten -
Und drinnen, welch ein Drängen, welch ein Treiben!
Viel tausend Blüten lieblicher Gefühle
Erwachen aus des Morgentaues Kühle,
Kein Knöspchen will in seiner Hülle bleiben.

Es ist ein Sprossen, Streben auf zum Licht:
Und jede Hoffnung ist ein Lobgedicht
Und jeder Wunsch ein glühend Minnelied! -
Inmitten diesem seligen Gebiet
Ist mir der Liebe Sonne aufgegangen.
So bringt das Herz sich ihr voll Weihe dar.

Nach keinem Himmel mag es mehr verlangen
Als den, der jetzt ihm plötzlich offenbar,
Denn schön und rein wie heller Sonnenglanz
Erfüllt der Liebe Seligkeit es ganz.

- Louise Otto 1819-1895, deutsche Schrifstellerin -


 

Nähe

Ich denk an dich,
wenn micht der erste Sonnenstrahl berührt;
Ich denk an dich,
wenn sich der Sommer in mein Herz bemüht.
Ich sehe dich,
wenn auf einsamen Wegen eine Blume mich begrüsst;
Ich bin dir nah,
wenn der Tag den Abend küsst.
Ich denk an dich,
wenn die Nacht in meine Adern schiesst,
und ich geborgen mit der Dunkelheit zerfliess.

- © Monika Minder -




Einen Sommer lang

Zwischen Roggenfeld und Hecken
Führt ein schmaler Gang,
Süsses, seliges Verstecken
Einen Sommer lang.

Wenn wir uns von ferne sehen
Zögert sie den Schritt,
Rupft ein Hälmchen sich im Gehen,
Nimmt ein Blättchen mit.

Hat mit Ähren sich das Mieder
Unschuldig geschmückt,
Sich den Hut verlegen nieder
In die Stirn gerückt.

Finster kommt sie langsam näher,
Färbt sich rot wie Mohn,
Doch ich bin ein feiner Späher,
Kenn die Schelmin schon.

Noch ein Blick in Weg und Weite,
Ruhig liegt die Welt,
Und es hat an ihre Seite
Mich der Sturm gesellt.

Zwischen Roggenfeld und Hecken
Führt ein schmaler Gang,
Süsses, seliges Verstecken
Einen Sommer lang.

- Detlev von Liliencron 1844-1909 -




Schöne Junitage

Mitternacht, die Gärten lauschen,
Flüsterwort und Liebeskuss,
Bis der letzte Klang verklungen,
Weil nun alles schlafen muss -
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Sonnengrüner Rosengarten,
Sonnenweisse Stromesflut,
Sonnenstiller Morgenfriede,
Der auf Baum und Beeten ruht -
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Strassentreiben, fern, verworren,
Reicher Mann und Bettelkind,
Myrtenkränze, Leichenzüge,
Tausendfältig Leben rinnt -
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Langsam graut der Abend nieder,
Milde wird die harte Welt,
Und das Herz macht seinen Frieden,
Und zum Kinde wird der Held -
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

- Detlev von Liliencron 1844-1909, deutscher Lyriker -




Schatten

Verweilen unter Bäumen
Im gefleckten Schatten
Zeit versäumen
Ermatten
Lauer Wind kommt durchs Haar gestrichen
Die Hitze ist gewichen.

Wir trinken ein Glas Wein
Schneiden Wurst und Brot
Geniessen das Sein
Und warten auf das Himmelrot.
Bald ist August
Die Grillen zirpen
Die Nächte sprechen von Lust
Und roten Lippen.

Noch einmal träumen
Im Rausch deiner Liebe
Unter schattigen Bäumen
Das Blau des Himmels versäumen.

- © Monika Minder -



Einsam

Wo ist sie, diese Sommerlust,
Wo alles glücklich scheint?
Einsam ist mir der August.
Und mein Auge weint.

- © Monika Minder -



Der Sommer ist da

Der Sommer ist da
Die Felder brennen
In den Brunnen trocknet das Wasser
Die Kirschen sind reifer
als im letzten Jahr.
In der Nacht reicht der Horizont weiter.

Der Sommer ist da
Die Gedanken an dich brennen
Ich habe immer neue
Wie im Frühling
Aber die Blätter fallen
Balde.

- © Monika Minder -



Ein Lächeln

Ein Lächeln
ist wie ein Sonnenblick,
er wärmt
und bringt Glück.

- © Monika Minder -


 



Weitere Sommergedichte



Der Liebenden an eine verwelkte Blume

Diese Blume - ach sie kam von ihr!
Auch verwelkt noch ist sie heilig mir.
Längst sind ihre Farben hingeschwunden,
Wie die Seligkeit vergangner Stunden -
Aber dennoch bleibt sie heilig mir,
Diese Blume - denn sie kam von ihr.

Tausend blühen schimmernd jetzt im Hain -
Farb' und Duft erfüllt ihr kurzes Sein -
Aber mich reizt ihre Schönheit nicht,
Wenn nicht ihre Hand sie für mich bricht.
Längst verblichne Blume, du allein
Sollst mir Weihgeschenk des Frühlings sein.

Tränen trüben schwellend meinen Blick,
Denk' ich an den schönen Tag zurück,
Wo sie dich im Morgentau mir pflückte,
Und ich zärtlich an mein Herz dich drückte.
Teure Blume - - mein entfloh'nes Glück
Kehrt wie deine Farbe nie zurück!

- Charlotte von Ahlefeld 1777-1849, deutsche Schriftstellerin -



Die Julinacht

In der Luft, der schwülen, feuchten,
Wogt das Feld und stürmend zieh'n
Windesrauschen, Wetterleuchten
Durch den dunklen Himmel hin.

Ferner hallt des Donners Dröhnen -
Und des Lebens ganze Kraft
Klingt aus diesen Wundertönen
Nachtumwölkter Leidenschaft!

Was der Tag an Sonnengluten
Aufgesogen, strömt hier aus -
In den Wolken, auf den Fluten,
In dies weite Grün hinaus!

Und inmitten all' des Webens
Trag' ich stumm die heiße Last,
Die du, Sonne meines Lebens,
In dies Herz ergossen hast! 

- Karl Stieler 1884-1845, deutscher Dichter -



Es liegt der heisse Sommer

Es liegt der heisse Sommer
Auf deinen Wängelein;
Es liegt der Winter, der kalte,
In deinem Herzchen klein.

Das wird sich bei dir ändern,
Du Vielgeliebte mein!
Der Winter wird auf den Wangen,
Der Sommer im Herzen sein.

- Heinrich Heine 1797-1856, deutscher Dichter -



Sommer

Mein Herz steht bis zum Hals im gelben Erntelicht
wie unter Sommerhimmeln schnittbereites Land.
Bald läutet durch die Ebenen Sichelsang:
mein Blut lauscht tief mit Glück gesättigt in den Mittagsbrand.
Kornkammern meines Lebens, lang verödet, 
alle eure Tore sollen nun wie Schleusenflügel offen stehn,
über euren Grund wird wie Meer die goldne Glut der Garben gehn.

- Ernst Stadler 1883-1914, elsässischer Lyriker -




Aussicht

Komm zum Garten denn, Du Holde!
In den warmen, schönen Tagen
Sollst Du Blumenkränze tragen,
Und vom kühl krystall'nen Golde
Mit den frischen, roten Lippen,
Eh' ich trinke, lächelnd nippen.

Ohne Mass dann, ohne Richter,
Küssend, trinkend singt der Dichter
Lieder, die von selbst entschweben:
Wunderschön ist doch das Leben!

- Joseph Freiherr von Eichendorff 1788-1857, deutscher Lyriker)

 

 

Sommertraum

Nur zwei drei Wölklein stehen
Am hohen Himmelszelt.
Sie weisen in die Ferne,
In die weite Welt.

Die Sehnsucht geht und wandert
Und träumt sich mit dir in die Nacht.
Der Sommertraum verwandelt
Und hält dich lange wach.

(© Monika Minder)


 


Mehr Sommergedichte


Hitzetag

Verschlafen lauern auf nackten Feldern die Katzen
Nur ein heisser Wind 
atmet durch die einsamen Gassen.
Schleichend zieht sich die Mittagshitze hin.

Die Kirchturmuhr schlägt ihre Runden
Dann wieder Stille und Leere
Gesunden heisst gedulden
Wie wenn Leben einfach wäre.

(© Monika Minder)




Ich lieg im Gras

Ich lieg im Gras
Und träum mir was.
Mein Herz wird sanft entführt.
Der Sommer scheint gerührt.

Es riecht nach bunten Blumen,
Nach Mohn so rot und schön.
Man könnte immer ruhen
Wer weiss, was Herzen alles sehen!

(© Monika Minder)




Elendiglich lange Tage

Elendiglich lang sind die Tage
sommerlang
ohne Grenzen
mit duftendem Gras
weichen Abenden
zerschmelzend
in einer müden Hand,
die noch Sehnsucht hat.

(© Monika Minder)




Sommerfieber

Es raschelt in den Büschen
Von Süden zieht ein Wetter auf
Aus einem offenen Fenster wehen Wünsche
Die Bauern eilen mit dem Heu nach Haus.

Der grosse Sommer lag im Fieber
Die Seele hat sich wund geküsst
Der erste Donner neigt sich nieder
Wie wenn er nichts von deinen Sinnen wüsst.

(© Monika Minder)




Laue Nächte

Die lauen Nächte küssen dich
Streicheln zärtlich dein Gesicht.
Die Hitze lässt den Geist weit träumen,
Einen Sommer lang will er dir Blumen streuen.

(© Monika Minder)




Schatten

Verweilen unter Bäumen
Im gefleckten Schatten
Zeit versäumen
Ermatten
Lauer Wind kommt durchs Haar gestrichen
Die Hitze ist gewichen.

Wir trinken ein Glas Wein
Schneiden Wurst und Brot
Geniessen das Sein
Und warten auf das Himmelrot.
Bald ist August
Die Grillen zirpen
Die Nächte sprechen von Lust
Und roten Lippen.

Noch einmal träumen
Im Rausch deiner Liebe
Unter schattigen Bäumen
Das Blau des Himmels versäumen.

(© Monika Minder)





Sommergedichte für Kinder


Sommertag

Plantschen, baden, spielen,
Der Sommer ist den Kindern lieb.
Im Schatten liegen
Die Katzen und der alte Schmied.

(© Monika Minder)




Ein Tag im August

Es summen die Bienchen weit und breit
Der rote Mohn lacht übers Feld.

Kinder baden, jubeln laut
Plantschen bis sie Gänsehaut.

Es schnurren die Katzen in einem Schatten
Beobachten mit Schlitzaugen das Geschnatter.

Dort fällt ein Eis zu Boden
Und hier kommt ein Würstchen aus dem Ofen.

Bald spannt der Himmel wieder seine Sterne aus
Ein heisser Tag geht friedlich aus.

(© Monika Minder)




Ein kleiner Schmetterling

Ein kleiner Schmetterling, er fliegt
In die blaue Sommerluft
Und jedes Bienchen sich verliert
Im süssen Blütenduft.

(© Monika Minder)




Der Juni- und der Maikäfer

Im Juni kommt der Maikäfer
Und sagt, dass er gern Frau Juni träfe.
Er möchte mit ihr spazieren gehen,
Und wenn sie wolle, sie wiedersehen.
Auch küssen täte er sie gerne
Ui, dann holte er ihr vom Himmel die schönsten Sterne.

(© Monika Minder)




Der schöne Junitag

Der schöne Junitag tut gut,
Kinder singen Reime
Und der Sommer rauscht ins Blut,
So mancher wird sich freuen.

(© Monika Minder)





Sommergedichte Liebesgedichte


Warum

Warum, wenn mir's am Tag gelang,
Mit dir, mein Lieb, zu kosen,
Träum' ich oft ganze Nächte lang
Von nichts als wilden Rosen?
Und - blick' ich wilde Rosen an,
Wo ich am Tage gehe,
Wie kommt es, Mädchen, dass ich dann
Dich nachts im Traume sehe?

(Maximilian Bern 1849-1923, deutscher Schriftsteller)




Nun legt die scheidende Sommernacht

Nun legt die scheidende Sommernacht
Tauperlen Dir zu Füssen,
Mit tausend Rosenaugen erwacht
Der Tag um Dich zu grüssen.

Nun such' ich ein Lied vom Lenz beschwingt
O Holde zu Deinem Preise,
Doch siehe durch all meine Seele klingt
Die alte, die ewige Weise:

Du wandelst im Grün, so segn' ich das Thal,
Das schimmernd Dich umkränzet,
Du wandelst im Licht, so segn' ich den Strahl,
Der Dir zu Häupten erglänzet.

Mein Lied hat einen Klang nur und Hauch,
Den einen: der Himmel behüte
Den Tau des Morgens, die Rosen am Strauch,
Und Dich, Du duftige Blüte!

(Adolf Stern 1835-1907, deutscher Literaturhistoriker, Dichter)




Willst du selbst den Rausch der Sommernächte

Willst du selbst den Rausch der Sommernächte
überrauschen noch mit deinem Blühen?
willst du alle Glut der Sonnenmächte
überglühen noch mit deinem Glühen?

Ach, du tatest es! Und wardst allmächtig.
Deines Dichters Schicksal streng gebietend,
teilst du Tag und Nacht ihm aus bedächtig,
Glut und Tau verzehrend und befriedend;

teilst ihm seligen Atem Qual und Beben,
Kuss und Blick im Wandel deines Tanzes,
Ferngenügen, durstiges Erstreben
und die Sehnsucht nach dem All des Glanzes;

lässt dich endlich, glutgewaltige Sonne,
lächelnd von ihm in die Arme schliessen -
Und die Allmacht in gelöster Wonne
darf der Liebe Seligkeit geniessen.

(Rudolf G. Binding 1867-1938, deutscher Schriftsteller)




Die Schlafende

Ich sah sie schlummern am grünen Baum,
Auf weichen Rasen dahingedrückt;
Es hatte blühend ein heller Traum
Die Wangen ihr geschmückt.

Ein weisses Sommergewölk umzieht
Den blauen Himmel nur leicht und fein;
So schloss ihr liebliches Augenlied
Die blauen Augen ein.

Die Lüfte flatterten ab und auf
Und röter färbte sich ihr Gesicht:
Da schlug sie plötzlich die Augen auf!
Willkommen Sonnenlicht!

(Christoph August Tiedke 1752-1841, deutscher Dichter)




Klassische und bekannte Sommergedichte



Schwüle

Trüb verglomm der schwüle Sommertag,
Dumpf und traurig tönt mein Ruderschlag -
Sterne, Sterne - Abend ist es ja -
Sterne, warum seid ihr noch nicht da?

Bleich das Leben! Bleich der Felsenhang!
Schilf, was flüsterst du so frech und bang?
Fern der Himmel und die Tiefe nah -
Sterne, warum seid ihr noch nicht da?

Eine liebe, liebe Stimme ruft
Mich beständig aus der Wassergruft -
Weg, Gespenst, das oft ich winken sah!
Sterne, Sterne, seid ihr nicht mehr da?

Endlich, endlich durch das Dunkel bricht -
Es war Zeit! - ein schwaches Flimmerlicht -
Denn ich wusste nicht wie mir geschah.
Sterne, Sterne, bleibt mir immer nah!

(Conrad Ferdinand Meyer 1825-1898, schweizer Dichter)




Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
So weit im Leben, ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heissen Tag,
Nur leise strich ein weisser Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.

(Friedrich Hebbel 1813-1863, deutscher Dramatiker und Lyriker)




Juli

Klingt im Wald ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
Seine Ähren senkt das Korn,
Rote Beere schwillt am Dorn,
Schwer von Segen ist die Flur -
Junge Frau, was sinnst du nur?

(Theodor Storm 1817-1888, deutscher Schriftsteller und Lyriker)




Schwüle

Kein Ruf kann die Erde wecken,
Sie schläft im Totenreiche,
Sie schläft unter goldenen Decken
Wie eine Königsleiche.

Im Wald die Gräser und Farren
Beben in letzter Pein,
Sie müssen im Lichte erstarren,
Sie tranken vom Todeswein.

In tausend Sonnenflüssen
Ergoss der Himmel Verderben,
Von tausend Sonnenküssen
Ein grosses Welken und Sterben.

Im Gold verschmachten die Felder,
Im Gold verzehrt sich die Luft ...
Und durch die träumenden Wälder
Ein schwerer Verwesungsduft.

(Hedwig Dransfeld 1871-1925, deutsche Dichterin)




Sommerglück

Blütenschwere Tage
In Düften und Gluten rings,
Mein Herz tanzt wie auf Flügeln
Eines trunkenen Schmetterlings.

Die Rosen über den Mauern,
Der Birnbaum darüber her,
Alles so reich und schwer
In sehnenden Sommerschauern.

Das juligelbe Land
Mit dem träumenden Wälderschweigen
Fern am duftigen Rand,
Darüber die Wolken steigen –

O, wie sag ich nur,
Was alles mein Wünschen ins Weite führt!
Mich hat des Glücks eine leuchtende Spur
Mit zitternder Schwinge berührt.

(Gustav Falke 1853-1916, deutscher Schriftsteller)




Am Abend schweigt die Klage

Am Abend schweigt die Klage 
Des Kuckucks im Wald. 
Tiefer neigt sich das Korn, 
Der rote Mohn. 
Schwarzes Gewitter droht 
Über dem Hügel. 
Das alte Lied der Grille 
Erstirbt im Feld. 
Nimmer regt sich das Laub 
Der Kastanie. levrai.de 
Auf der Wendeltreppe 
Rauscht dein Kleid. 
Stille leuchtet die Kerze 
Im dunklen Zimmer; 
Eine silberne Hand 
Löschte sie aus; 
Windstille, sternlose Nacht.

