Hello, world!

Hallo,schön dass du hier bist, ich wünsche dir viel Spass beim Stöbern.

Erste Blätter

Erste Blätter wollen vom Baume wehn.
Die Sonne hat sich tief gelegt.
Ein Summen leis noch durch die Lüfte geht,
Wie wenn das Rad sich nochmals rückwärts dreht.

(© Monika Minder)

 

Spätsommer

Noch wärmt der späte Sommer Tag für Tag
Und lässt uns einmal noch entführen.
Wer Träume hat und mag
Lässt seine Jugend sich noch spüren.

Im Geheimen liegt ein Wehmutsschmerz,
Ein jeder Sommer muss sich häuten.
Golden tanzen Blätter sich ins Herz,
Im Sinn der Lebenszeiten muss wieder eine uns entgleiten.

(© Monika Minder)

 

 

Es dunkelt früh

Es dunkelt früh, wir denken noch zurück,
doch im bunten warmen liegt auch viel Glück.

(© Monika Minder)

Wenn die Welt sich verwandelt

Seltsam, wenn die Welt sich verwandelt
Und Winter sich über die Zeit stellt
Wenn wir im Dunkel wandern
Und Einsamkeit uns von allem trennt.

Keiner ist weise, der nicht die Geduld kennt
Alles braucht Stille, braucht Zeit
Braucht Vertrauen in das Leise der Welt
In das Wachstum jeder dunklen Zeit.

(© Monika Minder)

nach einer Idee von Hermann Hesse, "Im Nebel".

 

Es wird Herbst

Noch einmal meldet sich der Sommertraum,
Er lässt die Bäume schweigen.
Nichts ist neu,
Nur etwas Tau in frühen Morgenstunden.

Das Grün lässt sich kaum mehr ermutigen,
Im Wind die ersten gelben Blätter wiegen.
Auch Zwetschgen fallen gern vom Baum.
Alles will zu Boden fliegen, will liegen.

Es wird Herbst. Es riecht nach Erde.

(© Monika Minder)

 

Blaue Hortensie

So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.

Rainer Maria Rilke

Es braust der Wind

Es braust der Wind
um jedes Haus,
er pfeifft und singt
als wollt er schnell nach Haus.

Da sieh, ein Blatt,
es fällt ganz leis vom Baum.
Es ist so bunt und satt
als folgte es seinem Traum.

(© Monika Minder)

Wenn der Herbst seine Farben verliert, kommt erst der wahre Herbst.

(Joachim Günther 1905-1990, deutscher Publizist)

 

Kein Wort, kein Blick.-
Denn in uns brennt ein Sehnen nach unserm Sommerglück...

(Stefan Zweig 1881-1942, österreichischer Schriftsteller, aus: Ausklang)

 

 

Herbstgesang

Bunte Gesänge des Herbstes
Der Wind weht sich wund.
Geborgen unter Ästen
Übst du dich in Geduld.

An Niemand schmiegt sich deine Wange
Das Warten legt keinen Himmel frei.
Die Nächte tropfen bange
Eine Sehnsucht in den Wein.

(© Monika Minder)

Oktoberfrüh

Früh neigt sich die Sonne
Oktoberfrüh.
Das Licht verdunstet im Nebel.
Es gibt noch Vögel
Hoch im veilchenfarbenen Himmel.
Ich drehe mich nicht mehr um,
Und täte ich es,
Wäre mein Blick stumm und leer.

(© Monika Minder)

Die Ballade des Herbstes

Die Ballade des Herbstes hat ihre Süssigkeit.

(© Monika Minder)

Ein paar Blätter baumeln noch

Grau sind schon die Zweige
Ein, zwei Blätter baumeln noch
Wie nach langem Schweigen
Dir das Wort erlosch.
Das Lassen schmerzt in mir
Mag nicht mehr schreiten
Ein dürres Blatt weht sich zu dir
Erzählt von gestrigen Zeiten.

(© Monika Minder)

Herbstfluss

Der Strom trug das ins Wasser gestreute
Laub der Bäume fort. -
Ich dachte an alte Leute,
Die auswandern ohne ein Klagewort.

Die Blätter treiben und trudeln,
Gewendet von Winden und Strudeln
Gefügig, und sinken dann still. -

Wie jeder, der Grosses erlebte,
Als er an Grösserem bebte,
Schliesslich tief ausruhen will.

(Joachim Ringelnatz 1883-1934)

Herbst

Eine trübe, kaltfeuchte Wagenspur:
Das ist herbstliche Natur.
Sie hat geleuchtet, geduftet, und trug
Ihre Früchte. - Nun, ausgeglichen,
Hat sie vom Kämpfen und Wachsen genug. -
Scheint's nicht, als wäre alles Betrug
Gewesen, was ihr entwichen?!