(Georg Trakl 1887-1914, österreichischer Dichter)




Gefunden

Laue Sommernacht; am Himmel
Stand kein Stern; im weiten Walde
Suchten wir uns tief im Dunkel,
Und wir fanden uns.

Fanden uns im weiten Walde
In der Nacht, der sternenlosen,
Hielten staunend uns im Arme
In der dunklen Nacht.

War nicht unser ganzes Leben
So ein Tappen, so ein Suchen?
Da: In seine Finsternisse,
Liebe, fiel Dein Licht.

(Otto Julius Bierbaum 1865-1910, deutscher Schriftsteller)





Picknick vom Apfelbaum

Das schöne grosse Taggestirne
Vollendet seinen Lauf;
Komm wisch den Schweiss mir von der Stirne,
Lieb Weib, und dann tisch auf!

Kannst hier nur auf der Erde decken,
Hier unterm Apfelbaum;
Da pflegt es abends gut zu schmecken,
Und ist am besten Raum.

Und rufe flugs die kleinen Gäste,
Denn hör, mich hungert's sehr;
Bring auch den kleinsten aus dem Neste,
Wenn er schläft, mit her.

Dem König bringt man viel zu Tische;
Er, wie die Rede geht,
Hat alle Tage Fleisch und Fische
Und Panzen und Pastet;
Und ist ein eigner Mann erlesen,
Von andrer Arbeit frei,
Der ordert ihm sein Tafelwesen
Und präsidiert dabei.

Gott lass ihm alles wohl gedeihen!
Er hat auch viel zu tun,
Und muss sich Tag und Nacht kasteien,
Dass wir in Frieden ruhn.

Und haben wir nicht Herrenfutter;
So haben wir doch Brot,
Und schöne, frische, reine Butter,
Und Milch, was denn für Not?

Das ist genug für Bauersleute,
Wir danken Gott dafür,
Und halten offne Tafel heute
Vor allen Sternen hier.

Es präsidiert bei unserm Mahle
Der Mond, so silberrein!
Und kuckt von oben in die Schale
Und tut den Segen h'nein.

Nun Kinder esset, esst mit Freuden,
Und Gott gesegnet es euch!
Sieh, Mond! ich bin wohl zu beneiden,
Bin glücklich und bin reich!

(Matthias Claudius 1740-1815, deutscher Dichter, Lyriker)

 

Was wir haben

Was wir haben, wollen wir nicht teilen,
was wir teilen können, brauchen wir nicht.
Was wir sind, wollen wir nicht bleiben,
wo wir hinwollen, kommen wir nie an.
Was wir suchen, wollen wir nicht finden,
was wir finden können, suchen wir nicht.
Was wir sind, wollen wir nicht schätzen,
was wir leben, wollen wir nicht sterben.

(© Monika Minder)

Nach einer Idee von Thomas Brasch;
"Was ich habe, will ich nicht verlieren"




Sie liebten sich so zärtlich

Sie liebten sich so zärtlich
Wohl manches liebe Jahr;
Sie litten füreinander
Und seufzten immerdar -
Doch mieden sie sich wie Feinde,
An jedem dritten Orte
Kalt waren ihre Mienen,
Kurz waren ihre Worte.
Sie mieden sich und litten
In stolzem Schweigen - kaum
Dass Einem das Bild des Andern
Einmal erschien im Traum.
Da kam der Tod - sie mussten
Sich auch im Tode trennen,
Und konnten in jener Welt
Sich gar nicht wiedererkennen. 

(Michail Lermontow 1814-1841, russischer Dichter)

In der Übersetzung von Friedrich Bodenstedt




Liebe Mutter

So gerne möchte ich dir Liebes schenken
Und schöne frohe Tage.
Deine Liebe, deine treue Weise
Sie hat so vieles still getragen.

Einen Himmel voller Sonnenschein
Soll dir im Herzen leuchten
Wie mein Glück dein Kind zu sein -
Nichts Schöneres konntest du mir schenken.

(© Monika Minder)


 



Lob den Frauen

Durch Lächeln und durch Winken, 
in Furcht und Scham zurück
Gewandt das holde Antlitz,
mit schlauem Seitenblick,
Mit Worten vielfach tändelnd, 
halb Zorn, halb Liebes-Scherz -
So fesseln ja die Frauen,
die holden, unser Herz.

Das Winken ihres Auges,
geziert mit hoher Brau',
Der Liebesschmerz, das Lächeln
auf schöner Wangen Au',
Der stolze Schritt des Ganges,
die Ruhe hoch und hehr,
Das ist der Frauen Zierde,
das ist der Frauen Wehr.

Empor die sanften Blicke
und erdenwärts gesenkt,
Vor Scham und Furcht sich schliessend,
von Lieb' und Lust gelenkt.
Und nun das holde Antlitz
mit Augen schnell und klar,
Wie um den Lotos surrend
der Bienen muntre Schaar.

Das Antlitz mondscheinglänzend,
im Blicke süssen Harm,
Das Gold hell überstrahlend
ihr Haar wie Bienenschwarm.
Im Antlitz dieses Lächeln,
das Auge, schnell und klar,
Der Schmuck der süssen Worte
so lieblich und so wahr.

Im Gang gleich schlanken Zweigen,
o gibt es Schön'res, sagt!
Als eine Jungfrau-Blume,
die aus der Knospe ragt?
Wen lieb' ich gleich den Holden 
mit dem Gazellenaug',
Was mehr als ihre Stimme,
als ihres Mundes Hauch,

Als ihre süssen Lippen,
als ihres Körpers Pracht,
Was übt wohl grössern Zauber,
als kräft'ger Jugend Macht?
Am Fuss, am Arm, am Gürtel
klingt Silberglockenklang
Ihr, die die stolzen Schwäne
besiegt durch ihren Gang.

Mit ihren Augen schüchtern
und der Gazelle gleich,
Erobert sie durch Blicke
nicht jedes Herzens Reich?
Ihr schlanker Leib, der holde,
am Sandelstaub sich lezt,
Die Perlenkränze zittern
am Busen, goldbesetzt.

Der Lotosfuss gleich Schwänen
vom Ringen hell erklingt,
Ist Einer auf der Erde,
den diese nicht bezwingt?
Wie töricht sind die Dichter,
die Jungfrau'n "schwach" genannt -
Sind nicht durch ihre Winke,
durch ihre Lieb' gebannt.

(Bhartrihari 6.- 7. Jh., indischer Lyriker)

übersetzt von Anton Eduard Wollheim da Fonseca 1810-1884




Weitere schöne Gedichte


Mehr Zeit für Träume

Ich weiss, es gibt sehr schlimme Tage,
an diesen stellt das Leben seine Fragen.
Sie möchten dir vor allem eines sagen:
Nimm dir mehr Zeit für dich und deine Träume,
für Wünsche und für Lebensräume.

(© Monika Minder)




Lebewohl

Es trennen Feld und Berg und Bäche
Mich bald von Dir, wenn ich nun fort,
Ob ich zu Dir auch zärtlich spreche,
Du sagst zur Antwort mir kein Wort.
Du selbst mir, wenn der Abend dunkelt,
Wo sonst mich Deine Näh entzückt'!
Und ach, wenn früh der Morgen funkelt -
Wo bleibt Dein Gruss, der mich beglückt'?

Sag' nicht, ich könne Dich vergessen,
Das Wort - Du glaubst es selber nicht!
Wohl tausendmal hast Du ermessen,
Was mich durchdringt, was aus mir spricht.
Tand liess ich, Leichtsinn, Lust der Sinne,
Seit Du zogst in mein Herz hinein:
Mir lebt die Welt in unsrer Minne,
Sie ist mir bloss Dein Wiederschein!

Dein Bild scheint mir, wo Sonnen lohen,
Dein Wort des Baches Murmeln sacht,
Am Firmament, dem hehren, hohen,
Deut'st Du mir Rätsel in der Nacht.
Was Erd' und Himmel nur zu eigen
An Herrlichem, ich seh's in Dir,
Dein Aug' glänzt mir wie Sternenreigen,
Gleich Lilien scheint Dein Busen mir!

Und trennt uns auch des Raumes Weite,
Wir bleiben uns doch ewig nah,
Du sitzt zwar nicht an meiner Seite,
Doch in ihr bist Du ewig da.
Ja, in der Linken, dort erglühet
Ein Herz und in ihm wohnest Du:
Wo solches hehre Glück erblühet,
Schliesst man das Tor den Andern zu.

Wie dringen Deine edlen, bleichen,
Geliebten Züge in mein Herz!
Die Lust muss Himmelsfreuden gleichen,
Doch - irdisch ist der Trennung Schmerz!
In meinem Ohr erklingt's von süssen
Gesängen, die Dein Odem haucht,
Noch einmal lass mich jetzt Dich küssen:
Ein Kuss in Weh und Glut getaucht!

Leb' wohl! Bleib' treu! Wie jäh Verderben
Packt's mich, dass Du nicht ewig treu!
Bleib' treu! Die Stunde müsst' ich sterben,
Wo andre Lieb' Du fühltest neu!
Du Morgenstern in meinem Leben,
Mein bessres Ich, mein süss Idol,
Du höchstes Ziel für heisses Streben!
Geliebtes Weib, leb' wohl, leb' wohl!

(Esaias Tegner 1782-1846, schwedischer Lyriker)

In der Übersetzung von Edmund Lobedanz




Tropfen glitzern

Tropfen glitzern durch den Raum
Aprilregen
Morgentau
Lauer Wind kommt dir entgegen.

Das Wetter macht ihm alle Ehre
Mal Sonne, mal Wind
Und dann wieder Regen.
In einer Pfütze spielt ein Kind.

Ein leichtes Lächeln stimmt dich heiter
Noch wühlt Sturm in deinem Herzen
Du schreitest langsam weiter
Frühling geht nicht ohne Schmerzen.

(© Monika Minder)




Manchmal

Manchmal 
Verabrede ich mich mit einem Lied
Und spiele mit der Zukunft.
Ich lebe Abschied
Und schmück' mich mit Vernunft,
Denn keine Zeit währt ewig
Keine Blume, die nicht verblüht,
Und wenn der Anfang
Vom neuen Morgen
Mir um die Seele weht,
Dann weiss ich, dass ein Zauber
In jedem Schicksal steht.

(© Monika Minder)


 


Das Ende eines Sommertags

Weisse Birkenstämme
Langes Gras
Wiegend in der Dämmerung
Das Ende eines Sommertags.

Das Tischchen mit dem Wein
Süsse Silben
Einen Hauch lang nicht allein
Die Nacht zum Träumen milde.

(© Monika Minder)




Ein Morgen

Ein erster Blick durchs Fenster am Morgen
Müde noch sind die Gesichter
Weit weg die Sorgen
Kinder hüpfen und kichern
Von irgendwoher klappert Geschirr
Lebendigkeit dringt in meine Seele
Ich nehme die Zeitung, den Kaffee
Bequeme Schuhe
Schreiben, arbeiten, verstehen
Freundlich sein und wieder gehen.
Was will man mehr?

(© Monika Minder)




Erster Schnee

Flocken, weisser Schnee,
den ich von oben herunterfallen seh.
Leise, sanft wie Watte
verteilt er sich auf grünen Matten.
Ein weisses Kleid, das alles jetzt erfüllt,
der kleinste Ast wird liebevoll verhüllt.

(© Monika Minder)




Kein Blümlein mehr

Kein Blümlein mehr, das uns erfreut,
kein Blättchen, das im Winde weint.
Keine Vögel weit und breit,
die Felder ringsum schon beschneit.

Doch bringt die karge Winterzeit
auch viele schöne Stunden.
Wir denken an die Weihnachtszeit
mit ihren grossen Wundern.

So mag es draussen noch so schneien
wir wärmen uns in Liebe.
Die grossen und die Kleinen
wünschen sich vor allem Frieden.

(© Monika Minder)




Flüchtig ist die Zeit

Flüchtig ist die Zeit
Lass sie bloss nicht fliehen
Lass die Stunden deine sein
Und vom Glück dich ziehen.

Flüchtig sind die Tag
Lass dich bloss nicht stören.
Hör nicht auf mit Werden und mit Fragen
Und mit gut und gerne hinzuhören.

(© Monika Minder)




Weitere schöne Gedichte


Stille Trauer

Das war für mich ein Todestag,
Da du mich hast verlassen,
's ist lange her – schon treibt der Wind
Das Herbstlaub durch die Gassen.

Schon glimmt an deinem Herd so traut
Das stille Winterfeuer,
Doch über meiner Seele liegt
Noch heut' der schwarze Schleier.

Und in verwaisten Nächten oft
Durchrieselt mich ein Schauer, -
Das Trauerjahr ist längst zu End',
Wann endet wohl die Trauer?

(Karl Stieler 1842-1885, deutscher Dichter)




Ruhe

Vom grünen Ufer schau' ich hinunter;
Wie träge schlummert die breite Flut.
Der Wind steht stille, der sonst so munter;
Nur Schweigen ringsum, die Welle ruht.

Gefühllos Alles vor meinen Blicken,
Nichts will sich rühren dort im Geäst.
Die Blätter schlafen und träumen und nicken,
Der Vogel schlummert im kleinen Nest.

O Fluch dem matten, dem trägen Frieden!
So heule, Sturm, doch mit wilder Lust!
Uns sei Orkan nur und Flut beschieden,
Der öden Weite und meiner Brust!

(Theodor Serbanescu 1839-1901, rumänischer Dichter)




Frühlingstrauer

Frühling regt die sonn'gen Schwingen -
Winter bleibt's in meiner Brust!
Ach, in meine Seele dringen
Nicht die Klänge froher Lust!

Stand ein Stern am Himmelsbogen
Ueber meines Hauses Dach.
Doch nun ist er fortgezogen
Und ich seufz' ihm ewig nach.

Meiner Liebe Stern! verglommen
Ist dein stillbeglückend Licht,
Und des Frühlings Blumen frommen
Ohne deinen Glanz mir nicht!

Vöglein in den Blüthenhecken,
Sag', was singst so laut denn du?
Kannst ja doch mein Lieb nicht wecken,
Aus der tiefen Grabesruh'!

Schwing' dich über Thal und Hügel
Hin zu ihrer moos'gen Gruft,
Trag' ihr auf dem weichen Flügel
Meine Klage durch die Luft.

Sag' ihr, dass im weiten Raume
Der erwachten Frühlingswelt
Meines Lebens jungem Baume
Bald das letzte Blatt entfällt.

(Johann August Mettlerkamp 1810-1859, deutscher Dichter)




Zwei unbekannte Gedichte aus dem 19./20. Jh.


Frühlingsstimmung

Wenn Frühlingswärme mit dem linden Weste,
Der kosend um erwachte Knospen webt,
Die Brust der jungen Erde schwellend hebt,
Verschwenderisch, als reichbeschenkte Gäste,
Lädt sie uns ein zu ihrem Liebesfeste.

Und gläubig öffnet sich, an Hoffnung reich,
Die Seele, dem erblühten Baume gleich,
Der rosig streckt zum Himmel seine Äste.

Dir gilt mein Liebesfest! Du bist die Sonne,
Ein Baum bin ich, der ganz in Knospen glüht
Und überschwillt in des Erblühens Wonne,
Um in der Liebe Licht sich einzutauchen,
Das lebensspendend dir im Auge sprüht,
Wenn Deine Lippen Frühlingswärme hauchen.

(Rosa Mayreder 1858-1938, österreichische Schriftstellerin)




Das einzige Lied

Es rauscht ein Lied so hoch empor,
Hinauf zu allen Sternen,
Klingt über Alpengletscher hin,
In alle Weltenfernen.

Es tönt so wunderbar und süss,
Hallt in den Bergen wieder,
Dringt bis zum weiten Meer hinaus,
Es ist das Lied der Lieder.

Ich möcht' es singen jeden Tag
In hundertfält'ger Weise,
Bald stürmisch, klagend, bittend heiss,
Dann wieder leis, ganz leise.

Es sangen's Viele wohl vor mir
Im ewig-neuen Triebe,
Das Hohelied voll Leid und Lust,
Das Lied von Lenz und Liebe!

(Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem 1854-1941, deutsche Schriftstellerin)




Einige Gedichte von bekannten Klassikern



Die Rose, die Lilje, die Taube, die Sonne

Die Rose, die Lilje, die Taube, die Sonne, 
Die liebt ich einst alle in Liebeswonne. 
Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine 
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Bronne, 
Ist Rose und Lilje und Taube und Sonne.

(Heinrich Heine 1797-1856, deutscher Dichter, Schriftsteller)




An der Brücke stand

An der Brücke stand
jüngst ich in brauner Nacht.
Fernher kam Gesang:
goldener Tropfen quoll's
über die zitternde Fläche weg.
Gondeln, Lichter, Musik -
trunken schwamm's in die Dämmerung hinaus ...

Meine Seele, ein Saitenspiel,
sang sich, unsichtbar berührt,
heimlich ein Gondellied dazu,
zitternd vor bunter Seligkeit.
- Hörte Jemand ihr zu? ...

(Friedrich Nietzsche 1844-1900, deutscher Dichter und Philosoph)




Worte sind der Seele Bild

Worte sind der Seele Bild -
Nicht ein Bild! Sie sind ein Schatten!
Sagen herbe, deuten mild,
Was wir haben, was wir hatten. -
Was wir hatten, wo ist's hin?
Und was ists denn, was wir haben? -
Nun, wir sprechen! Rasch im Fliehn
Haschen wir des Lebens Gaben.

(Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832, deutscher Dichter)




Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
Gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
Dränge sie zur Vollendung hin und jage
Die letzte Süsse in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
Und wird in den Alleen hin und her
Unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

(Rainer Maria Rilke 1875-1926, deutscher Lyriker)




Naturszene

Das Wasser rinnt vom Felsgestein
Und furcht die moosge Bank,
Die Gräser, hellgrün, schmal und klein,
Sie stehn umher und saugens ein,
Gesättigt ohne Dank.
Und an die Blumen unterm Grün,
Wie Bürgerstöchter stolz,
In blau und rot und goldner Tracht,
Hat sich der Schmetterling gemacht;
Der saugt und küsst und schaukelt sich,
Und fliegt zuletzt davon,
So achtlos, dass am nächsten Tag
Er kaum noch mehr erkennen mag,
Wo er genossen schon.
Und drüber rauscht der Baum, als ob
Nichts unter ihm geschäh,
Nach rückwärts strebt der Fels empor,
Schaut gradaus in die Höh.
Die Wolken aber allzuhöchst
Ziehn hin mit Sturmsgewalt,
Sie weilen nicht, sie säumen nicht,
Rasch wechselnd die Gestalt.
Und durch das All voll Eigensucht
Geh ich mit finstrer Brust,
Vor dem genossner Treu und Lieb
Halb wie im Traum bewusst.

(Franz Grillparzer 1791-1872, österreichischer Schriftsteller)




Die Spätrose

Blühst du jetzt erst holde Rose,
deine Zeit, Kind, ist dahin,
Hörst du nicht des Sturms Getose,
siehst du nicht die Vögel ziehn,
Siehst du nicht die kahlen Gänge,
von dem Winter abgestreift,
sterbend schläft der Schwestern Menge,
und nichts blühet mehr und reift.

Und du treibst noch frische Blüten,
trotzest der allmächtgen Zeit,
Kämpfest mit des Winters Wüten,
ach, zu ungleich ist der Streit.
Rastlos geht der Drang der Zeiten,
wer entgegensteht, wird Staub,
über seine Asche schreiten
fühllos sie zu neuem Raub.

Als noch aus azurnen Lüften
Phöbus seine Strahlen schoss,
als, umweht von süssen Düften,
sich der Lilie Kelch entschloss.

(Franz Grillparzer 1791-1872, österreichischer Schriftsteller)




Juli

Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
Seine Ähren senkt das Korn,
Rote Beere schwillt am Dorn,
Schwer von Segen ist die Flur -
Junge Frau, was sinnst du nur?

(Theodor Storm 1817-1888, deutscher Schriftsteller, Lyriker)

 

Was wär ich ohne dich gewesen

Was wär ich ohne dich gewesen?
Was würd' ich ohne dich nicht sein?
Zu Furcht und Ängsten auserlesen,
Ständ' ich in weiter Welt allein.
Nichts wüsst' ich sicher, was ich liebte,
Die Zukunft wär ein dunkler Schlund;
Und wenn mein Herz sich tief betrübe,
Wem tät' ich meine Sorge kund?

Einsam verzehrt von Lieb' und Sehnen,
Erschien' mir nächtlich jeder Tag;
Ich folgte nur mit heissen Tränen
Dem wilden Lauf des Lebens nach.
Ich fände Unruh im Getümmel,
Und hoffnungslosen Gram zu Haus.
Wer hielte ohne Freund im Himmel,
Wer hielte da auf Erden aus?

Hat Christus sich mir kund gegeben,
Und bin ich seiner erst gewiss,
Wie schnell verzehrt ein lichtes Leben
Die bodenlose Finsternis.
Mit ihm bin ich erst Mensch geworden;
Das Schicksal wird verklärt durch ihn,
Und Indien muss selbst in Norden
Um den Geliebten fröhlich blühn.

Das Leben wird zur Liebesstunde,
Die ganze Welt sprüht Lieb' und Lust.
Ein heilend Kraut wächst jeder Wunde,
Und frei und voll klopft jede Brust.
Für alle seine tausend Gaben
Bleib' ich sein demutvolles Kind,
Gewiss ihn unter uns zu haben,
Wenn zwei auch nur versammelt sind.

O! geht hinaus auf allen Wegen,
Und holt die Irrenden herein,
Streckt jedem eure Hand entgegen,
Und ladet froh sie zu uns ein.
Der Himmel ist bei uns auf Erden,
Im Glauben schauen wir ihn an;
Die Eines Glaubens mit uns werden,
Auchdenen ist er aufgetan.

Ein alter, schwerer Wahn von Sünde
War fest an unser Herz gebannt;
Wir irrten in der Nacht wie Blinde,
Von Reu und Lust zugleich entbrannt.
Ein jedes Werk schien uns Verbrechen,
Der Mensch ein Götterfeind zu sein,
Und schien der Himmel uns zu sprechen,
So sprach er nur von Tod und Pein.

Das Herz, des Lebens reiche Quelle,
Ein böses Wesen wohnte drin;
Und wards in unserm Geiste helle,
So war nur Unruh der Gewinn.
Ein eisern Band hielt an der Erde
De bebenden Gefangenen fest;
Frucht vor des Todes Richterschwerte
Verschlang der Hoffnung Überrest.

Da kam ein Heiland, ein Befreier,
Ein Menschensohn, voll Lieb' und Macht
Und hat ein allbelebend Feuer
In unserm Innern angefacht.
Nun sahn wir erst den Himmel offen
Als unser altes Vaterland,
Wir konnten glauben nun und hoffen,
Und fühlten uns mit Gott verwandt.

Seitdem verschwand bei uns die Sünde,
Und fröhlich wurde jeder Schritt;
Man gab zum schönsten Angebinde
Den Kindern diesen Glauben mit;
Durch ihn geheiligt zog das Leben
Vorüber wie ein sel'ger Traum,
Und, ew'ger Lieb' und Lust ergeben,
Bemerkte man den Abschied kaum.

Noch steht in wunderbarem Glanze
Der heilige Geliebte hier,
Gerührt von seinem Dornenkranze
Und seiner Treue weinen wir.
Ein jeder Mensch ist uns willkommen,
Der seine Hand mit uns ergreift,
Und in sein Herz mit aufgenommen
Zur Frucht des Paradieses reift.

(Novalis 1772-1801, deutscher Schriftsteller)

 

 

Wo bleibst du Trost der ganzen Welt

Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?
Herberg' ist dir schon längst bestellt.
Verlangend sieht ein jedes dich,
Und öffnet deinem Segen sich.

Geuß, Vater, ihn gewaltig aus,
Gieb ihn aus deinem Arm heraus:
Nur Unschuld, Lieb' und süße Schaam
Hielt ihn, daß er nicht längst schon kam.

Treib ihn von dir in unsern Arm,
Daß er von deinem Hauch noch warm;
In schweren Wolken sammle ihn
Und laß ihn so hernieder ziehn.

In kühlen Strömen send' ihn her,
In Feuerflammen lodre er,
In Luft und Oel, in Klang und Thau
Durchdring' er unsrer Erde Bau.

So wird der heil'ge Kampf gekämpft,
So wird der Hölle Grimm gedämpft,
Und ewig blühend geht allhier
Das alte Paradies herfür.

Die Erde regt sich, grünt und lebt,
Des Geistes voll ein jedes strebt
Den Heiland lieblich zu empfahn
Und beut die vollen Brüst' ihm an.

Der Winter weicht, ein neues Jahr
Steht an der Krippe Hochaltar.
Es ist das erste Jahr der Welt.
Die sich dies Kind erst selbst bestellt.

Die Augen sehn den Heiland wohl,
Und doch sind sie des Heilands voll,
Von Blumen wird sein Haupt geschmückt,
Aus denen er selbst holdselig blickt.

Er ist der Stern, er ist die Sonn',
Er ist des ewgen Lebens Bronn,
Aus Kraut und Stein und Meer und Licht
Schimmert sein kindlich Angesicht.

In allen Dingen sein kindlich Thun.
Seine heiße Liebe wird nimmer ruhn,
Er schmiegt sich seiner unbewußt
Unendlich fest an jede Brust.

Ein Gott für uns, ein Kind für sich
Liebt er uns all' herzinniglich,
Wird unsre Speis' und unser Trank,
Treusinn ist ihm der liebste Dank.

Das Elend wächst je mehr und mehr,
Ein düstrer Gram bedrückt uns sehr,
Laß, Vater, den Geliebten gehn,
Mit uns wirst du ihn wieder sehn.

(Novalis 1772-1801, deutscher Schriftsteller)

 

Ein Wiesel sass auf dem Kiesel

Ein Wiesel sass auf einem Kiesel
Inmitten Bachgeriesel.
Wisst ihr weshalb?
Das Mondkalb verriet es mir im stillen:
Das raffinierte Tier
tat's um des Reimes willen.

(Christian Morgenstern 1871-1914, deutscher Dichter und Schriftsteller)




Ein Federchen flog durch das Land

Ein Federchen flog durch das Land;
Ein Nilpferd schlummerte im Sand
Die Feder sprach: "Ich will es wecken!"
Sie liebte, andere zu necken.
Aufs Nilpferd setzte sich die Feder
Und streichelte sein dickes Leder.
Das Nilpferd sperrte auf den Rachen
Und musste ungeheuer lachen.

(Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller und Kabarettist)




Frage

Kann das Kindchen noch nicht gehn?
Hör' ich öfters fragen,
Kann doch schon alleine stehn,
"Lieber Vater" sagen!
Doch die Mutter liest entzückt
In des Kindes Sternen,
Ist im Vorgefühl beglückt,
Dass es gehn wird lernen.

So hab' ich gefragt mein Herz:
Kannst denn noch nicht tragen
Deinen auferlegten Schmerz?
Kannst doch "Vater" sagen!
Schaue nur mit hellem Blick
Zu den ew'gen Sternen,
Und du wirst dein herb' Geschick
Lächelnd tragen lernen.

(Johanna Ambrosius 1854-1939, deutsche Schriftstellerin)




Kindergedichte von Paula Dehmel


Wittewoll schlafen

Auf der Leine, auf grünem Platz,
hängen sieben Leibchen und ein Latz.
In der Ecke, wo's Spinnchen spinnt,
liegt mit grossen Augen mein Kind -
Wittevoll schlafen?

Henne macht sich ein Bett im Sand,
Fliege träumt an der Mauerwand,
Schmetterling sitzt in der Mittagsruh,
schaukelt die Flügel auf und zu -
Wittevoll schlafen?

Suselesu, der Sonnenwind
bläst in die Augen dem müden Kind;
es will noch blinzeln - Spinnchen hält 
den bunten Schleier vor die Welt -
- Wittevoll - schlafen? -

(Paula Dehmel 1862-1918, deutsche Schriftstellerin)




Seereise

Pitsch - Patsch - Badefass,
Rumpumpel plantscht die Stube nass;
Ist ein junger Wasserheld,
segelt durch die ganze Welt
Im Wipp - im Wapp - im Schaukelkahn
über den grossen Ozean!
Stehn alle Wilden still
und schrein: was bloss Rumpumpel will?
So splitternackt und pitschenass,
in seinem kleinen Schaukelfass?
Schnell das Badelaken!

(Paula Dehmel 1862-1918, deutsche Schriftstellerin)




Mein Wagen

Mein Wagen hat vier Räder,
vier Räder hat mein Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
das wollt ich euch bloß sagen.

Mein Wagen hat 'ne Deichsel,
'ne Deichsel hat mein Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
das wollt ich euch bloß sagen.

Mein Wagen hat ein Pferdchen,
ein Pferdchen hat mein Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
das wollt ich euch bloß sagen.

Mein Wagen fahrt nach Potsdam,
nach Potsdam fährt mein Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
das wollt ich euch bloß sagen.

Und wer mit mir nach Potsdam will,
in meinem neuen Wagen,
rolle, rolle, rummerjan,
der braucht es bloß zu sagen

(Paula Dehmel 1862-1918, deutsche Schriftstellerin;
aus: das liebe Nest)




Kinderland, du Zauberland

Kinderland, du Zauberland,
Haus und Hof und Hecken.
Hinter blauer Wälderwand,
spielt die Welt verstecken.

(Detlev von Liliencron 1844-1909, deutscher Lyriker)




Die sonnige Kinderstrasse

Meine frühe Kindheit hat
Auf sonniger Strasse getollt;
Hat nur ein Steinchen, ein Blatt
Zum Glücklichsein gewollt.
Jahre verschwelgten. Ich suche matt
Jene sonnige Strasse heut,
Wieder zu lernen, wie man am Blatt,
Wie man am Steinchen sich freut.

(Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller)

 

Kindergedichte

 

 

Ich bin der Summ-summ-Rumpelmann

Ich bin der Summ-summ-Rumpelmann,
Ich summe so oft, so oft ich kann,
Ich summe dir den Frühling herbei,
Mit Summ-summ-summ-summ-rumpeldei.

- © Monika Minder –

 

Ein Wünschlein

Es kommt ganz federweich
Zur Tür herein ein Wünschlein.
Es sagt: ich wünsche Glück sogleich
Und trinke gern ein Pünschlein.

- © Monika Minder –

 

Fröhlich kommt ein neues Jahr

Fröhlich kommt ein neues Jahr,
Sagt uns guten Tag, guten Tag.
Es fragt nicht, wie es war, das letzte Jahr.
Es sagt nur Hallo, ich wünsche einen guten Tag.

- © Monika Minder –

 

Der letzte Tanz

Bunte Blätter machen ihren letzten Tanz,
Ein kalter Wind heult um die Ecken.
Der Herbst ist bald vorbei mit seinem warmen Glanz,
Und der Weihnachtsmann kommt um die Ecke.

- © Monika Minder –

 

Maya

Die Bienchen sehen alle aus,
als wenn sie Maya hiessen.
Sie summen fleissig um das Haus
und schauen, ob die Blümchen spriessen.

- © Monika Minder –

 

 

Hopp und Hipp

Hopp und Hipp und Hopp
Ein klein Pferdchen läuft Galopp.
Es wirft die strammen Hinterbeine
Und wiehert über alle Haine.

- © Monika Minder -




Lenzsymptome sind erwacht

Jetzt entdeckt die Erde den Himmel wieder
Und säuselt ihm von Lustbarkeiten.
Dieser singt ihr heitre Lieder
Und brummt von Kostbarkeiten.

Lenzsymptome sind erwacht
Natur und Mensch sind in der Brunst.
Sogar die Katze lacht
Und wirbt um ihre Gunst.

- © Monika Minder -




Endlich wacht die Erde gähnend auf

Endlich wacht die Erde gähnend auf
Schneeglöckchen schauen zur Sonne hinauf.
Aus dem Gras, da hüpft ein kleines Häschen
Stubst das Glöckchen mit dem Näschen:
"He, kling doch mal du schönes Glöckelein,
Ich freute mich und würde glücklich sein."

- © Monika Minder -

 

 

Ein Bleistift

Ein Bleistift 
hat sich hübsch gemacht
damit er in deiner Hand
nur schöne Buchstaben macht.

Dieser Bleistift
möchte sich nicht rumtreiben,
sondern bis er kurz und klein ist
mit dir schöne Buchstaben schreiben.

- © Monika Minder -




Alles kann man nicht sagen

Wenn man eine Sternschnuppe sieht,
kann man sich etwas wünschen.
Aber man darf es nicht sagen,
weil es sonst nicht in Erfüllung geht.

Wenn ich mir wünsche, dass du mich
ganz unerwartet
an dich ziehst und mir über die Haare streichst,
kann ich es nicht sagen.

Wenn ich es sagen würde
und du es dann tätest,
wäre es überhaupt nicht,
was ich mir gewünscht habe.

(© Martin Auer 1951)

Die Katze, die Angst hatte auf einen Baum zu gehen

Ich habe einmal eine Katze gesehen,
die hatte Angst auf einen Baum zu gehen.
Eines Tages kam eine Maus,
die Maus hatte Angst vor der Katze
und kletterte auf einen Baum
und dann durch's Fenster direkt ins Haus.

Die Katze rannte hinterher
den Baum hinauf,
sie vergass vor lauter Maus,
dass sie ja Angst hatte auf den Baum zu gehen.

Als sie oben angekommen,
war sie ganz benommen.
Und dann plötzlich, als sie daran dachte,
dass sie Angst hatte auf einen Baum zu gehen,
Plumps! lag sie schon wieder unten im Garten.
Die Maus hatte sie nicht gesehen.

Fazit: Man muss nicht jede Maus kriegen und nicht auf
jeden Baum klettern können.

- © Monika Minder -




Vom Unterschied

Ich habe nicht gesagt
du sollst mich lieben
ich habe nur gefragt
was ist dir lieber.

Ich habe nicht gesagt
du sollst das tun
ich habe nur gefragt
was ist nun?

Ich habe nicht gesagt
du sollst warten
ich habe nur gesagt
ich sei im Garten.

- © Monika Minder -




Dornröschen

Schlaf weiter:

Ich bin kein Prinz,
Ich hab kein Schwert
& keine Zeit
zum Heckenschneiden
Mauerkraxeln
Küsschengeben
& Heiraten ...

Ich muss morgen früh
zur Arbeit gehen
(sonst flieg ich raus)

Ich muss zum Träumen
auf den Sonntag warten
& zum Denken auf den 
Urlaub

Schlaf weiter
& träum die nächsten 100 Jahre
vom Richtigen.

(© Josef Wittmann 1950, deutscher Dichter)





Mondnacht

Er hängt da oben
Gross und dick und fett.
Man könnte meinen,
Er käme nicht vom Fleck.

Lugt durch die schwarzen Zweige
Grossaugig wie die schöne Eule.
Kein Verneigen
Nur die Hunde heulen.

- © Monika Minder –

 

 

Lieber Mond

Lieber Mond, ich möchte gerne klagen,
denn mein Herz, es weint.
Nichts mag ich mehr wagen,
meine Seele schweigt.

Lieber Mond, ich möchte gerne wissen,
warum mein Herz so traurig ist,
und wieso ich so verlassen
und allein in meinem Zimmer sitz.

Lieber Mond, ich möchte gerne lachen,
hüpfen, tanzen, schweben,
fröhliche Sachen machen,
ein bisschen Leben.

Lieber Mond, ich möchte gerne spielen
unter deiner gelben Laterne,
das wäre gar nicht übel,
vielleicht mit ein paar Sternen.