Das Händesinken in den Schoss,
das Zweifeln am eignen, an allem Gross,
Das Unbunte und Leise,
Das ist so schön, dass es wiederjung
Beginnen kann, wenn Erinnerung
Es nicht klein machte, sondern weise.

Ein Nebel blaut über das Blätterbraun,
Das zwischen den Bäumen den Boden bedeckt.

Wenn ihr euren Herbst entdeckt:
Dann seid darüber nicht traurig, ihr Fraun.

(Joachim Ringelnatz 1883-1934, deutscher Schriftsteller)

Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fliessen.

(Eduard Mörike 1804-1875, deutscher Lyriker)

Oktoberlied

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden.

Und geht es draussen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!

Und wimmert auch einmal das Herz. -
Stoss an, und lass es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar ncht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauenTage brechen an;
Und ehe sie verfliessen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Geniessen, ja geniessen!

(Theodor Storm 1817-1888, deutscher Schriftsteller)

Nun stehen die Tage grau, lässig, still

Nun stehen die Tage grau, lässig, still,
Weil es herbsten will.
Der Sommer wird arm.
Doch ich trage junge Violen im Haar
Und Maienstrahlen eine goldhelle Schar
Und die Sonne im Arm.

(Max Dauthendey 1867-1918, deutscher Dichter und Maler)

Dichter Nebel verhüllt den Himmel

Dichter Nebel verhüllt den Himmel.
Graues Gewölk an der Berge Hang
Wehrt mir den Blick, der die Liebste sucht
Weit in der Ferne schon Monde lang.

O hätt' ich die Macht, mit dieser Hand
Riss' ich den Wolkenschleier fort,
Der mir meine Liebste verbirgt
Monde lang schon am fernen Ort.

Cambodschaer Liebeslied 
(Volkslied)

Liebeslied im Herbst

Ach, mein Herz ist bange,
Bange nach meiner Geliebten.
Sehnsucht hält die Schatten-
Flügel über mir.

Wolken fliehn im Winde;
In vergilbenden Wipfeln
Stöhnt es: meine Seele
Singt und stöhnt nach ihr.

Du und unsre Liebe,
Du und dein Herz voller Güte! ...
O mein Glück, mein Leben:
Einsam bin ich hier.

Doch ich will nicht klagen.
Über die grauen Weiten
Spannt sich ein Liebesbogen
Hoch von mir zu dir.

Was die Liebe bindet,
Trennen nicht Berg und Meere.
Schließe die Augen: siehe! -:
Sieh, ich bin bei dir.

(Otto Julius Bierbaum 1865-1910, deutscher Schriftsteller)

Herbstbild

"Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
die schönsten Früchte von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
denn heute löst sich von den Zweigen nur,
was vor dem milden Strahl der Sonne fällt."

(Friedrich Hebbel)

"Dein Baum trägt keine Blüten mehr,
Doch nichts ist leer, was je gelebt."

(Monika Minder)

Schöpfen

Aus dem Blau des Himmels, dem Glanz der Natur, 
der Schönheit eines Lächelns... Hoffnung schöpfen,
ist auch in neblig trüben Tagen ein Lichtblick für die Seele.

(© Monika Minder)

Herbsteinzug

Auch ein Blatt legt sich nicht schlafen
nur weil der Herbst eingezogen ist.

(© Monika Minder)

Blätterwelken

Blätterwelken
Die Obstbaumleiter zeigt zum Himmel.
Überfluss an Liebe.
Vogelzüge lenken 
den Blick nach Süden.
Erinnerung im Herzen.
Der Liebe Licht trägt Schmerzen.

(© Monika Minder)

In jeder Wehmut

In jeder Wehmut fliegt ein Blatt im Wind 
einem neuen Frühling entgegen.

(© Monika Minder)

Im Herbst

Im Herbst steht in den Gärten die Stille,
für die wir keine Zeit haben.

(Aubertin Victor 1870-1928, deutscher Schriftsteller)

Wohl dem Baume

Wohl dem Baume, welcher Früchte trägt,
Wenn die Hand des Alters an ihr rüttelt!

(Karl May 1842-1912, deutscher Schriftsteller, Herbstgedanken)

Zauber des Herbstes

So bunt und lebendig und doch in einem rätselhaften Zauber
weht uns der Herbst ein Lächeln und ein Weinen in die Augen.