Lieber Mond, ich möchte gerne fliegen,
denn meine Beine sind so schwer.
Am liebsten auf Wolke sieben,
da ist es sicher wunderschön.

- © Monika Minder –

 

 

Er macht uns alle hell

Er macht uns alle hell,
der Mond, der dort oben scheint,
weit weg und doch so grell,
und der so grosse Schatten weint.

- © Monika Minder -




Wenn der Mond mir einen Himmel zeichnet

Jetzt tut der Mond
mir einen Himmel zeichnen,
der einen Sinn gefangen hält.

So sternenklar dein Wort,
das mir mein Herz geweitet,
und sich nun sanft in meine Seele quält.

- © Monika Minder -




Mondnacht

Er hängt da oben
Gross und dick und fett.
Man könnte meinen,
Er käme nicht vom Fleck.

Lugt durch die schwarzen Zweige
Grossaugig wie die schöne Eule.
Kein Verneigen
Nur die Hunde heulen.

- © Monika Minder -




Vollmondklage

Ich wollt, ich wäre stets wie neu
Und könnt' mich wieder freun.
Doch ich sag es ohne scheu
Bei diesem vollen Mond, da könnt' ich schrein.

- © Monika Minder –

 

 

Ich habe eine Tante

Ich habe eine Tante,
die hat einen an der Kante.
Sie heisst Mo-Mo-Mo-kka
und ist noch ziemlich lo-lo-lo-ckar.

Ich habe eine Tante,
das ist eine Verwandte.
Sie macht Mu-Mu-Mu-sik
und ist noch ziemlich chi-chi-chik.

-© Monika Minder -




Gesund

Ich esse einen Apfel und ein Stück Brot.
Der Apfel ist rot, das Brot aus Schrot.
Das ist gesund, das sagt man so,
Und dann kann man auch noch gut aufs Klo.

- © Monika Minder -




Zappelphilipp

Ich bin ein Zappelphilipp
und hample wie ein Hampelmann.
Bin ich mal gar nicht fit,
dann plappere ich wie eine Frau.

- © Monika Minder -




Gespräch

Kein Schnee in Sicht,
Es ist zum Weinen.
Der Winter ist ein blöder Wicht,
Wie kann er nur nicht schneien?

Da müssen die Kanonen her,
Und uns zaubern ein schönes Wintermeer.

Aber Schneekanonen sind kein kluger Ersatz,
Schon gar nicht für das Himmelsmeer.
Sie stören Tiere, brauchen zu viel Energie und Platz,
Dann lieber Winter ohne Schnee.

- © Monika Minder -




Es war einmal eine Katze

Es war einmal eine Katze
Die hatte einen Freund.
Der hatte auch vier Tatzen
Und der heulte manchmal laut.

Die Katze dachte wegen ihr
Und machte sich ganz hübsch zurecht.
Doch leider war's nicht wegen ihr,
Obwohl sie ihm ganz recht.

Die hellste Nacht schien in ihr Zimmer
Doch Katzi traurig wimmert.
Ihr Freund heult wieder unbeschwert.
Der Vollmond hat ihm den Kopf verdreht.

- © Monika Minder -




Rosen blühen keine im Winter

Rosen blühen keine im Winter
Es frieren aber die Spatzen
In den Büschen da hinten.
Viele sind es, kaum zu zählen,
Sie stehlen
Die Samen auf dem Platze.

Da kommt ein kleiner Knirps
Und scheucht sie alle weg.
Es flattert, zwitschert und macht pieps...
Er wusste, das war gar nicht nett.
Ihr Hunger war noch nicht gestillt,
Jetzt ward der Junge plötzlich ganz ganz still.

- © Monika Minder -




Ich merk mir rasch ein kurz Gedicht

Ich merk mir rasch ein kurz Gedicht
Lange kann ich nämlich nicht.
Ein Vogel singt dazu trari, trara
Und alle Kinder sind schon da.

- © Monika Minder - 




Frühling kommt bald

Die Blätter werden langsam grün.
Die Fliegen surren
Keck und kühn,
Und auch die Tauben gurren.
Sogar die Schneeglöckchen läuten.
Das hat bestimmt etwas zu bedeuten.

- © Monika Minder -




Licht und bunte Felder

Licht und bunte Felder
Jetzt ist er wieder da.
Frühling macht die Herzen weiter
Und Hoffnung kommt ganz nah.

- © Monika Minder -




Ein Tag im August

Es summen die Bienchen weit und breit
Der rote Mohn lacht übers Feld.

Kinder baden, jubeln laut
Plantschen bis sie Gänsehaut.

Es schnurren die Katzen in einem Schatten
Beobachten mit Schlitzaugen das Geschnatter.

Dort fällt ein Eis zu Boden
Und hier kommt ein Würstchen aus dem Ofen.

Bald spannt der Himmel wieder seine Sterne aus
Ein heisser Tag geht friedlich aus.

- © Monika Minder -




Sommerlaune

Ein Summen und Brommsen
in der Höhe und auf meinem Kuchen.
Die Leichtigkeit des Sommers
will ich nun gern versuchen.
Doch für die Wespe in meinem Glas
ist es jetzt vorbei mit Spass.

- © Monika Minder -




Ein dickes Kind

Ein dickes Kind sitzt auf der Schaukel,
zieht Kreise in den Sand.
Kinder spielen Ball und gaukeln,
jeder nimmt sich an der Hand.
Nur das dicke Kind auf der Schaukel
bleibt allein mit seinem Sand.

Da plötzlich, das kleinste Kind steht still
Und hebt so hoch es kann die Hand.
Stopp! sagt es laut und zeigt zur Schaukel hin.
Es rennt zum dicken Kind und nimmt es an der Hand
Komm, spiel mit uns und stell dich mittendrin,
Wir mögen dich ob dick, ob dünn und egal von welchem Land.

- © Monika Minder -




Eine Fliege surrt

Eine Fliege surrt um meinen Kopf herum
Brumm, brumm, brumm
Ich wirble armeschwingend mich herum
Jetzt ist sie stumm.

- © Monika Minder -




Es wachsen die Blitze

Es wachsen die Blitze
Und der Donner grollt
Es war auch wieder eine Hitze
Weshalb der Himmel rollt.

- © Monika Minder -




Der Himmel ist umgezogen

Der Himmel ist umgezogen
Die Winde rauschen traurig.
Der Herbst kommt angeflogen
Die Tage gehen schneller.

Blätter rascheln unter Kindertritten
Der Hut des Nachbarn fliegt davon.
Wir gehen schnellen Schrittes
Die Zeit eilt uns davon.

- © Monika Minder - 




Die Blätter fallen

Die Blätter fallen wie Trauergäste,
Einsam stehen die starren Äste.
Von keinem Wind begleitet,
Still nur wie sie gleiten.
Die Erde ist schon vorbereitet.
Nichts ist tot,
Alles lebt weiter -
Wächst in einem fort.

- © Monika Minder -




Ich weine manchmal

Ich weine manchmal ein paar Tränen,
Dafür ich mich wirklich schäme.
Doch ich weiss, das muss ich nicht.
Weinen ist wichtig für dich und mich.

- © Monika Minder -




Vollmondklage

Ich wollt, ich wäre stets wie neu
Und könnt' mich wieder freun.
Doch ich sag es ohne scheu
Bei diesem vollen Mond, da könnt' ich schrein.

- © Monika Minder -




Zwischen Rosen und Veilchen

Zwischen Rosen und Veilchen
Möchte ich gerne ein Weilchen
Mit der Schnecke
Um die Ecke schleichen.

- © Monika Minder -




Die Katze und die Schnecke

Eine Katze sieht im Garten eine Schnecke
Hält ihr Näschen frech an ihre Hausdecke.
Schnupper, schnupper, wer bist denn du?
Doch die Schnecke ist weg im Nu.

- © Monika Minder -




Bonbons in der Tasche

Raschle, raschle, raschle,
Mit der Hand in deiner Tasche.
Ziehst jetzt ein paar Bonbons raus,
Verteilst sie an die Kinder im ganzen Haus.
Raschle, raschle, raschle,
Mit der Hand in deiner Tasche.

- © Monika Minder - 




Es war einmal ein Schneemann

Es war einmal ein Schneemann
Der hatte einen schwarzen Hut an
Eine lustige Nase vorne im Gesicht
Die leuchtete ganz hell im Abendlicht.

Der Schneemann wohnte neben einem Haus
Er hatte einen dicken Bauch
Zwei Arme ragten seitlich aus
Das hiess, er war heut sehr gut drauf.

Es war nämlich eisig kaltes Wetter
Das mochte der Schneemann gerne.
Es ginge ihm bedeutend schlechter
Wäre es viel wärmer.

Deshalb liebte der Schneemann den Winter
Und besonders Weihnachten.
Dann hängten die Kinder 
Ihm Lämpchen an und bunte Sachen.

Manchmal tanzten sie um ihn herum
Und sangen schöne Lieder.
Der Schneemann blieb ganz stumm
aber er freute sich darüber.

Das waren die glücklichsten Momente
In seinem Schneemann-Leben.
Weihnachten war leider viel zu selten
Bald musste er wieder sterben.

- © Monika Minder -




Quellen:
www.minder-gedichte.ch
www.monika-minder.ch

 

Wenn es nicht geschneit hat

Eins, zwei, drei
Jetzt ist der Winter schon vorbei.
Er hat nämlich gar nie angefangen,
Weil Flocken sind noch fast keine gefallen.

- © Monika Minder -




Wenn es geschneit hat

Eins, zwei, drei
Wieder hat es geschneit.
Weiss sind Stadt und Land,
Und wir sind ausser Rand und Band.

- © Monika Minder -




Wer bin ich?

Ich bin kein Tannenbaum und auch kein Strauch,
aber ich habe einen dicken Bauch.
Ich bin auch kein Tier, das Gemüse frisst,
aber ich habe eine Rübe im Gesicht.
In meinem Körper fliesst kein Blut,
aber ich trage einen Hut.
Ich mag gern Kälte und Wind,
Ich lebe nur im Winter,
und ich mag jedes Kind.

Wer bin ich?

- © Monika Minder -




Der kleine Vogel

Wär das Wetter schön,
sagte sich ein kleiner Vogel,
dann ging ich ab und an
ein bisschen Rodeln.

- © Monika Minder -




Wir haben lang Winter

Wir haben Hügel und Tal
Weich und schmal.
Wir haben Wiesen und Wald
Für Tier und Mensch, für jung und alt.

Wir haben lang Winter und viel Schnee
Das lieben die Kinder wirklich sehr.
Doch Hunger haben Vogel und Reh
Das bringt uns auf eine Idee.

Wir haben alle zu viel zum Essen
Das teilen wir jetzt und lassen die Tiere mitessen.
Kerne für die Vögel und Heu für das Reh,
Jetzt tut der Winter nicht mehr weh.

- © Monika Minder -




Kommt seht

Kommt seht, sie fliegen auf und ab
Die ersten Flocken aus dem Himmel.
Sie tanzen, fallen leis herab
Und leuchten im Gewimmel.

Hurra, hurra wir freuen uns!
Man sieht es an den roten Nasen an.
Bald holen wir den Schlitten raus
Und bauen einen grossen Schneemann.

- © Monika Minder -




Winterblues

Ich glaub, ich hab den Winterblues,
Mir ist ganz grauslig trüb im Mus.
Das kommt vom schlechten Wetter,
Im Frühling wird es wieder besser.

- © Monika Minder -




Der Winter bringt so vieles

Die Mütze voll mit Schnee und Eis
Die ganze Welt ist weiss.
Ich bringe Weihnacht bald
Und schöne Tannen aus dem Wald.
Ich behäng sie dir mit Kerzen
Und mit feinen Butterkeksen.
Ich bringe Silvester, Halsweh und den Schnupfen
Und am Fenster sternig schöne Tupfen.
Ich komme gebraust aus Nord und West und Ost
Ich bin der Winter und ich heisse Frost.

- © Monika Minder -




Der Schneemann

Wenn der Schneemann lacht, ist der Winter erwacht.

- © Monika Minder -




Der Wind pfeifft

Es pfeifft der Wind durchs grosse Tal,
der pustet kalt wie anno dazumal.
Wer sich nicht warm in einen Mantel packt,
der hustet bald wie ein alter Weihnachtssack.

- © Monika Minder -




Gespräch

Kein Schnee in Sicht,
Es ist zum Weinen.
Der Winter ist ein blöder Wicht,
Wie kann er nur nicht schneien?

Da müssen die Kanonen her,
Und uns zaubern ein schönes Wintermeer.

Aber Schneekanonen sind kein kluger Ersatz,
Schon gar nicht für das Himmelsmeer.
Sie stören Tiere, brauchen zu viel Energie und Platz,
Dann lieber Winter ohne Schnee.

- © Monika Minder -




Ich wär' so gerne eine grosse Tanne

Ich wär' so gerne eine grosse Tanne 
Dick beschneit mit flauschigem Schnee,
Dann würd' ich dir im Flockentaumel
Singen von meinem Sehnsuchtsweh.
Geduldig wartete ich auf das zarte Grün
Und auf das erwachende Frühlingsgefühl.

- © Monika Minder -




Willkommen lieber Winter

Willkommen lieber Winter
Aus der Kälte Einsamkeit
Bald stapfen alle Kinder
Durch deine weiche Herrlichkeit.

- © Monika Minder -




Neujahrsgedicht

Das alte Jahr geht mit Stinkesocken

Das alte Jahr geht mit Stinkesocken,
Mit schmutzigem Hemd und Silberlocken,
Mit Rosabrille und mit Kunstglocken.
Das neue Jahr lässt sich doch so nicht locken!

Nimm dir rasch ein weisses Hemd und horch,
Horch der Zeit, die jetzt vergeht!
Das alte und das neue, beide rufen noch:
Stinkesocke endlich geh, Goldlocke weht!

- © Monika Minder -




Es ist kalt geworden

Es ist kalt geworden und spät.
Das Licht scheidet früh.
Nebel weidet über dem Schnee.
Der Winter blüht.

- © Monika Minder -




Winter kommt

Es stürmt und schneit aus allen Winkeln
Der Winter kommt mit Augenzwinkern.
Und auch der kleine Pinkel
Kommt aus seinem Ofenwinkel.
Freut sich mit den andern Kindern
An den schönen Zauberbildern.

- © Monika Minder -




Es ist ein Schnee gefallen

Es ist ein Schnee gefallen
In dieser eisig kalten Nacht.
Der Winter hat erst angefangen
Und zeigt schon sein Gesicht.

Es sind die Bäume gestorben
Ganz nackt stehen sie da.
Ein weisses Häubchen oben
Ein Klagen hie und da.

Es ist ein Schnee gefallen
Die Weite engt sich ein.
Der Himmel ist verhangen
Der Winter ist allein.

- © Monika Minder -




Verzaubert liegt die Welt in weiss

Verzaubert liegt die Welt in weiss
Noch immer fallen Flocken leis.
Verzaubert scheint die Sternenzeit
Und immer wieder werden Herzen weit.

- © Monika Minder -




Die Meisen

Die Tannen tragen weisse Hauben
Zwitschernde Meisen sitzen im welken Laube.
Sie tänzeln von Ast zu Ast und Baum zu Baum
Haben kalte Füsschen und Hunger sicher auch.

Der Boden ist mit Schnee bedeckt
Und Eis hat ihn ganz starr geleckt.
Jetzt brauchen die Meisen Kerne
Vogelfutter mögen sie ganz gerne.

- © Monika Minder -




Flocken tanzen leis vom Himmel

Flocken tanzen leis vom Himmel.
Schritte quitschen froh im Schnee.
Die Kinder freuen sich wie immer,
an diesem weissen Zaubermeer.

- © Monika Minder -




Bekannte und klassische Wintergedichte



Schlaf ein mein Kind

Schlaf ein mein süsses Kind
Da draussen singt der Wind.
Er singt die ganze Welt zur Ruh,
Deckt sie mit weissen Betten zu.
Und bläst er ihr auch ins Gesicht,
Sie rührt sich nicht und regt sich nicht,
Tut auch kein Händlein strecken
Aus ihren weichen Decken.

Schlaf ein, mein süsses Kind,
Da draussen weht der Wind;
Er rüttelt an dem Tannenbaum,
Da fliegt heraus ein schöner Traum;
Der fliegt durch Schnee und Nacht und Wind
Geschwind, geschwind zum lieben Kind
Und singt von lust'gen Dingen,
die's Christkind ihm wird bringen.

- Robert Reinick 1805-1852, deutscher Dichter -




Schneeflocken

Wende ich den Kopf nach oben:
Wie die weissen Flocken fliegen,
Fühle ich mich selbst gehoben
Und im Wirbeltanze wiegen.
Dicht und dichter das Gewimmel;
Eine Flocke bin auch ich. -
Wie viel Flocken braucht der Himmel,
Eh die Erde langsam sich
Weiss umhüllt?

- Klabund (Alfred Henschke) 1890-1928, deutscher Schriftsteller -




Der erste Schnee

Ei, du liebe, liebe Zeit,
ei, wie hat's geschneit, geschneit!
Rings herum, wie ich mich dreh,
nichts als Schnee und lauter Schnee.
Wald und Wiesen, Hof und Hecken,
alles steckt in weissen Decken.

Und im Garten jeder Baum,
jedes Bäumchen voller Flaum!
Auf dem Sims, dem Blumenbrett
liegt er wie ein Federbett.
Auf den Dächern um und um
nichts als Baumwoll' rings herum.

Und der Schlot vom Nachbarhaus,
wie possierlich sieht er aus:
Hat ein weisses Müllerkäppchen,
hat ein weisses Müllerjöppchen!
Meint man nicht, wenn er so raucht,
dass er just sein Pfeifchen schmaucht?

Und im Hof der Pumpenstock
hat gar einen Zottelrock
und die ellenlange Nase
geht schier vor bis an die Strasse.
Und gar draussen vor dem Haus!
Wär' nur erst die Schule aus!