(© Monika Minder)


Herbstleuchten

Der Abend ist noch voll von Licht
Beeren reifen fett
Trauben feuchten
Es scheint der Herbst verspricht
Ganz nett zu leuchten.

(© Monika Minder)

Sommerende

Jetzt bist du gegangen du sonnengelbes Luder.
Lach nur nicht, der Herbst hat auch sein Bunt.
Er ist mit seiner Ernte uns ein wirklich Guter
Und seine Beeren schmecken jedem Mund.

(© Monika Minder)

Herbst:
Bunt und launisch wie die Liebe.


(© Monika Minder)

Ausflug zum See

 

 

Einsamkeit.

Die Einsamkeit ist wie ein Regen. 
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen; 
von Ebenen, die fern sind und entlegen, 
geht sie zum Himmel, der sie immer hat. 
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt. 

Regnet hernieder in den Zwitterstunden, 
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen 
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden, 
enttäuscht und traurig von einander lassen; 
und wenn die Menschen, die einander hassen, 
in einem Bett zusammen schlafen müssen: 

dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen...

Rainer Maria Rilke, 1902

 

Zwei bunte Blätter

Zwei bunte Blätter unterhielten sich im Wind
Sie tänzelten auf und nieder im säuselnden Wind.
Da kamen Kinder von der Wiese her
Und griffen nach dem bunten Blättermeer.
Jetzt war es aus mit Lustig
Jetzt tänzelten die Kinder putzig.

(© Monika Minder)

Die Vogelscheuche

Die Raben rufen: "Krah, krah, krah!
Wer steht denn da, wer steht denn da?
Wir fürchten uns nicht, wir fürchten uns nicht
vor dir mit deinem Brillengesicht.
Wir wissen ja ganz genau,
du bist nicht Mann, du bist nicht Frau.
Du kannst ja nicht zwei Schritte gehn
und bleibst bei Wind und Wetter stehn.
Du bist ja nur ein blosser Stock,
mit Stiefeln, Hosen, Hut und Rock.
Krah, krah, krah!"

(Christian Morgenstern 1871-1914, deutscher Dichter)

 

Herbstwind

Da ist er wieder,
der Wind mit seinen Liedern.
Der Blätter baumeln und fallen lässt,
wie Obst aus dem Geäst.

Manchmal pfeifft er ein süsses Liedchen,
manchmal ein trauriges.
Immer aber ein Liebesliedchen
an Fauliges.

(© Monika Minder)

Keine Blümchen blühen mehr

Keine Blümchen blühen mehr
Nur Wolken fahren schwarz daher.
Doch ein paar Sonnenblumen nicken noch auf einsamer Flur
Und singen mit dem Wind die Melodie in Dur.

(© Monika Minder)

Wohl dem Baume, welcher Früchte trägt,
wenn die Hand des Alters an ihm rüttelt.

(Karl May)

In trauter Verborgenheit

Ade, ihr Sommertage, 
Wie seid ihr so schnell enteilt, 
Gar mancherlei Lust und Plage
Habt ihr uns zugeteilt. 

Wohl war es ein Entzücken, 
Zu wandeln im Sonnenschein, 
Nur die verflixten Mücken
Mischten sich immer darein. 

Und wenn wir auf Waldeswegen
Dem Sange der Vögel gelauscht, 
Dann kam natürlich ein Regen
Auf uns hernieder gerauscht. 

Die lustigen Sänger haben
Nach Süden sich aufgemacht, 
Bei Tage krächzen die Raben, 
Die Käuze schreien bei Nacht.

Was ist das für ein Gesause! 
Es stürmt bereits und schneit. 
Da bleiben wir zwei zu Hause
In trauter Verborgenheit.

Kein Wetter kann uns verdriessen. 
Mein Liebchen, ich und du, 
Wir halten uns warm und schliessen
Hübsch feste die Türen zu.

(Wilhelm Busch 1832-1908)

Die Freunde

Zwei Knaben, Fritz und Ferdinand,
Die gingen immer Hand in Hand,
Und selbst in einer Herzensfrage
Trat ihre Einigkeit zutage.

Sie liebten beide Nachbars Käthchen,
Ein blondgelocktes kleines Mädchen.

Einst sagte die verschmitzte Dirne:
Wer holt mir eine Sommerbirne,
Recht saftig, aber nicht zu klein?
Hernach soll er der Beste sein.

Der Fritz nahm seinen Freund beiseit
Und sprach: Das machen wir zu zweit;
Da drüben wohnt der alte Schramm,
Der hat den schönsten Birnenstamm;
Du steigst hinauf und schüttelst sacht,
Ich lese auf und gebe acht.