Aber dann, wenn's noch so stürmt,
wird ein Schneemann aufgetürmt,
dick und rund und rund und dick,
steht er da im Augenblick.
Auf dem Kopf als Hut 'nen Tiegel
und im Arm den langen Prügel
und die Füsse tief im Schnee
und wir rings herum, juhe!

Ei, ihr lieben, lieben Leut',
was ist heut' das eine Freud'!

- Friedrich Wilhelm Güll 1812-1879, deutscher Dichter -




Winternacht

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum ...
Und es war einmal eine Flocke,
die fiel dazu wie ein Traum.

Die fiel dazu wie ein Traum ...
Die sank so leis hernieder
wie ein Stück Engleingefieder
aus dem silbernen Sternenraum.

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum ...
Und dazu fiel eine Flocke,
so leise wie im Traum.

So leis als wie ein Traum.
Und als vieltausend gefallen leis,
da war die ganze Erde weiss,
als wie von Engleinflaum.

Da war die ganze Erde weiss, 
als wie von Engelflaum.

- Christian Morgenstern 1871-1914, deutscher Dichter, Schriftsteller- 




Bitte, Bitte!

Wohl fliegt es im Freien
Sich herrlich im Mai,
Aber, ach, nur im Winter
Nicht vogelfrei!
Wir suchen umsonst da
Die kärglichste Kost
Und blasen den Pelz auf
Vor Hunger und Frost.

O, werfet uns Körnlein
Herab in den Schnee!
Seid gut und bedenket:
Der Hunger tut weh'.

- Adolf Kröner 1836-1911, deutscher Verleger; aus: die Gartenlaube -




Winter

Du lieber Frühling, wohin bist du gegangen?
Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.
Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauss.
Längst ist das aus!
Die ganze Welt ist jetzt, o weh,
Barfüssle im Schnee!
Die schwarzen Bäume steht und frieren.
Im Ofen die Bratäpfel musizieren,
das Dach hängt voll Eis.
Und doch! Bald kehrst du wieder, ich weiss, ich weiss!

Bald kehrst du wieder,
oh, nur ein Weilchen,
und blaue Lieder
durften die Veilchen!

- Arno Holz 1863-1929, deutscher Dichter -






Der Schneemann

Steh, Schneemann, steh!
Und bist du auch von Schnee,
So bist du doch ein ganzer Mann,
Hast Kopf und Leib und Arme dran,
Und hast ein Kleid, so weiss und rein,
Kein Seidenzeug kann weisser sein:

Du stehst so stolz und fest und breit
Als wär' es für die Ewigkeit.
Steh, Schneemann, steh!
Wenn ich dich recht beseh':
So fehlt dir nichts auf weiter Welt
Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.

Ich glaub' auch, dass dich gar nichts rührt,
Und wenn es Stein und Beine friert;
Der Frost, der andre klappern lässt,
Der macht dich erst recht hart und fest.
Steh, Schneemann, steh!
Die Sonne kommt, Juchhe!

Jetzt wirst du erst recht lustig sein!
Was ist denn das? Was fällt dir ein?
Du leckst und triefst ohn' Unterlass,
O Schneemann, Schneemann, was ist das?
Das schöne warme Sonnenlicht,
Der Menschen Lust erträgst du nicht?

Weh, Schneemann, weh!
Du bist doch nichts als Schnee!
Dein Kopf war dick, doch nichts darin,
Dein Leib war gross, kein Herz darin,
Und das, was andre fröhlich macht,
Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.

Ich glaub', ich glaub', manch Menschenkind
Ist grade so wie du gesinnt:
Schnee, nichts als Schnee!

- Robert Reinick 1805-1852, deutscher Dichter - 




Vom Büblein auf dem Eis

Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher und spricht so zu sich leis:
„Ich will es einmal wagen,
Das Eis, es muss doch tragen.“ –
Wer weiss?

Das Büblein stampft und hacket mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket, und krach! schon bricht’s hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt
Als wie ein Krebs und zappelt
Mit Schrein.

„O helft, ich muss versinken in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muss ertrinken im tiefen, tiefen See!“
Wär nicht ein Mann gekommen,
Der sich ein Herz genommen,
O weh!

Der packt es bei dem Schopfe und zieht es dann heraus:
Vom Fusse bis zum Kopfe wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
Der Vater hat’s geklopfet
Zu Haus.

- Friedrich Wilhelm Güll 1812-1879, deutscher Dichter -




A a a der Winter der ist da

A, a, a, der Winter der ist da.
Herbst und Sommer sind vergangen,
Winter, der hat angefangen.
A, a, a, der Winter der ist da.

E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.
Blumen blüh´n an Fensterscheiben,
Sind sonst nirgends aufzutreiben.
E, e, e, nun gibt es Eis und Schnee.

I, i, i, vergiss des Armen nie.
Hat oft nichts, sich zuzudecken,
Wenn nun Frost und Kält´ ihn schrecken.
I, i, i, vergiss des Armen nie.

O, o, o, wie sind wir alle froh.
Wenn der Niklaus wird was bringen
Und vom Tannenbaum wir singen.
O, o, o, wie sind wir Kinder froh. 

U, u, u, die Teiche frieren zu.
Hei, nun geht es wie der Wind
Übers blanke Eis geschwind.
U, u, u, die Teiche frieren zu.

- Heinrich Hoffmann von Fallerselben 1798-1874, deutscher Lyriker -




Es schneit

Der erste Schnee, weich und dicht,
Die ersten wirbelnden Flocken.
Die Kinder drängen ihr Gesicht
Ans Fenster und frohlocken.

Da wird nun das letzte bisschen Grün
Leise, leise begraben.
Aber die jungen Wangen glühn,
Sie wollen den Winter haben.

Schlittenfahrt und Schellenklang
Und Schneebälle um die Ohren!
- Kinderglück, wo bist du? Lang,
Lang verschneit und erfroren.

Fallen die Flocken weich und dicht,
Stehen wir wohl erschrocken,
Aber die Kleinen begreifens nicht,
Glänzen vor Glück und frohlocken.

- Gustav Falke 1853-1916, deutscher Schriftsteller -




Ich komme bald ihr goldnen Kinder

Ich komme bald, ihr goldnen Kinder,
Vergebens sperret uns der Winter
In unsre warmen Stuben ein.

Wir wollen uns zum Feuer setzen
Und tausendfältig uns ergötzen,
Uns lieben wie die Engelein.

Wir wollen kleine Kränzchen winden,
Wir wollen kleine Sträusschen binden
Und wie die kleinen Kinder sein.

- Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832, deutscher Dichter –

 

Wenn es nicht geschneit hat

Eins, zwei, drei
Jetzt ist der Winter schon vorbei.
Er hat nämlich gar nie angefangen,
Weil Flocken sind noch fast keine gefallen.

- © Monika Minder -




Wenn es geschneit hat

Eins, zwei, drei
Wieder hat es geschneit.
Weiss sind Stadt und Land,
Und wir sind ausser Rand und Band.

- © Monika Minder -




Wer bin ich?

Ich bin kein Tannenbaum und auch kein Strauch,
aber ich habe einen dicken Bauch.
Ich bin auch kein Tier, das Gemüse frisst,
aber ich habe eine Rübe im Gesicht.
In meinem Körper fliesst kein Blut,
aber ich trage einen Hut.
Ich mag gern Kälte und Wind,
Ich lebe nur im Winter,
und ich mag jedes Kind.

Wer bin ich?

- © Monika Minder -




Der kleine Vogel

Wär das Wetter schön,
sagte sich ein kleiner Vogel,
dann ging ich ab und an
ein bisschen Rodeln.

- © Monika Minder -




Wir haben lang Winter

Wir haben Hügel und Tal
Weich und schmal.
Wir haben Wiesen und Wald
Für Tier und Mensch, für jung und alt.

Wir haben lang Winter und viel Schnee
Das lieben die Kinder wirklich sehr.
Doch Hunger haben Vogel und Reh
Das bringt uns auf eine Idee.

Wir haben alle zu viel zum Essen
Das teilen wir jetzt und lassen die Tiere mitessen.
Kerne für die Vögel und Heu für das Reh,
Jetzt tut der Winter nicht mehr weh.

- © Monika Minder -




Kommt seht

Kommt seht, sie fliegen auf und ab
Die ersten Flocken aus dem Himmel.
Sie tanzen, fallen leis herab
Und leuchten im Gewimmel.

Hurra, hurra wir freuen uns!
Man sieht es an den roten Nasen an.
Bald holen wir den Schlitten raus
Und bauen einen grossen Schneemann.

- © Monika Minder -




Winterblues

Ich glaub, ich hab den Winterblues,
Mir ist ganz grauslig trüb im Mus.
Das kommt vom schlechten Wetter,
Im Frühling wird es wieder besser.

- © Monika Minder -




Der Winter bringt so vieles

Die Mütze voll mit Schnee und Eis
Die ganze Welt ist weiss.
Ich bringe Weihnacht bald
Und schöne Tannen aus dem Wald.
Ich behäng sie dir mit Kerzen
Und mit feinen Butterkeksen.
Ich bringe Silvester, Halsweh und den Schnupfen
Und am Fenster sternig schöne Tupfen.
Ich komme gebraust aus Nord und West und Ost
Ich bin der Winter und ich heisse Frost.

- © Monika Minder -




Der Schneemann

Wenn der Schneemann lacht, ist der Winter erwacht.

- © Monika Minder -




Der Wind pfeifft

Es pfeifft der Wind durchs grosse Tal,
der pustet kalt wie anno dazumal.
Wer sich nicht warm in einen Mantel packt,
der hustet bald wie ein alter Weihnachtssack.

- © Monika Minder -




Gespräch

Kein Schnee in Sicht,
Es ist zum Weinen.
Der Winter ist ein blöder Wicht,
Wie kann er nur nicht schneien?

Da müssen die Kanonen her,
Und uns zaubern ein schönes Wintermeer.

Aber Schneekanonen sind kein kluger Ersatz,
Schon gar nicht für das Himmelsmeer.
Sie stören Tiere, brauchen zu viel Energie und Platz,
Dann lieber Winter ohne Schnee.

- © Monika Minder -




Ich wär' so gerne eine grosse Tanne

Ich wär' so gerne eine grosse Tanne 
Dick beschneit mit flauschigem Schnee,
Dann würd' ich dir im Flockentaumel
Singen von meinem Sehnsuchtsweh.
Geduldig wartete ich auf das zarte Grün
Und auf das erwachende Frühlingsgefühl.

- © Monika Minder -




Willkommen lieber Winter

Willkommen lieber Winter
Aus der Kälte Einsamkeit
Bald stapfen alle Kinder
Durch deine weiche Herrlichkeit.

- © Monika Minder -




Neujahrsgedicht

Das alte Jahr geht mit Stinkesocken

Das alte Jahr geht mit Stinkesocken,
Mit schmutzigem Hemd und Silberlocken,
Mit Rosabrille und mit Kunstglocken.
Das neue Jahr lässt sich doch so nicht locken!

Nimm dir rasch ein weisses Hemd und horch,
Horch der Zeit, die jetzt vergeht!
Das alte und das neue, beide rufen noch:
Stinkesocke endlich geh, Goldlocke weht!

- © Monika Minder -




Es ist kalt geworden

Es ist kalt geworden und spät.
Das Licht scheidet früh.
Nebel weidet über dem Schnee.
Der Winter blüht.

- © Monika Minder -




Winter kommt

Es stürmt und schneit aus allen Winkeln
Der Winter kommt mit Augenzwinkern.
Und auch der kleine Pinkel
Kommt aus seinem Ofenwinkel.
Freut sich mit den andern Kindern
An den schönen Zauberbildern.

- © Monika Minder -




Es ist ein Schnee gefallen

Es ist ein Schnee gefallen
In dieser eisig kalten Nacht.
Der Winter hat erst angefangen
Und zeigt schon sein Gesicht.

Es sind die Bäume gestorben
Ganz nackt stehen sie da.
Ein weisses Häubchen oben
Ein Klagen hie und da.

Es ist ein Schnee gefallen
Die Weite engt sich ein.
Der Himmel ist verhangen
Der Winter ist allein.

- © Monika Minder -




Verzaubert liegt die Welt in weiss

Verzaubert liegt die Welt in weiss
Noch immer fallen Flocken leis.
Verzaubert scheint die Sternenzeit
Und immer wieder werden Herzen weit.

- © Monika Minder -




Die Meisen

Die Tannen tragen weisse Hauben
Zwitschernde Meisen sitzen im welken Laube.
Sie tänzeln von Ast zu Ast und Baum zu Baum
Haben kalte Füsschen und Hunger sicher auch.

Der Boden ist mit Schnee bedeckt
Und Eis hat ihn ganz starr geleckt.
Jetzt brauchen die Meisen Kerne
Vogelfutter mögen sie ganz gerne.

- © Monika Minder -




Flocken tanzen leis vom Himmel

Flocken tanzen leis vom Himmel.
Schritte quitschen froh im Schnee.
Die Kinder freuen sich wie immer,
an diesem weissen Zaubermeer.

- © Monika Minder –

 

Schlaf ein mein Kind

Schlaf ein mein süsses Kind
Da draussen singt der Wind.
Er singt die ganze Welt zur Ruh,
Deckt sie mit weissen Betten zu.
Und bläst er ihr auch ins Gesicht,
Sie rührt sich nicht und regt sich nicht,
Tut auch kein Händlein strecken
Aus ihren weichen Decken.

Schlaf ein, mein süsses Kind,
Da draussen weht der Wind;
Er rüttelt an dem Tannenbaum,
Da fliegt heraus ein schöner Traum;
Der fliegt durch Schnee und Nacht und Wind
Geschwind, geschwind zum lieben Kind
Und singt von lust'gen Dingen,
die's Christkind ihm wird bringen.

- Robert Reinick 1805-1852, deutscher Dichter -




Schneeflocken

Wende ich den Kopf nach oben:
Wie die weissen Flocken fliegen,
Fühle ich mich selbst gehoben
Und im Wirbeltanze wiegen.
Dicht und dichter das Gewimmel;
Eine Flocke bin auch ich. -
Wie viel Flocken braucht der Himmel,
Eh die Erde langsam sich
Weiss umhüllt?

- Klabund (Alfred Henschke) 1890-1928, deutscher Schriftsteller -




Der erste Schnee

Ei, du liebe, liebe Zeit,
ei, wie hat's geschneit, geschneit!
Rings herum, wie ich mich dreh,
nichts als Schnee und lauter Schnee.
Wald und Wiesen, Hof und Hecken,
alles steckt in weissen Decken.

Und im Garten jeder Baum,
jedes Bäumchen voller Flaum!
Auf dem Sims, dem Blumenbrett
liegt er wie ein Federbett.
Auf den Dächern um und um
nichts als Baumwoll' rings herum.

Und der Schlot vom Nachbarhaus,
wie possierlich sieht er aus:
Hat ein weisses Müllerkäppchen,
hat ein weisses Müllerjöppchen!
Meint man nicht, wenn er so raucht,
dass er just sein Pfeifchen schmaucht?

Und im Hof der Pumpenstock
hat gar einen Zottelrock
und die ellenlange Nase
geht schier vor bis an die Strasse.
Und gar draussen vor dem Haus!
Wär' nur erst die Schule aus!

Aber dann, wenn's noch so stürmt,
wird ein Schneemann aufgetürmt,
dick und rund und rund und dick,
steht er da im Augenblick.
Auf dem Kopf als Hut 'nen Tiegel
und im Arm den langen Prügel
und die Füsse tief im Schnee
und wir rings herum, juhe!

Ei, ihr lieben, lieben Leut',
was ist heut' das eine Freud'!

- Friedrich Wilhelm Güll 1812-1879, deutscher Dichter -




Winternacht

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum ...
Und es war einmal eine Flocke,
die fiel dazu wie ein Traum.

Die fiel dazu wie ein Traum ...
Die sank so leis hernieder
wie ein Stück Engleingefieder
aus dem silbernen Sternenraum.

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum ...
Und dazu fiel eine Flocke,
so leise wie im Traum.

So leis als wie ein Traum.
Und als vieltausend gefallen leis,
da war die ganze Erde weiss,
als wie von Engleinflaum.

Da war die ganze Erde weiss, 
als wie von Engelflaum.

- Christian Morgenstern 1871-1914, deutscher Dichter, Schriftsteller- 




Bitte, Bitte!

Wohl fliegt es im Freien
Sich herrlich im Mai,
Aber, ach, nur im Winter
Nicht vogelfrei!
Wir suchen umsonst da
Die kärglichste Kost
Und blasen den Pelz auf
Vor Hunger und Frost.

O, werfet uns Körnlein
Herab in den Schnee!
Seid gut und bedenket:
Der Hunger tut weh'.

- Adolf Kröner 1836-1911, deutscher Verleger; aus: die Gartenlaube -




Winter

Du lieber Frühling, wohin bist du gegangen?
Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.
Die ganze Welt war wie ein Blumenstrauss.
Längst ist das aus!
Die ganze Welt ist jetzt, o weh,
Barfüssle im Schnee!
Die schwarzen Bäume steht und frieren.
Im Ofen die Bratäpfel musizieren,
das Dach hängt voll Eis.
Und doch! Bald kehrst du wieder, ich weiss, ich weiss!

Bald kehrst du wieder,
oh, nur ein Weilchen,
und blaue Lieder
durften die Veilchen!

- Arno Holz 1863-1929, deutscher Dichter -








Es schneit

Der erste Schnee, weich und dicht,
Die ersten wirbelnden Flocken.
Die Kinder drängen ihr Gesicht
Ans Fenster und frohlocken.

Da wird nun das letzte bisschen Grün
Leise, leise begraben.
Aber die jungen Wangen glühn,
Sie wollen den Winter haben.

Schlittenfahrt und Schellenklang
Und Schneebälle um die Ohren!
- Kinderglück, wo bist du? Lang,
Lang verschneit und erfroren.