Gesagt, getan. Sie sind am Ziel.
Schon als die erste Birne fiel,
Macht Fritz damit sich aus dem Staube,
Denn eben schlich aus dunkler Laube,
In fester Faust ein spanisch Rohr,
Der aufmerksame Schramm hervor.

Auch Ferdinand sah ihn beizeiten
Und tät am Stamm heruntergleiten
In Ängstlichkeit und großer Hast,
Doch eh er unten Fuß gefasst,
Begrüsst ihn Schramm bereits mit Streichen,
Als wollt er einen Stein erweichen.

Der Ferdinand, voll Schmerz und Hitze,
Entfloh und suchte seinen Fritze.
Wie angewurzelt blieb er stehn.
Ach hätt er es doch nie gesehn:

Die Käthe hat den Fritz geküsst,
Worauf sie eine Birne isst.
Seit dies geschah, ist Ferdinand
Mit Fritz nicht mehr so gut bekannt.

(Wilhelm Busch 1832-1908, deutscher Dichter)


 

Die Herbstzeitlose

Einst brachte unser'n Planeten
Die Eiszeit in grosse Not,
Es ging alles Leben flöten,
Jahrtausende lang blieb's tot.

Dann sandte der Herr den Frühling
Erbarmungsvoll hinab,
Er sollte das Leben wecken
Aus tausendjährigem Grab.

Der schlug mit Himmelskräften
Die Gletscher auf das Haupt
Und machte grün die Gebirge
Und alles neu belaubt.

Er schlug mit dem Stab die Erde
Und hiess die Blumen erstehn,
Die vor der Eiszeit waren,
Dieweilen er zählte zehn.

Da kamen sie aufgeschossen
Viel Hunderte an der Zahl
Und wuchsen zu Millionen
In Au und Wald und Tal.

Und nochmals schlug er die Erde
Und mahnend war sein Ruf:
"Es fehlt noch eine von allen,
Die Gott, der Herr, erschuf!"

Da kam ein verdriesslich Murren
Aus tiefem Wiesengrund
Und dann ein spöttisches Lachen
Von elfenzartem Mund:

"Ich folge dir nicht, Herr Frühling,
Zu lange harrt' ich auf dich,
Die ganze schreckliche Eiszeit.
Jetzt warte du auf mich!"

Wohl schwang der Frühling sich klagend
Zu Gottes Thron empor,
Wohl schalt auch dieser die Blume,
Doch bleib sie taub wie zuvor.

Sie schloss in die dunkle Kammer
Der Erde sich trotzig ein,
Obwohl ihr Herzchen verlangte
Nach Licht und Sonnenschein.

Doch endlich nach vielen Monden, -
Sie hielt es nicht länger aus, -
Streckte sie neubegierig
Ihr kleines Köpfchen heraus.

"Was wohl der Frühling machet,
Und ob er noch schaut nach mir?- "
Da war er über die Berge
Mit aller Blumenzier.

Die Welt war kalt und neblig,
Es wehte ein rauher Wind,
Der sang gar traurige Lieder
Dem frierenden Elfenkind.

Von Frühlings zärtlicher Liebe,
Von Frühlings Sehnsucht und Leid,
Und von der Liebe Ende
Und der Blume Verächtlichkeit.

Er sang von dem zornigen Schwure,
Den jener Hehre getan:
"Nie mehr will ich sie sehen!
Sie blühe im Herbst fortan."

Da weinte sie bittre Tränen,
Ach Tränen ohne Trost,
Eisperlen auf die Wiese
Und starb in Schnee und Frost.

Wer kennt nicht die zarte Jungfer
Im Lilatrauergewand,
Die seitdem frierend blühet
Auf herbstlich verödetem Land!

(Emerenz Meier 1874-1928, deutsche Schriftstellerin)

Abschied

Im Hollerbusch ein Vöglein sang
So wundersüss und rein.
Ich horchte stille, horcht' ihm lang,
Da flog es querfeldein.

Mit andern zog es übers Meer
Dem Sommerlande zu.
Ich dachte mir: Was willst du mehr?
So scheide nun auch du.

Von Lieb und Glück hab' ich geträumt,
Es war ein schöner Traum.
Er währte, bis mit Gold umsäumt
Und rot ward Strauch und Baum.

Ade nun Leben, Liebe, Glück!
Ade, ich geh zur Ruh.
Schon fliegt die Seele, strebt der Blick
Dem Sommerlande zu.

(Emerenz Meier 1874-1928, deutsche Schriftstellerin)

Scheiden im Herbst


Der Sommer schied, die Au ward kahl
Und alles Schönen bar.
Nun reichst auch du mit einem Mal
Die Hand mir scheidend dar. 

Hab' oft zum Troste mir gedacht:
Erstirbt die grüne Welt,
Ist's trotzdem immer noch nicht Nacht,
Solange er nicht fehlt. 

Jetzt dunkelt es und zagend schau
Ich vorwärts und zurück:
Kein Blümlein mehr, kein Himmelblau,
Kein Hoffen und kein Glück. 

Das harte Muss gönnt keine Frist,
Ich wünsche es nicht mehr.
Gott hilf mir, ach, im Herbste ist
Das Scheiden doppelt schwer.

(Emerenz Meier 1874-1928, deutsche Schriftstellerin)

Im Herbst

Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.

Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Die ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewusst bestimmte Ziel.

Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.

(Wilhelm Busch 1832-1908, bekannter deutscher Dichter)

Seid mir nur nicht gar zu traurig

Seid mir nur nicht gar zu traurig,
Dass die schöne Zeit entflieht,
Dass die Welle kühl und schaurig
Uns in ihre Wirbel zieht;

Dass des Herzens süße Regung,
Dass der Liebe Hochgenuss,
Jene himmlische Bewegung,
Sich zur Ruh begeben muss.

Lasst uns lieben, singen, trinken,
Und wir pfeifen auf die Zeit;
Selbst ein leises Augenwinken
Zuckt durch alle Ewigkeit. 

(Wilhelm Busch 1832-1908)

Abschied

Ach, wie eilte so geschwinde
Dieser Sommer durch die Welt.
Herbstlich rauscht es in der Linde,
Ihre Blätter mit dem Winde
Wehen übers Stoppelfeld.

Hörst du in den Lüften klingend
Sehnlich klagend das Kuru?
Wandervögel, flügelschwingend,
Lebewohl der Heimat singend,
Ziehn dem fremden Lande zu.

Morgen muss ich in die Ferne.
Liebes Mädchen, bleib mir gut.
Morgen lebt in der Kaserne,
Dass er exerzieren lerne,
Dein dich liebender Rekrut.

(Wilhelm Busch 1832-1908)

Abschied

Die Bäume hören auf zu blühn,
Mein Schatz will in die Fremde ziehn;
Mein Schatz der sprach ein bittres Wort:
Du bleibst nun hier, aber ich muss fort.

Leb wohl, mein Schatz, ich bleib dir treu,
Wo du auch bist, wo ich auch sei.
Bei Regen und bei Sonnenschein,
So lang ich lebe, gedenk ich dein.

So lang ich lebe, lieb ich dich,
Und wenn ich sterbe, bet für mich,
Und wenn du kommst zu meinem Grab,
So denk, dass ich dich geliebet hab.

(Wilhelm Busch 1832-1908, bekannter deutscher Dichter)

 

 

Spätherbst in Venedig

Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder, 
der alle aufgetauchten Tage fängt. 
Die gläsernen Paläste klingen spröder 
an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt 

der Sommer wie ein Haufen Marionetten 
kopfüber, müde, umgebracht. 
Aber vom Grund aus alten Waldskeletten 
steigt Willen auf: als sollte über Nacht 

der General des Meeres die Galeeren 
verdoppeln in dem wachen Arsenal, 
um schon die nächste Morgenluft zu teeren 

mit einer Flotte, welche ruderschlagend 
sich drängt und jäh, mit allen Flaggen tagend, 
den großen Wind hat, strahlend und fatal. 


 


Rainer Maria Rilke, Frühsommer 1908, Paris

 

Abschied

Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.

Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
das, da es mich, mich rufend, gehen ließ.
Zurückblieb, so als wärens alle Frauen
und dennoch klein und weiß und nichts als dies:

Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
ein leise Weiterwinkendes -, schon kaum
erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.

Rainer Maria Rilke

Herbsttag.

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. 
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, 
und auf den Fluren laß die Winde los. 

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; 
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage, 
dränge sie zur Vollendung hin und jage 
die letzte Süße in den schweren Wein. 

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. 
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, 
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben 
und wird in den Alleen hin und her 
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

 

Herbststimmung

Die Luft ist lau, wie in dem Sterbezimmer,
an dessen Türe schon der Tod steht still;
auf nassen Dächern liegt ein blasser Schimmer,
wie der der Kerze, die verlöschen will.

Das Regenwasser röchelt in den Rinnen,
der matte Wind hält Blätterleichenschau; -
und wie ein Schwarm gescheuchter Bekassinen
ziehn bang die kleinen Wolken durch das Grau.

Rainer Maria Rilke, 1895

 

Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: Es ist in allen.

Und doch ist einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke, 1902

Ein Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag

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