Fallen die Flocken weich und dicht,
Stehen wir wohl erschrocken,
Aber die Kleinen begreifens nicht,
Glänzen vor Glück und frohlocken.

- Gustav Falke 1853-1916, deutscher Schriftsteller -




Ich komme bald ihr goldnen Kinder

Ich komme bald, ihr goldnen Kinder,
Vergebens sperret uns der Winter
In unsre warmen Stuben ein.

Wir wollen uns zum Feuer setzen
Und tausendfältig uns ergötzen,
Uns lieben wie die Engelein.

Wir wollen kleine Kränzchen winden,
Wir wollen kleine Sträusschen binden
Und wie die kleinen Kinder sein.

- Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832, deutscher Dichter –

 

Liebe Sonne scheine wieder

Liebe Sonne scheine wieder,
Lass den dunklen Mantel fallen.
Wir singen dir auch schöne Frühlingslieder,
Wollen dir gefallen.

- © Monika Minder -




Wechselhaft

Eins, zwei, drei,
Die Sonne scheint.
Vier, fünf, sechs,
Schon ist sie wieder weg.

- © Monika Minder -




Auf das Blümchenblühn warten

Wir sitzen im kurzen Gras,
Es ist noch ein bisschen nass,
Aber schon grün.
Wir warten auf das Blümchenblühn.

- © Monika Minder -




Mailust

Die weissen Bäume leuchten
Fröhlich zwitschert's in den Zweigen
Ab und zu ein Regenfeuchten
Kinder tanzen Reigen.

Bienchen fliegen aus
Es duftet süss daher
Ob rund, ob glatt, ob kraus
Geliebtes Blütenmeer!

- © Monika Minder -




Verblühter Löwenzahn

Es war einmal ein Löwenzahn
Der verblühte leider irgendwann einmal.
Zuerst stand er ganz gelb und leuchtend da
Auf einmal glänzte er nur noch im Silberhaar.

Es waren Kinder die da kamen
Und den Löwenzahn an seinen Haaren nahmen.
Sie atmeten tief ein und bliesen ihre Backen auf
Und pusteten das Silberhaar zum Himmel hoch hinauf.

Da flog er nun der Löwenzahn
Im Silberhaar - es war einmal ...

- © Monika Minder -




Wenn die Welt nach Blumen duftet

Wenn die Welt nach Blumen duftet
Und die Liebe singt,
Ist jemand da,
Der dir den Frühling bringt.

- © Monika Minder -




Licht und bunte Felder

Licht und bunte Felder
Jetzt ist er wieder da.
Frühling macht die Herzen weiter
Und Hoffnung kommt ganz nah.

- © Monika Minder -

Zu diesem Gedicht gibt es Noten:
Licht und Blätter, Lothringer-Verlag 
Zyklus nach Gedichten von Monika Minder
für 4-stimmigen Frauenchor
Chorpartitur




Es war einmal ein blaues Blümchen

Es war einmal ein blaues Blümchen
Das stand allein auf einer Wiese.
Da kam ein freches Bübchen
Und rupfte an dem Blümchen:

Au! schrie das blaue Blümchen,
Was bist du für ein dummes Bübchen.
Man reisst doch nicht an kleinen Blümchen.
Jetzt schämte sich das Bübchen.

- © Monika Minder -




Im Frühling

Im Frühling summt der Wind,
Das weiss doch jedes Kind.
Das Gras wird grün,
Die Blumen bunt,
Und wenn dann noch das Bienchen brummt,
Dann wird die Welt ganz kunterbunt.

- © Monika Minder -




April

Bald ist er um der Monat April.
Ich glaube fast, es stimmt,
Dass er immer macht, was er will.
Aber eigentlich ist das gar nicht schlimm.

Viel schlimmer wäre es mit dem April,
Wenn er sich irgendwo verhing,
Wenn er im Winter hocken bliebe
Oder nur den Sommer liebte.

Er soll sich ruhig ausprobieren
Und sich für gar nichts genieren.
Schliesslich muss er leben was er ist,
Weil es seine Aufgabe ist.

- © Monika Minder -




Kurt der Käfer

Kurt der Käfer hat sehr viel zu tun
Es summt und brummt
Und auf der Wiese gackert frech ein Huhn.

- © Monika Minder -




Frühling kommt bald

Die Blätter werden langsam grün.
Die Fliegen surren
Keck und kühn,
Und auch die Tauben gurren.
Sogar die Schneeglöckchen läuten.
Das hat bestimmt etwas zu bedeuten.

- © Monika Minder -




Überall Grün

Überall Grün an den Zweigen
Knospen heissen diese Dinger.
Welche Freude
Zeigt uns die Natur immer.

Jetzt wachsen diese Grün's heran
Bis sie ganz dick sind und zerplatzen.
Dann wird es überall blühn
Und es freuen sich die Spatzen.

Das ist, weil die Sonne scheint
Und manchmal der Himmel weint.
Man nennt das jetzt Frühling
Oder auch Feeling.

- © Monika Minder -




Das Bienchen und das Blümchen

Das Bienchen sagt zum Blümchen:
"Es kommt jetzt bald der Frühling,
Mach deine Blüten auf!"
Da meint das Blümchen zu dem Bienchen:
"Nur nicht so stürmisch altes Haus,
Geduld braucht jeder Lebenslauf.

- © Monika Minder -




Bekannte und klassische Frühlingsgedichte von Fallersleben


Schöner Frühling

Schöner Frühling, komm doch wieder,
Lieber Frühling komm doch bald.
Bring uns Blumen, Laub und Lieder
Schmücke wieder Feld und Wald.

Auf die Berge möcht ich fliegen,
Möchte seh'n ein grünes Tal,
möcht' in Gras und Blumen liegen
Und mich freun am Sonnenstrahl.

Möchte hören die Schalmeien
Und die Herden Glockenklang,
Möchte freuen mich im Freien,
An der Vögel süssem Sang.

- August Heinrich von Fallersleben 1798-1874 -




Frühlingslied

Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald.
Lasset uns singen, tanzen und springen.
Frühling, Frühling wird es nun bald.

Kuckuck, Kuckuck, lässt nicht sein Schrei'n:
Komm in die Felder, Wiesen und Wälder.
Frühling, Frühling, stelle dich ein.

Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held.
Was du gesungen, ist dir gelungen.
Winter, Winter, räumet das Feld.

- August Heinrich von Fallersleben 1798-1874 -




Will eine Blume

Will eine Blume sich erneuen, 
So muß sie ihre Frucht verstreuen; 
Und will der Mensch in einem Herzen leben, 
So muß er erst sein eignes Herz drum geben.

- August Heinrich von Fallersleben 1798-1874, deutscher Dichter
und Hochschullehrer für Germanistik -




Weitere schöne Frühlingsgedichte für Kinder



Die Sonne scheint

Die Sonne scheint, es ist soweit
dass die Natur erwacht.
Nun schwirrt es wieder in der Luft,
der Winter ist vollbracht.

Ein Fliegen, Krabbeln, überall,
auch ein leises Brummeln,
von haufenweise Kleingetier
und von dicken Hummeln.

Die schmeissen ihren Motor an
und düsen summend los... .
Der Frühling ist von Wundern voll -
so bunt, so schön, so gross.

- Annette Andersen 1953, deutsche Lyrikerin und Autorin von 
Kindergeschichten - Frühlings Wunderwelt. -

Dieses Gedicht ist hier veröffentlicht mit Bewilligung von 
Annette Andersen.




Auf! Kinder zum Tanze

Auf! Kinder zum Tanze,
Der Frühling bricht an;
Es blühen zum Kranze
Die Veilchen heran.
Die Vögel sind munter
Und singen ein Lied;
Das Fröschlein quakt munter
Und freut sich mit.
Wisst, Kinder, dass Veilchen
Nicht lange mehr blüh'n;
Sie duften ein Weilchen,
Dann sind sie dahin.

- Volkslied -




Frühlingslied

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
Die kleinen Maienglocken blühn,
Und Schlüsselblumen drunter;
Der Wiesengrund
Ist schon so bunt,
Und malt sich täglich bunter.

Drum komme, wem der Mai gefällt,
Und schaue froh die schöne Welt
Und Gottes Vatergüte,
Die solche Pracht
Hervorgebracht,
Den Baum und seine Blüte.

- Ludwig Christoph Heinrich Hölty 1748-1776, volkstümlicher Dichter-




April

Das ist die Drossel, die da schlägt,
Der Frühling, der mein Herz bewegt;
Ich fühle, die sich hold bezeigen,
Die Geister aus der Erde steigen.
Das Leben fliesset wie ein Traum -
Mir ist wie Blume, Blatt und Baum.

- Theodor Storm 1817-1888, deutscher Schriftsteller, Lyriker -




An den Frühling

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.

Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und 's Mädchen liebt mich noch!

Fürs Mädchen manches Blümchen
Erbat ich mir von dir -
Ich komm' und bitte wieder,
Und du? - du gibst es mir?

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

- Friedrich von Schiller 1759-1805, deutscher Dichter, Philosoph -




Rotkehlchen

Rotkehlchen auf dem Zweige hupft,
wipp, wipp!
Hat sich ein Beerlein abgezupft,
knipp, knipp!
Lässt sich zum klaren Bach hernieder,
Tunkt's Schnäblein rein und hebt es wieder,
stipp, stipp, nipp, nipp!
Und schwingt sich wieder in den Flieder.

Es singt und piepst ganz allerliebst,
zipp, zipp, zipp, zipp, trill!
Sich eine Abendmelodie.
Steckt's Köpfchen dann ins Federkleid
Und schlummert bis zur Morgenzeit.

- Wilhelm Busch 1832-1908, deutscher humoristischer Dichter -

 

 

Frühlingsnacht

Über'n Garten durch die Lüfte
Hört' ich Wandervögel zieh'n,
Was bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt's schon an zu blüh'n.

Jauchzen möcht' ich, möchte weinen,
Ist mir's doch, als könnt's nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondesglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagen's
Und in Träumen rauscht's der Hain
Und die Nachtigallen schlagen's:
Sie ist Deine, sie ist Dein!

- Joseph von Eichendorff 1788-1857 -




In Budde's Stammbuch

Es ist ein innig Ringen, Blühn und Sprossen,
Und träumend Rauschen tief in allen Zweigen,
Vor grosser Wonne wieder selig' Schweigen,
Und klarer Liebesglanz drum ausgegossen.

Zwei Kindlein ruhn im Glanze, eng umschlossen,
Und goldne Vöglein in den grünen Zweigen,
Und Engel singend auf und nieder steigen -
So ist des Lenzes innerst Herz erschlossen.

Wer wollt' nicht schlummern in der Blume mitten inne? -
Ein Kuss weckt dich von unsichtbarem Munde,
Da ist zu duft'gem Land die Blum' zerronnen,
Und Lieder rufen aus dem blüh'nden Grunde,
Hat Fabel drum ihr magisch Netz gesponnen -
Das ist das alte ew'ge Reich der Minne.

- Joseph von Eichendorff 1788-1857 -




Begegnung

Ich wandert' in der Frühlingszeit,
Fern auf den Bergen gingen
Mit Geigenspiel und Singen
Viel' lust'ge Hochzeitsleut',
Das war ein Jauchzen und Klingen!
Es blühte rings in Tal und Höh'n,
Ich konnt' vor Lust nicht weitergeh'n.

Am Dorfe dann auf grüner Au
Begannen sie den Reigen
Und durch den Schall der Geigen
Lacht' laut die junge Frau,
Ihr Stimmlein klang so eigen,
Ich wusste nicht, wie mir gescheh'n -
Da wandt' sie sich in wildem Dreh'n.

Es war mein Lieb! 's ist lange her,
Sie blickt' so ohne Scheue,
Verloren ist die Treue,
Sie kannte mich nicht mehr -
Da jauchzt' und geigt's auf's neue,
Ich aber wandt' mich fort in's Feld,
Nun wandr' ich bis an's End' der Welt!

- Joseph von Eichendorff 1788-1857, deutscher Lyriker, Schriftsteller -






Weitere schöne Frühlingsgedichte für Kinder



Schneeglöckchen

Schneeglöckchen läuten leis im Thal,
Glöckner ist der Sonnenstrahl,
Die Knospen hören's, die schwellen und treiben,
Veilchen die blauen Aeuglein reiben,
Maiblümchen erwacht, und Lenzesduft
Haucht durch die warme, weiche Luft.

Seit sonnig mir Dein Blick gelacht,
Wieder ist mein Herz erwacht,
Ein schwellendes Knospen, ein säuselndes Klingen,
Vor Frühlingssehnsucht will's zerspringen,
Die Liebe kehret, die längst schon schied,
Und all' mein Denken wird zum Lied.

- Albert Träger 1830-1912, deutscher Lyriker -




Die Vögel kommen

Die Vögel kommen
in ganzen Schwärmen,
um dich zu erfreuen.
Das junge Grün spriesst, 
und der Wald wächst schön
und steht wie eine Braut da,
um dir Freude zu schenken.
Du bist geschaffen,
Du bist da.

Du bekommst heute
da zum Dasein Nötige.
Du wurdest erschaffen.
Du wurdest Mensch.
Du kannst sehen,
bedenke: Du kannst sehen,
du kannst hören, du kannst
riechen, schmecken, fühlen.

- Sören Kierkegaard 1815-1855, dänischer Philosoph, Schrifsteller -





Das bekannte Frühlingsgedicht von Mörike



Er ist's

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süsse, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harventon.

Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!

- Eduard Mörike 1804-1875, deutscher Lyriker –

Muttertag

 

Blumengruss

Ich habe dir gepflückt ein Sträusschen
vor unserm kleinen Häuschen.
Und dass er mir nicht aus den Händen rückt,
habe ich ihn ganz lieb an mein Herz gedrückt.

- © Monika Minder –

 

Nimm Mutter

Nimm Mutter meine Liebe
Als Denkmal meiner Herzenstriebe.
Nimm auch den längst erwachsnen Kindersinn,
Die Zärtlichkeiten und die Blumen hin.
Sie sollen meine Wünsche krönen,
Meine Worte wärmen und verschönern.

- © Monika Minder –

 

 

Blumen duften

Blumen duften
Leben leicht und schwer
Und im milden Lufte
Kommt das Neue her.
Fallen auch mal Regentropfen
Musst nicht traurig sein
Nichts ist je versprochen
Glücklich ist man auch allein.

- © Monika Minder –

 

Für Mutter

Dort hinten, neben dem Wald
schlagen gelbe und weisse Blumen
ihre Augen auf.
Ich schwelge in Erinnerung
und renne in Kinderschritten der Wiese zu,
um dir einen Strauss zu pflücken.

- © Monika Minder –

 

Kennst du vielleicht ein Land

Kennst du vielleicht ein Land
Wo nur das Gute wohnt?
Es ist in deiner Hand
Dort wo die Mutter wohnt.

- © Monika Minder –

 

Mutter lass mich lieb und fein

Mutter, lass mich lieb und fein
Heute etwas bei dir sein.
Lass dich in die Arme nehmen
Dich ans Herz drücken
Lass dir die Sehnsucht nehmen
Und dir Blumen pflücken.
Mutter, lass mich lieb und fein
Heute etwas bei dir sein.

- © Monika Minder –

 

Alles Liebe

Dir liebe Mutter alles liebe zum Muttertag. 
Du bist die beste Mutter auf der Welt!
Du weisst, dass ich dich von Herzen gerne mag
Und das ist doch alles, was den Himmel zusammenhält.

- © Monika Minder –

 

Wie ist der Frühling froh

Und plötzlich singen sie wieder
Die Vögel, ihre schönsten Lieder.
Und da, ein Igel tänzelt herbei
Schnuppert an einem Zweiglein.

Und plötzlich scheint alles aufgewacht
Sieh dort, eine Hummel lacht.
Sogar die gelben Blümlein wackeln mit dem Po
Hurra, wie ist der Frühling froh.

- © Monika Minder –

 

Ich möchte dir ganz viel sagen

Ich möchte dir ganz viel sagen,
Liebe Mutter, heut',
Ich möchte dir ganz viel wünschen,
Das dich erfreut.
Wäre es so leicht zu sagen,
Wie es ums Herz mir ist!
Zum Glück weisst du es besser
Wie lieb du mir bist!

- © Monika Minder –

 

 

Das Bienchen und das Blümchen

Das Bienchen sagt zum Blümchen:
"Es kommt jetzt bald der Frühling,
Mach deine Blüten auf!"
Da meint das Blümchen zu dem Bienchen:
"Nur nicht so stürmisch altes Haus,
Geduld braucht jeder Lebenslauf.

- © Monika Minder –

 

Lieb Mütterlein

Ich trete heut', lieb Mütterlein,
Zum Gratulieren auch herein;
Und dieser volle Blumenstrauss
Spricht alle meine Wünsche aus.

Die Rose spricht: "ich liebe Dich,
So warm und treu und inniglich.
Und willst Du, ich soll glücklich sein,
Bewahr' auch mir die Liebe Dein."

Die weissen Glöcklein lächeln mild:
"Wir sind der Unschuld freundlich Bild;
Und Tag für Tag im dunklen Grün
Wir wollen Dir zur Freude blüh'n."

Aurikelchen kommt auch geschwind.
"Ich bin ein stilles, scheues Kind.
Mein Herz ist froh und schlicht mein Kleid,
Man heisst mich gern Bescheidenheit."

Und dieses blaue Blümlein spricht:
"Mein Name ist Vergissmeinnicht.
Ich hab' ein Herzchen, warm und klein,
Das schenk' ich meinem Mütterlein."

- Hedwig Dransfeld 1871-1925, deutsche Dichterin -

Quelle: Buch der Wünsche, herausgegeben von Hedwig Dransfeld, 
Verlag von Reinhard Wilh. Thiemann, Seite 30-31.




Als ich heute aufgewacht

Als ich heute aufgewacht,
habe ich sogleich gedacht,
dass heut der Tag der Mutter ist.
Wehe, wenn man das vergisst!
Doch ich hab es nicht vergessen,
sprech mein Verslein ganz gemessen.
Kurz ist`s, und ich komm zum Schluss:
Mutti, du kriegst einen Kuss!

- Volkstümlich -




Muttergebet

Mag schwer es auch dem Herzen sein,
Und schwül und trüb das Leben;
Uns allen ist ein Sternelein
Vom lieben Gott gegeben.

Das lässt dich nicht in Tränen heiss,
Im Leide und im Streite,
Es leuchtet hell und wunderleis
Auch in der fernsten Weite.

Gebet der Mutter! — Bleibe mir
Am Abend und am Morgen,
Wie lieb` ich dich, wie dank` ich dir
In allen Erdensorgen!

O meiner Mutter fromm Gebet,
Du Gabe aller Gaben;
Wenn Du nicht wärest früh und spät,
Sie möchten mich begraben!

- Franz Alfred Muth 1839-1890, deutscher Lyriker -




Mutter, Mutter, meine Puppe

Mutter, Mutter! meine Puppe
Hab ich in den Schlaf gewiegt,
Gute Mutter, komm und siehe,
Wie so englisch sie da liegt.

Vater wies mich ab und sagte:
"Geh, du bist ein dummes Kind";
Du nur, Mutter, kannst begreifen,
Welche meine Freuden sind.

Wie du mit den kleinen Kindern,
Will ich alles mit ihr tun,
Und sie soll in ihrer Wiege
Neben meinem Bette ruhn.

Schläft sie, werd ich von ihr träumen,
Schreit sie auf, erwach ich gleich, –
Meine himmlisch gute Mutter,
O wie bin ich doch so reich!

- Albert von Chamisso 1781-1838, deutsch-französischer Dichter -




Mutter, ich grüss dich

Mutter, ich grüss dich so hübsch und so fein,
soviel als Rosen im Garten drin sein,
soviel als der Mäher an Gräsern abmäht,
soviel als der Sämann an Körnern aussät.
Soviel als Fische durchs Wasser schiessen,
soviel und noch hunderttausendmalmehr will ich dich grüssen
Und wenn die Welt ein Tintenfass wär`
und der Himmel aus Pergament
und auf jedem Stern ein Schreiberling wär`,
der da schrieb mit Füssen und Händ
und schriebe so fort bis in den Advent:
Meine Treue und Liebe
hätten noch lange kein End`!

- unbekannter Autor -




Ständchen

Was wecken aus dem Schlummer mich
Für süsse Klänge doch?
O Mutter, sieh! wer mag es sein
In später Stunde noch?

„Ich höre nichts, ich sehe nichts,
O schlummre fort so lind!
Man bringt dir keine Ständchen jetzt,
Du armes, krankes Kind!”

Es ist nicht irdische Musik,
Was mich so freudig macht;
Mich rufen Engel mit Gesang, — 
O Mutter, gute Nacht!

- Ludwig Uhland 1787-1862, deutscher Dichter - 




Liebe Mutter

Kein Vogel sitzt in Flaum und Moos
in seinem Nest so warm:
als ich auf meiner Mutter Schoss,
auf meiner Mutter Arm.
Und tut mir weh mein Kopf und Fuss,
vergeht mir aller Schmerz:
gibt mir die Mutter einen Kuss
und drückt mich an ihr Herz.

- Friedrich Güll 1812-1879, deutscher Dichter -




Das erste Gebet

O Mutter, lehr' dein Kindlein beten,
selbst wenn es noch kein Wort versteht;
komm still mit ihm vor Gott getreten,
wo seine Gnade euch umweht.
Dann steigen Engel auf und nieder,
das Bettchen wird zum Dankaltar,
im Herzen klingen süsse Lieder,
die dringen bis zum Himmel gar.
O Mutter, lehr' dein Kindlein beten,
vergiss doch nie die heil'ge Pflicht.
Denn in des Lebens Angst und Nöten
ist das ein Anker, der nie bricht.

- unbekannter Autor -

 

 

Auferstanden

Ein Küken nach dem andern
drängt sich aus der Eierschale.
Wie all die Blumen und die Gräser,
die sich im Frühling aus dem Boden wagen.

Noch einer ist wie alle andern
auferstanden zu neuem Leben,
um zu neuen Ufern zu wandern
und Liebe weiterzugeben.

- © Monika Minder -




Henne und Osterhas

Es lag vorm Haus im grünen Gras
Die Henne mit dem Osterhas.
Sie kicherten und machten Witze
Ostern ist doch einfach spitze.

- © Monika Minder -




Leise zieht ein Frühlingslied

Leise zieht ein Frühlingslied
Zieht sich sanft durch mein Gemüt.
Leise zieht die Lieb ihr Lied
Singt ein Auferstehungslied.

- © Monika Minder -




Das Osterfest

Wie immer ist das Osterfest
Für Has' und Henn' ein grosser Test.
Sie legen Eier um die Wette
Und werden dabei immer fetter.

- © Monika Minder –

 

Bald ist Ostern wieder vorbei

Bald ist Ostern wieder vorbei
Und lange gibts kein Osterei.
Doch Veilchen duften unter Bäumen
Und Hennen legen immer Eier.
Im Herzen tragen wir die Frühlingswonne
Und freuen uns an jedem Tag mit Sonne.

- © Monika Minder –

 

Wir wollen Eier färben

Kinder, kommt! wir wollen Eier färben,
Ostern ist schon bald.
Nach alter Tradition mit Zwiebelschalen
Die wir schon lange aufbewahren.

Kinder, kommt! wir wollen Eier färben,
Ostern ist schon bald.
Gummibändchen um die Eier legen
Gräser, Blätter um die Eier weben.

Kinder, kommt! wir wollen Eier färben,
Ostern ist schon bald.
Weisse Eier kochen im braunen Sud
Helle Streifchen gibt's im Nu.

- © Monika Minder –

 

Mutter sass als Osterhase

Mutter sass als Osterhase
oft in einer Seifenblase.
Sie schwebte hoch, sie schwebte weit
hin über meine Kinderzeit.

Fliege, fliege, Seifenblase,
dass ich selbst als Osterhase
oder auch als Weihnachtsmann
zu den Kindern fliegen kann.

- Wolfgang Buschmann 1943 –

 

Gestern sah ich tief im Tann

Gestern sah ich tief im Tann
Weihnachtshas und Ostermann.

Der Ostermann versteckte inmitten
blühender Sträucher einen Schlitten.

Der Weihnachtshas zog seine Rute 
und sprach zu Anne: Sing, meine Gute!

Sie sang das Lied vom sonnigen Mai
und kriegte dafür ein Weihnachts-Ei.

- Wolfgang Buschmann 1943 –

 

Die Henne

Es war mal eine Henne fein,
Die legte fleissig Eier;
Und pflegte denn ganz ungemein 
Wenn sie ein Ei gelegt zu schrein,
Als wär im Hause Feuer.
Ein alter Truthahn in dem Stall,
Der Fait vom Denken machte,
Ward bös darob, und Knall und Fall 
Trat er zur Henn und sagte:
"Das Schrein, Frau Nachbarin, war eben nicht vonnöten;
Und weil es doch zum Ei nichts tut,
So legt das Ei, und damit gut!
Hört, seid darum gebeten!
Ihr wisset nicht, wie's durch den Kopf mir geht."
»Hm!« sprach die Nachbarin, und tät
Mit einem Fuss vortreten,
»Ihr wisst wohl schön, was heuer
Die Mode mit sich bringt, Ihr ungezognes Vieh!
Erst leg ich meine Eier,
Denn rezensier ich sie.«

- Matthias Claudius 1740-1815, deutscher Dichter -




Fröhliche Ostern

Da seht aufs neue dieses alte Wunder:
Der Osterhase kakelt wie ein Huhn
und fabriziert dort unter dem Holunder
ein Ei und noch ein Ei und hat zu tun.

Und auch der Mensch reckt frohbewegt die Glieder -
er zählt die Kinderchens: eins, zwei oder drei ...
Ja, was errötet denn die Gattin wieder?

Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Der fleissige Kaufherr aber packt die Ware
ins pappne Ei zum besseren Konsum:
Ein seidnes Schnupftuch, Nadeln für die Haare,
die Glitzerbrosche und das Riechparfum.

Das junge Volk, so Mädchen wie die Knaben,
sucht die voll Sinn versteckte Leckerei.
Man ruft beglückt, wenn sies gefunden haben:
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Und Hans und Lene steckens in die Jacke,
das liebe Osterei - wen freut es nicht?
Glatt, wohlfeil, etwas süsslich im Geschmacke,
und ohne jedes innre Gleichgewicht.

Die deutsche Politik... Was wollt ich sagen?
Bei uns zu Lande ist das einerlei -
und kurz und gut: Verderbt euch nicht den Magen!
Vergnügtes Fest! Vergnügtes Osterei!

- Kurt Tucholsky 1890-1935, deutscher Journalist, Schriftsteller-




Die ganze Welt, Herr Jesus Christ

Die ganze Welt, Herr Jesus Christ,
zur Osterzeit jetzt fröhlich ist.
Jetzt grünet, was nur grünen kann,
die Bäum zu blühen fangen an.
So singen jetzt die Vögel all.
Jetzt singt und klingt die Nachtigall.
Der Sonnenschein jetzt kommt herein
und gibt der Welt ein` neuen Schein.
Die ganze Welt, Herr Jesus Christ,
zur Osterzeit jetzt fröhlich ist.

- Friedrich Spee 1591-1635, deutscher Lyriker, Schriftsteller -




Osterhas

Osterhas', Osterhas',
leg uns recht viel Eier ins Gras,
trag sie in die Hecken,tu sie gut verstecken,
leg uns lauter rechte
leg uns keine schlechte,
lauter bunte, unten und oben,
dann wollen wir dich bis Pfingsten loben!

- Victor Blüthgen 1844-1920, deutscher Dichter, Schrifsteller -




Henne oder Ei?

Die Gelehrten und die Pfaffen
streiten sich mit viel Geschrei,
was hat Gott zuerst erschaffen -
wohl die Henne, wohl das Ei!
Wäre das so schwer zu lösen - 
erstlich ward ein Ei erdacht,
doch weil noch kein Huhn gewesen - 
darum hat´s  der Has` gebracht!

- Eduard Mörike 1804-1875, deutscher Lyriker -




Der erste Ostertag

Fünf Hasen, die sassen
beisammen dicht,
es machte ein jeder
ein traurig Gesicht.
Sie jammern und weinen:
Die Sonn will nicht scheinen!
Bei so vielem Regen,
wie kann man da legen
den Kindern das Ei?
O weih, o weih!
Da sagte der König:
So schweigt doch ein wenig!
Lasst Weinen und Sorgen,
wir legen sie morgen!

- Heinrich Hoffmann 1809-1854, deutscher Lyriker, Kinderbuchautor - 




Osterlied

Has, Has, Osterhas,
Wir möchten nicht mehr warten!
Der Krokus und das Tausendschön,
Vergissmeinnicht und Tulpe stehn
Schon lang in unserm Garten.

Has, Has, Osterhas
Mit deinen bunten Eiern!
Der Star lugt aus dem Kasten raus,
Blühkätzchen sitzen um sein Haus;
Wann kommst du Frühling feiern?

Has, Has, Osterhas,
Ich wünsche mir das Beste!
Ein grosses Ei, ein kleines Ei
Und ein lustiges Dideldumdei,
Alles in einem Neste!

- Paula Dehmel 1862-1918, deutsche Schriftstellerin -




Ich schenke dir ein Osterei

Ich schenke dir ein Osterei.
Wenn du's zerbrichst,
So hast du zwei.
Eia, eia, Ostern ist da!
Häslein in den Ecken
Wird was vestecken.
Wir wollen suchen
Eier und Kuchen.
Eia, eia, Ostern ist da!

- Volksgut -




Unterm Baum im grünen Gras

Unterm Baum im grünen Gras
Sitzt ein kleiner Osterhas'!
Putzt den Bart und spitzt das Ohr,
Macht ein Männchen, guckt hervor.
Springt dann fort mit einem Satz
Und ein kleiner frecher Spatz
Schaut jetzt nach, wa denn dort sei.
Und was ist's? Ein Osterei!

- Emanuel Geibel 1815-1884, deutscher Lyriker -




Das Osterei

Hei, juchhei! Kommt herbei! 
Suchen wir das Osterei! 
Immerfort, hier und dort 
und an jedem Ort!

Ist es noch so gut versteckt, 
endlich wird es doch entdeckt. 
Hier ein Ei ! Dort ein Ei! 
Bald sind's zwei und drei!

Wer nicht blind, der gewinnt 
einen schönen Fund geschwind. 
Eier blau, rot und grau 
kommen bald zur Schau.

Und ich sag's, es bleibt dabei, 
gern such ich ein Osterei: 
Zu gering ist kein Ding, 
selbst kein Pfifferling.

- Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874, deutscher Lyriker -




In der schönen Osterzeit - Gedicht

In der schönen Osterzeit, 
wenn die frommen Bäckersleut,
viele süsse Zuckersachen
backen und zurechtmachen,
wünschten Max und Moritz auch
sich so etwas zum Gebrauch.

- Wilhelm Busch 1832-1908, sechster Streich -





Oster- und Pfingstgedicht
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Wenn's Pfingsten regnet

Oben aus dem Fahnenhaus
Guckt das schwarze Wettermännchen raus,
Spreizt die Beine und grinst uns an;
Schäme dich, alter Wettermann!
Am Ostersonntag, vor sieben Wochen,
Hast du dem Fritze fest versprochen,
Dass zu Pfingsten, im Monat Mai,
Das allerschönste Wetter sei.
Und nun regnets, liebe Not,
Alle hellen Blüten tot,
Sie liegen da wie nasser Schnee,
Auf den Wegen steht See an See;
Ja, wenn wir schon drinnen baden könnten,
Wie die Spatzen oder die Enten!
Wir dürfen aber garnicht raus,
Sehn so mucksch wie Maulwürfe aus;
Röch nicht der Kuchen so lecker her,
Wüsst man gar nicht, dass Feiertag wär.
Nicht mal die Pfingstkleider kriegt man an;
Schäme dich, schwarzer Wettermann!

- Paula Dehmel 1862-1918, deutsche Schriftstellerin –

 

Ein kleiner Schmetterling

Ein kleiner Schmetterling, er fliegt
In die blaue Sommerluft
Und jedes Bienchen sich verliert
Im süssen Blütenduft.

- © Monika Minder –

 

Sommertag

Plantschen, baden, spielen,
Der Sommer ist den Kindern lieb.
Im Schatten liegen
Die Katzen und der alte Schmied.

- © Monika Minder -




Jetzt geht er

Jetzt geht er, dieser gelbe bunte Sommer
Der Urlaub ist vorbei
Und auch der grosse Donner.

Was wird kommen
Nach diesem heissen Sommer?

Vielleich ein schöner Spätsommer?
Der mit den alten Weibern,
Ihr wisst schon,
Der Altweibersommer.

- © Monika Minder -




Jetzt ist der Sommer nicht mehr weit

Es summt und brummt in Wies und Feld,
Jetzt ist der Sommer nicht mehr weit.
Das Himmelsblau ganz weich und unbewegt,
Kein Wölkchen, das sich regt.

Es grünt und singt im Glanz der Sonne,
Jetzt kommt des Sommers Wonne.
Da sieh! das muss ein Hüpfer sein,
Ein Grashüpfer muss das sein.
Der hüpft ganz wild und fein.

- © Monika Minder - 




Es wachsen die Blitze

Es wachsen die Blitze
Und der Donner grollt
Es war auch wieder eine Hitze
Weshalb der Himmel rollt.

- © Monika Minder –

 

Ein Tag im August

Es summen die Bienchen weit und breit
Der rote Mohn lacht übers Feld.

Kinder baden, jubeln laut
Plantschen bis sie Gänsehaut.

Es schnurren die Katzen in einem Schatten
Beobachten mit Schlitzaugen das Geschnatter.

Dort fällt ein Eis zu Boden
Und hier kommt ein Würstchen aus dem Ofen.

Bald spannt der Himmel wieder seine Sterne aus
Ein heisser Tag geht friedlich aus.

- © Monika Minder -




Fisch und Vogel

Es war noch nie so klar
Dass Fisch und Vogel nie ein Paar.
Der Fisch, er treibt in einem Wässerlein
Der Vogel ist im Wind daheim.

- © Monika Minder -




Der Sommer geht hinaus

Die Tür geht auf
Der Montag scheint herein
Es wartet nur die Schule darauf,
Dass die Ferien endlich sind vorbei.

Die Tür geht auf
Der Sommer geht hinaus
Es wartet nur der Herbst darauf,
Dass der Sommer endlich geht nach Haus.

- © Monika Minder –

 

Mittagsruhe

Am See, ich lieg im Stillen,
In der lauen Mittagsruh,
Sanft die Wellen und die Grillen
Singen fern ein Lied dazu.
Schmetterlinge fröhlich kreisen
Kein Wind bewegt den Himmelsraum.
Meine Seele geht auf Reisen
Wach und doch schon halb im Traum.

- © Monika Minder -




Der Zwetschgenbaum

Beim Nachbar steht ein Zwetschgenbaum
Der ist so klein, man sieht ihn kaum.
Vielleicht ist es auch ein Pflaumenbaum
Ich weiss es nicht genau.
Er hat ein bisschen Rasen drum
Die Katzen lauern dort herum.
Die scheissen auch ganz gern.
Das ist gut
Dann kann das Bäumchen grössern wern.

- © Monika Minder -




Kinder tanzen

Kinder stehen sommersprossig
auf dem gelben weiten Feld.
Tanzen mit den bunten Blättern
um die ganze kleine Welt.

- © Monika Minder -


 

 

Blauer Sommer

Ein blauer Sommer glanz- und glutenschwer
Geht über Wiesen, Felder, Gärten her.
Die Sonnenkrone glüht auf seinen Locken,
Sein warmer Atem läutet Blütenglocken.
Ein goldnes Band umzieht die blaue Stirne,
Schwer aus den Zweigen fällt die reife Frucht
Und Sens' und Sichel blitzt auf Flur und Feld,
Und rot von Rosen ist die ganze Welt.

- Carl Hermann Busse 1872-1918, deutscher Lyriker -




Das ist doch eine üppige Zeit

Das ist doch eine üppige Zeit,
Wo alles so schweigend blüht und glüht
Und des Sommers stolze Herrlichkeit
Still durch die grünenden Lande zieht.

Das Himmelblau und der Sonnenschein,
Die zehren und trinken mich gänzlich auf!
Ich welke dahin in müssiger Pein,
In Rosen versiegt mein Lebenslauf!

Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn,
Nachdenklich und düster auf brennender Au!
Ich höre ein heimliches Dröhnen gehn
Rings in der Berge dämmerndem Blau.

Ich sehne mich nach Gewitternacht,
Nach Sturm und Regen und Donnerschlag!
Nach einer tüchtigen Freiheitsschlacht
Und einem entscheidenden Völkertag!

- Gottfried Keller 1819-1890, schweizer Dichter -




Ich bin der Juli

Grüss Gott! Erlaubt mir, dass ich sitze. 
Ich bin der Juli, spürt ihr die Hitze? 

Kaum weiss ich, was ich noch schaffen soll, 
die Ähren sind zum Bersten voll; 

reif sind die Beeren, die blauen und roten, 
saftig sind Rüben und Bohnen und Schoten. 

So habe ich ziemlich wenig zu tun, 
darf nun ein bisschen im Schatten ruhn. 

Duftender Lindenbaum, 
rausche den Sommertraum! 

Seht ihr die Wolke? Fühlt ihr die Schwüle? 
Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.

- Paula Dehmel 1862-1918, deutsche Schriftstellerin -




Im Sommer

Die Sommerzeit, die Sommerzeit,
Das ist die Zeit der Lustbarkeit.
Da können wir draussen sein 
Und spielen im Sonnenschein
Den ganzen Tag bis zum Abend hinein.

Da können wir im Schatten
Auf grünen Matten
Spazieren, marschieren
Und exercieren.

- August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874 -




Der Sommer

Der Sommer, der Sommer,
Das ist die schönste Zeit:
Wir ziehen in die Wälder
Und durch die Au'n und Felder
Voll Lust und Fröhlichkeit.

Der Sommer, der Sommer,
Der schenkt uns Freuden viel:
Wir jagen dann und springen
Nach bunten Schmetterlingen
Und spielen manches Spiel.

Der Sommer, der Sommer,
Der schenkt uns manchen Fund:
Erdbeeren wir uns suchen
Im Schatten hoher Buchen
Und laben Herz und Mund.

Der Sommer, der Sommer,
Der heisst uns lustig sein:
Wir winden Blumenkränze
Und halten Reigentänze
Beim Abendsonnenschein.

- August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1874, deutscher Lyriker -

aus: Gedichte, Kinderlieder




Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könnte, rot
Da sprach ich schaudernd im Vorübergehn:
So weit im Leben, ist zu nah dem Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
bewegte, sie empfand es und verging.

- Christian Friedrich Hebbel 1813-1863 -




Das Kind am Brunnen

Frau Amme, Frau Amme, das Kind ist erwacht!
Doch die liegt ruhig im Schlafe.
Die Vöglein zwitschern, die Sonne lacht,
Am Hügel weiden die Schafe.

Frau Amme, Frau Amme, das Kind steht auf,
Es wagt sich weiter und weiter!
Hinab zum Brunnen nimmt es den Lauf,
Da stehen Blumen und Kräuter.

Frau Amme, Frau Amme, der Brunnen ist tief!
Sie schläft, als läge sie d'rinnen!
Das Kind läuft schnell, wie es nie noch lief,
Die Blumen locken's von hinnen.

Nun steht es am Brunnen, nun ist es am Ziel,
Nun pflückt es die Blumen sich munter,
Doch bald ermüdet das reizende Spiel,
Da schaut's in die Tiefe hinunter.

Und unten erblickt es ein holdes Gesicht,
Mit Augen, so hell und so süsse.
Es ist sein eig'nes, das weiss es noch nicht,
Viel stumme, freundliche Grüsse!

Das Kindlein winkt, der Schatten geschwind
Winkt aus der Tiefe ihm wieder.
Herauf! Herauf! So meint's das Kind:
Der Schatten: Hernieder! Hernieder!

Schon beugt es sich über den Brunnenrand,
Frau Amme, du schläfst noch immer!
Da fallen die Blumen ihm aus der Hand,
Und trüben den lockenden Schimmer.

Verschwunden ist sie, die süsse Gestalt,
Verschluckt von der hüpfenden Welle,
Das Kind durchschauert's fremd und kalt,
Und schnell enteilt es der Stelle.

- Christian Friedrich Hebbel 1813-1863, deutscher Dramatiker, Lyriker -




Sommerfrische

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiss,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet. 
Und schmücke den Hut, der dich begleitet, 
Mit einem grünen Reis.

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.

Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken 
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934 -




Bist du schon auf der Sonne gewesen?

Bist du schon auf der Sonne gewesen?
Nein? – Dann brich dir aus einem Besen
Ein kleines Stück Spazierstock heraus
Und schleiche dich heimlich aus dem Haus
Und wandere langsam in aller Ruh
Immer direkt auf die Sonne zu.
So lange, bis es ganz dunkel geworden.
Dann öffne leise dein Taschenmesser,
Damit dich keine Mörder ermorden.
Und wenn du die Sonne nicht mehr erreichst,
Dann ist es fürs erstemal schon besser,
Dass du dich wieder nach Hause schleichst.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller -




Und blüht der Weizen

Und blüht der Weizen, so reift er auch,
das ist immer so ein alter Brauch.
Und schlägt der Hagel die Ernte nieder,
übers andere Jahr trägt der Boden wieder.

- Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832, deutscher Dichter -




Es war, als hätt der Himmel

Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst. 
Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis' die Wälder,
so sternklar war die Nacht. 
Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus. 

- Joseph von Eichendorff 1788-1857, deutscher Lyriker –

 

Kindersand

Das Schönste für Kinder ist Sand.
Ihn gibt's immer reichlich.
Er rinnt unvergleichlich
Zärtlich durch die Hand.

Weil man seine Nase behält,
Wenn man auf ihn fällt,
Ist er so weich.
Kinderfinger fühlen,
Wenn sie in ihm wühlen,
Nichts und das Himmerlreich.

Denn kein Kind lacht
Über gemahlene Macht.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller -




Spielball

Es weint ein Kind.
Ein Luftballon mit dünnem Zopf
Und kleiner als des Kindes Kopf
Entflieht im Wind.

Und reist und steigt verwegen.
Ein Nebel wallt.
Ein Fehlschuss knallt.
Dann fällt ein sanfter Regen.

Rundrote Riesenbeere
Rollt müde und verschrumpft
In einem Wipfelmeere,
Hat austriumpht.

Witziger Kräherich
Bringt seinem Bräutchen
Ein hohles Häutchen,
Die aber ärgert sich.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934 -




Die Ameisen

In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Denn auf den letzten Teil der Reise.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934 -




Es war eine gelbe Zitrone

Es war eine gelbe Zitrone,
Die lag unter einer Kanone,
Und deshalb bildete sie sich ein,
Eine Kanonenkugel zu sein.
Der Kanonier im ersten Glied,
Der merkte aber den Unterschied.
--
Bemerkt sei noch in diesem Lied,
Ein Unterschied ist kein Oberschied.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934 -




Es war einmal ein schlimmer Husten

Es war einmal ein schlimmer Husten,
Der hörte gar nicht auf zu pusten.
Zwar kroch er hinter eine Hand,
Was jedermann manierlich fand,
Und doch hat ihn der Doktor Lieben
Mit Liebens Malzbonbon vertrieben.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934 -




"Nein", schimpfte die Ringelnatter

"Nein", schimpfte die Ringelnatter, "die Mode
Von heutzutage, die wurmt mich zu Tode.
Jetzt soll man täglich, sage und schreibe,
Zweimal die Wäsche wechseln am Leibe,
Und immer schlimmer wird's mit den Jahren.
Es ist rein um aus der Haut zu fahren!"
So schimpfte die Ringelnatter laut
Und wirklich fuhr sie aus der Haut.
- - -
Der Vorfall war nicht ohne Bedeutung,
Denn zoologisch nennt man das Häutung.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934 -




Ein Pflasterstein, der war einmal

Ein Pflasterstein, der war einmal
Und wurde viel beschritten.
Er schrie: "Ich bin ein Mineral
Und muss mir ein für allemal
Dergleichen streng verbitten!"

Jedoch den Menschen fiel's nicht ein
Mit ihm sich zu befassen,
Denn Pflasterstein bleibt Pflasterstein
Und muss sich treten lassen.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934 -




Unterwasser Bläschen machen

Kinder ein Rätsel! Hört mich an!
Wer es herausbekommt, kriegt Geld! - Wie kann
Man unter Wasser Bläschen machen?
Das müsst ihr versuchen - unbedingt! - 
In der Badewanne. Und wenn es gelingt,
Werdet ihr lachen.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller, Satiriker,
Kabarettist und Maler –

 

Die Badewanne

Die Badewanne prahlte sehr.
Sie hielt sich für das Mittelmeer
Und ihre eine Seitenwand
Für Helgoländer Küstenland.

Die andre Seite - gab sie an -
Sei das Gebirge Hindostan
Und ihre grosse Rundung sei
Bestimmt die Delagoabai.
Von ihrem spitzen Ende vorn,
Erklärte sie, es sei Kap Horn.
Den Kettenzug am Regulator,
Hielt sie sogar für den Äquator.

Sie war - nicht wahr, das merken Sie? -
Sehr schwach in Geographie.

Dies eingebildetet Bassin.
Es wohnte im Quartier latin.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller –

 

Die Fliege im Flugzeug

Ich war der einzige Passagier
Und hatte - nur zum Spasse -
Eine lebende Fliege bei mir
In einem Einmachglase.

Ich öffnete das Einmachglas.
Die Fliege schwirrte aus und sass
Plötzlich auf meiner Nase
Und rieb sich die Vorderpfoten.
Das verletzte mich.
Ich pustete. Sie setzte sich
Auf das Schildchen "Rauchen verboten".

Ich sah: der Höhenzeiger wies
Auf tausend Meter. Ha! Ich stiess
Das Fenster auf und dachte
An Noahs Archentaube.
Die Fliege aber - ich glaube,
Sie lachte.
Und hängte sich an das Verdeck
Und klebte sehr viel Fliegendreck
Um sich herum, im Kreise,
Unmenschlicherweise.

Und als es dann zur Landung ging,
Unser Propeller verstummte,
Da plusterte das Fliegending
Sich fröhlich auf und summte.

Gott gewiss, was in mir vorging,
Als solches mir durchs Ohr ging.
Ich weiss nur noch, ich brummte
Was vor mich hin. So ungefähr:
Ach, dass ich eine Fliege wär.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller - 

 

 

Die Schnupftabakdose

Es war eine Schnupftabakdose,
Die hatte Friedrich der Grosse
Sich selbst geschnitzelt aus Nussbaumholz.
Und darauf war sie natürlich stolz.

Da kam ein Holzwurm gekrochen.
Der hatte Nussbaum gerochen.
Die Dose erzählte ihm lang und breit
Von Friedrich dem Grossen und seiner Zeit.

Sie nannte den alten Fritz generös.
Da aber wurde der Holzwurm nervös
Und sagte, indem er zu bohren begann:
"Was geht mich Friedrich der Grosse an!"

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller –

 

Fliege und Wanze

Die Fliege hat zur Wanze gesprochen:
"Leih' mir doch eine Mass Blut,
Ich habe den Bürgermeister gestochen. - - 

Aber der roch nicht gut.
Und ich habe sein Blut, ohne was zu sagen,
In die Nase von seiner Frau übertragen,
Und gab auch der Tochter und dem Sohn
Eine kleine Portion.
Und nun riecht die ganze Familie
Nach Quecksilber und Petersilie,
Und ist voller Pickel und Flecke,
Und es ist ein Vergnügen, von der Decke
Aus zuzugucken, wie sie sich jucken."

Die Wanze tat etwas fremd
Und brummte: "Ach, Bagatelle!"
Und kroch dabei einem Kutscher ins Hemd.
Dort war derzeit ihre Quelle.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller - 

 

 

Ich habe dich so lieb

Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
Eine Kachel aus meinem Ofen 
schenken.

Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei - verjährt -
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.

Die Zeit entstellt.
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.

Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.

Ich habe dich so lieb.


- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller - 

 

 

Jene brasilianischen Schmetterlinge

Wie schön ihr angezogen seid!
Simpelfarbig ist unsere Menschenhaut
Und hat noch Hitzpickel am Gesicht.
Aber ich denke das ohne Neid.
Ihr renommiert wahrscheinlich auch nicht
Mit euren sonnenmetallischen Flügeln.
Sie sind euer einziges Kleid.
Ihr braucht es niemals zu bügeln.
Und wenn ich es täte, dann ginge
Es sicher entzwei.
Und euer Leben, ihr Schmetterlinge,
Huscht sowieso wie ein Sternschnupp vorbei.
Drum seid ihr Ochsen, wenn ihr's nicht geniesst.
Dauernd saufen, naschen, geschlechtlich paktieren!
Derart keine Zehntelsekunde verlieren!
Bis euch der deutsche Professor aufspiesst.
---------
Die eropäischen Fernen
Kennenzulernen,
Was euch das Leben nie bot,
Was ihr damals auch nie gewollt noch begriffen hättet, -
Nun wär's euch. -- Zwischen Gläser gebettet
Leuchtet ihr so geduldig tot.
Broschen seid ihr und Fächer.
Ich habe aus euch einen Aschenbecher,
Aber er tut mr so leid.
Ich streue die Asche lieber daneben,
Denn euch brachte das schöne Kleid
Um euer junges, brasilianisches Leben.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller - 


 

 

Kuttel-Daddeldu und die Kinder

Wie Daddeldu so durch die Welten schifft,
Geschieht es wohl, dass er hie und da
Eins oder das andre von seinen Kindern trifft,
Die begrüssen dann ihren Europapa:
"Gud morning! - Sdrastwuide! - Bong Jur, Daddeldü!
Bon tscherno! Ok phosphor! Tsching-tschung! Bablabü!"
Und Daddeldu dankt erstaunt und gerührt
Und senkt die Hand in die Hosentasche
Und schenkt ihnen, was er so bei sich führt,
-- Whiskyflasche,
Zündhölzer, Opium, türkischen Knaster,
Revolverpatronen und Schweinsbeulenpflaster,
Gibt jedem zwei Dollar und lächelt: "Ei, ei!"
Und nochmals: "Ei, ei!" - Und verschwindet dabei.

Aber Kindern von deutschen und dänischen Witwen
Pflegt er sich intensiver zu widmen.
Die weiss er dann mit den seltensten Stücken
Aus allen Ländern der Welt zu beglücken.
Elefantenzähne - Kamerun,
Mit Kognak begoss'nes malaiisches Huhn,
Aus Friedrichroda ein Straussenei,
Aus Tibet einen Roman von Karl May,
Einen Eskimoschlips aus Giraffenhaar,
Auch ein Stückchen versteinertes Dromedar.

Und dann spielt der poltrige Daddeldu
Verstecken, Stierkampf und Blindekuh,
Markiert einen leprakranken Schimpansen,
Lehrt seine Kinderchen Bauchtanz tanzen
Und Schiffchen schnitzen und Tabak kauen.
Und manchmal, in Abwesenheit älterer Frauen,
Tätowiert er den strampelnden Kleinchen
Anker und Kreuze auf Ärmchen und Beinchen.

Später packt er sich sechs auf den Schoss
Und lässt sich nicht lange quälen,
Sondern legt los:
Grog saufen und dabei Märchen erzählen;
Von seinem Schiffbruch bei Helgoland,
Wo eine Woge ihn an den Strand
auf eine Korallenspitze trieb,
Wo er dann händeringend hängenblieb.
Und hatte nichts zu fressen und saufen;
Nicht mal, wenn er gewollt hätte, 
einen Tropfen Trinkwasser, 
um seine Lippen zu benetzen.
Und kein Geld, keine Uhr zum Versetzen.
Ausserdem war da gar nichts zu kaufen;
Denn dort gab's nur Löwen mit Schlangenleiber,
Sonst weder keine Menschen als auch keine Weiber.
Und er hätte gerade so gern einmal wieder
Ein kerniges Hamburger Weibstück besucht.
Und da kniet Kuttel nach Osten zu nieder.
Und als er zum drittenmal rückwärts geflucht,
Da nahte sich plötzlich der Vogel Greif,
Und Daddeldu sagte: "Ei wont ä weif."
Und der Vogel Greif trug ihn schnell
Bald in dies Bordell, bald in jenes Bordell
Und schenkte ihm Schlackwurst und Schnaps und so weiter. -
So erzählt Kuttel Daddeldu heiter, -
Märchen, die er ganz selber erfunden.
Und säuft. - Es verfliessen die Stunden.
Die Kinder weinen. Die Märchen lallen.
Die Mutter ist längst untern Tisch gefallen,
Und Kuttel - bemüht, sie aufzuheben -
Hat sich schon zweimal dabei übergeben.
Und um die Ruhe nicht länger zu stören,
Verlässt er leise Mutter und Göhren.

Denkt aber noch tagelang hinter Sizilien
An die traulichen Stunden in seinen Familien.

- Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller - 


 

Ein Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag

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